Wir, Schwarze Organisationen, Initiativen, Aktivist*innen und Bürger*innen in Deutschland stehen auf und bekennen uns zur heldenhaften Geschichte des Widerstands und des Kampfes gegen Rassismus, Versklavung, Unterdrückung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit, den unsere Ahninnen und Ahnen weltweit führten. Aus der Geschichte des Schwarzen Widerstands heraus, stehen wir in bedingungsloser Solidarität und leiden mit unseren Schwestern und Brüdern, die heute Opfer von Versklavung, Vergewaltigung, Ermordung, Folter, Menschenhandel, Organhandel, Gefangenenlagern und all den undenkbaren, menschenverachtenden, perversen und barbarischen Verbrechen durch arabische Milizen in Libyen sind.
1. Wir verurteilen auf das Schärfste die Versklavung, Vergewaltigung, Ermordung, Folter, Menschenhandel und Gefangenschaft unserer Schwestern und Brüder in Libyen und fordern die sofortige Beendigung dieser rassistischen Verbrechen. Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden und an die Opfer und Betroffenen müssen diese Verbrecher und die libysche Regierung Entschädigungen und Reparationszahlungen leisten.
2. Angesichts der Tatsache, a) dass die rassistischen Milizen von der NATO 2011 gegründet bzw. rekrutiert, gefördert, bewaffnet und bezahlt wurden, um westlichen, imperialistischen Mächten beim kriegerischen Sturz der damaligen Regierung zu helfen; und b) dass sie im Auftrag der EU handeln, die im Rahmen ihrer rassistischen Abschottungspolitik nordafrikanischen Regierungen und Milizen Millionenbeträge zahlen, damit sie afrikanische Geflüchtete daran hindern nach Europa zu kommen, sind die NATO- und EU- Staaten, wie die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien und England Verursacher und Mittäter der Versklavung unserer Schwestern und Brüder.
2.1. Daher fordern wir die Abschaffung der rassistischen Abschottungs- und Abschreckungsmechanismen gegen Geflüchtete und Migrant*innen, sowohl auf der Ebene der EU (z.B. Frontex, das Dublin Abkommen, usw.), als auch in den jeweiligen EULändern.
2.2. Aufgrund der Mittäterschaft europäischer Regierungen müssen auch diese zur Rechenschaft gezogen werden und Reparationen an die afrikanischen Opfer dieses rassistischen Systems leisten.
3. Angesichts der Tatsache, dass die Versklavung, Vergewaltigung, Ermordung, Folter, Erniedrigung von und der Handel mit Schwarze Menschen eine tagtägliche Realität in nordafrikanischen Ländern und in anderen arabischen Ländern ist, fordern wir das sofortige Ende dieser barbarischen Verbrechen in all diesen Länder. Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden und von ihnen und ihren Regierungen müssen Reparationen und Entschädigungen an die Leidtragenden der Verbrechen gezahlt werden.
4. In westlichen Ländern werden durch ausbeuterische, barbarische Mechanismen (wie Billiglöhne und kurzfristige, befristete Arbeitsverträge, illegalistierte Arbeit, Gefängnisindustrie und Gefängnissklaverei, usw.) Schwarze Menschen auch bis zum Tod ausgebeutet. Dazu zählen auch Schwarze Opfer von sexueller Sklaverei in der EU- und den nord-amerikanischen Ländern. Wir fordern die Abschaffung von rassistischen und diskriminierenden Arbeitsgesetzen und kapitalistischen, neoliberalen Arbeitsmarktpolitiken, die überall in westlichen Ländern herrschen und rufen alle Schwarzen Menschen dazu auf, dagegen zu kämpfen – in Solidarität mit der Arbeiter*innenklasse dieser Länder.
5. Angesichts der Tatsache, dass die Verbreitung und Festigung der institutionellen, strukturellen und individuellen Rassismen in westlichen Ländern dazu geführt hat, dass in Europa und den USA die systematische Tötung von Schwarzen Menschen drastisch zugenommen hat, fordern wir, dass nicht nur Einzeltäter bestraft werden, sondern auch, dass die westlichen Regierungen, Reparationen und Entschädigungen an die Betroffenen zahlen.
6. An dieser Stelle, muss betont werden, dass alle gegenwärtigen Formen von Versklavung Schwarzer Menschen in Erinnerung rufen, dass die weiße Vorherrschaft und westliche Hegemonie auf Völkermorden, Deportation und Versklavung unserer Ahninnen und Ahnen und auf kolonialen Strukturen aufbaut und dass die westlichen Länder diese verbrecherische Geschichte immer noch nicht aufgearbeitet haben. Daher fordern wir die westlichen Länder auf, sich der Verantwortung zu stellen, ihre Verbrechen gegen Afrika und Schwarze Menschen weltweit anzuerkennen und Reparationen und Entschädigungen zu zahlen.
7. Wir sind entsetzt und wir verurteilen das Schweigen, die Handlungsunwilligkeit und -Unfähigkeit der Afrikanischen Union (AU) und der afrikanischen Staatschefs und Regierungen aufs Schärfste. Es ist skandalös, dass diese nach Europa kommen um für westliche Opfer zu weinen, aber so unsensibel und zynisch sind, ihre eigenen Mitmenschen/Mitbürger*innen, die Opfer von Versklavung, Vergewaltigung, Ermordung, Folter, Erniedrigung, Menschenhandel und anderen rassistischen Verbrechen sind, nicht beistehen – sei es in arabischen, asiatischen, amerikanischen oder europäischen Ländern.
8. Die Black Community in Deutschland ist sich unserer Verwundbarkeit und der Tatsache, dass wir den rassistischen Unterdrückern und imperialistischen Ausbeutern so total ausgeliefert sind, bewusst. Dies hat damit zu tun, dass nicht wir selbst über unsere eigenen Reichtümer, das politische Geschehen, die Wirtschaftspolitik, Kultur, usw. bestimmen, sondern fremde Mächte, die verstanden haben, dass sie ohne die Reichtümer Afrikas nicht den gleichen Lebensstandard für größere Teile ihrer Bevölkerungen ermöglichen könnten. Dabei plündern sie Afrika mithilfe der Mittäterschaft der neokolonialen, korrupten und inkompetenten politischen Klasse und Eliten, die sie ausgebildet, an die Macht gebracht und uns aufgezwungen haben. Wir rufen auch andere Schwarze Diasporas weltweit und alle Aktivist*innen auf dem Kontinent dazu auf, sich dessen bewusst zu werden.
9. Daher verpflichten wir uns als Community und rufen die Schwarzen Diasporas weltweit und alle Aktivist*innen auf dem Kontinent dazu auf, den Kampf für die totale und komplette Befreiung Afrikas zu verbessern, zu intensivieren und zu beschleunigen. Und das muss auf allen Ebenen passieren: politisch, ökonomisch, militärisch, institutionell, kulturell, wissenschaftlich, technologisch, religiös, spirituell, usw. Dabei müssen wir sofort aus den bilateralen und multilateralen Abkommen, Strukturen und Institutionen aussteigen, die uns gefangen halten und uns unseren Ausbeutern, Versklavern, Vergewaltigern und Unterdrückern hoffnungslos ausliefern. Beispiele hierfür sind:
a) imperialistische Währungs-Zonen wie z.B. die CFA-Zone, Sterling-Zone, Dollar-Zone, Euro-Zone; b) ungerechte Wirtschaftsabkommen: EU-AKP, AGOA (Africa Growth and Opportunity Act-USA), IMF, Weltbank, usw.; c) geopolitische und kulturpolitische Sklavenplantagen wie Commonwealth, Francophonie, Arabische Liga, Vatikan-Synoden, Islamische Konferenz, usw.; d) diplomatische Strukturen die uns schwächen und entmachten, während sie die imperialistischen Räuber stärken und ihnen alle Rechte geben, uns auszubeuten und straffrei zu vernichten, wie z.B. die UNO und ihre Institutionen: Internationaler Strafgerichtshof, Weltgesundheitsorganisation, usw. e) verbrecherische militärische Abkommen bzw. Kooperationen: UN-BLAUHELME, AFRICOM, LORD'S RESISTANCE DISARMAMENT AND NORTHERN UGANDA RECOVERY ACT, OPERATION BARKHANE, G5-SAHEL, usw. und alle ähnlichen NATO-Projekte oder gemeinsame militärische Übungen, die nicht dazu dienen, Terror-Organisationen zu bekämpfen, sondern afrikanische Geflüchtete in der Wüste zu stoppen, bevor sie in nordafrikanische Länder kommen können.
10. Angesichts der oben genannten Unfähigkeit und Unwilligkeit afrikanischer Staaten, Schwarze Menschen weltweit vor fremden rassistischen Versklavern und Unterdrückern, imperialistischen Ausbeutern und perversen Vergewaltigern zu schützen, müssen Schwarze Communities für ihren Schutz, ihr Überleben und ihre Freiheit selbst sorgen. Es ist nicht unser Schicksal, die passive Beute von rassistischen Verbrechen weltweit zu sein. Daher ruft die Black Community in Deutschland alle Schwarzen Frauen* und Männer*, Kinder und Erwachsene dazu auf, sich in allen Bereichen und Formen der Selbstverteidigung, von Selbstschutz und Selbstbehauptung auszubilden und sich lokal, regional, bundesweit und global zu vernetzen und sich gegenseitig zu unterstützen.
NEIN ZU VERSKLAVUNG, VERGEWALTIGUNG, ERMORDUNG, FOLTER, GEFANGENSCHAFT UND ERNIEDRIGUNG VON UND DEM HANDEL MIT SCHWARZEN MENSCHEN IN LIBYEN UND WELTWEIT!
DER KAMPF GEHT WEITER! KOMME WAS WOLLE, VEREINT, WERDEN WIR SIEGEN!
#blacklivesmatter #africanlivesmatter
Berlin, 25. November 2017