Moving Beyond Welcoming
Internationale Konferenz der europäischen Refugee-Bewegungen diskutiert auf dem Hamburger Kampnagel Herausforderungen von Selbst-Organisierung und Solidarität.
Aus den verschiedensten Unterkünften, Camps und Lagern in der Bundesrepublik und dem europäischen Ausland, darunter London, Calais, Lampedusa, Paris, Lesbos und Thessaloniki kamen am letzten Februar-Wochenende (26.-28.02.) mehr als 1.500 Menschen in dem Hamburger Theater Kampnagel zur dreitägigen „International Conference of Refugees and Migrants“ zusammen. Der nahezu perfekt organisierte Event war eine der bislang größten Konferenzen der europäischen Bewegung von Geflüchteten.
Mit Hilfe von Einzelpersonen, kollektiver Unterstützer_innen-Strukturen, Zuschüssen mehrerer Stiftungen, darunter die Rosa Luxemburg Stiftung, sowie einer erfolgreichen Crowd-Funding-Kampagne im Vorfeld konnten die zahlreichen Veranstalter_innen allen Teilnehmer_innen die Fahrtkosten erstatten, sie kostenlos unterbringen und rund um die Uhr verpflegen. Zudem gab es einen Shuttle-Service vom Hauptbahnhof nach Kampnagel, eine professionelle Kinderbetreuung und das Bla-Kollektiv ermöglichte die Übersetzung aller Veranstaltungen in sieben Sprachen sowie in internationaler Gebärdensprache. Nicht zuletzt stand eine juristische Begleitung bereit, um eventuelle Probleme auf dem Weg der Refugee-Aktivist_innen nach Hamburg aufzufangen, wie Fragen von Residenzpflicht und Polizei-Aktionen des racial profiling. Daneben bot die studentische Refugee Law Clinic eine umfangreiche rechtliche Beratung für Geflüchtete an.
Das dichte dreitägige Programm wurde mehrheitlich von den teilnehmenden Gruppen, Organisationen und Aktivist_innen der Geflüchteten selbst organisiert und bespielt, darunter Paneldiskussionen, Workshops, Konzerte und Film-Screenings. Nur einige wenige antirassistische Aktivist_innen aus Deutschland, darunter auf Asylfragen spezialisierte Jurist_innen sowie Vertreter_innen von Watch-the-Med, ein transnationales Netzwerk von migrantischen und migrationsorientierten Gruppen und Einzelpersonen, die ein Alarmtelefon für Flüchtlinge in Seenot betreiben, waren als Moderator_innen oder Referent_innen vertreten.
Insgesamt fünf große Podiumsveranstaltungen, die jeweils von bis zu 500 Menschen besucht wurden, behandelten die aktuell anstehenden Themen wie Politiken der Migrationsabwehr und des Grenzschutzes, aber auch der Kämpfe der Migration an den europäischen Außengrenzen; die Verschärfungen der deutschen Asylgesetzgebung sowie Debatten um Selbstorganisierung und Solidarität.
Wichtig für einen Großteil der Teilnehmer_innen waren sicherlich auch die ca. 30 kleineren Workshops etwa zur Geschichte der Refugee-Bewegungen, Gewalt und Sexismus gegen geflüchtete Frauen, urbane Kämpfe undokumentierter Menschen, Verhältnis zu den Supporter-Strukturen, alternative Medien etc. Hier konnten sich die Anwesenden direkter miteinander über Probleme, Herausforderungen und Erfahrungen austauschen und Strategien politischen Handelns entwickeln. In vielen Workshops stand die Frage im Mittelpunkt, wie ein Leben gegen die gegenwärtigen rassistischen Exklusionsmechanismen organisiert werden und den zukünftig Kommenden die Migrationsrouten offen gehalten werden können. In den Workshops wurde auch versucht, breitere Bündnisse zu schmieden, etwa zwischen den teilweise noch sehr stark voneinander getrennt agierenden etablierteren migrantischen Communities und den erst kürzlich angekommenen Geflüchteten.
Den Auftakt am Freitagabend bildete ein Panel über die Kämpfe und Vernetzungen der Gruppe Lampedusa in Hamburg, eine Initiative von Geflüchteten, die mehrheitlich aus dem subsaharischen Afrika über Libyen und Lampedusa nach Deutschland kamen und bereits in den Protesten der Geflüchteten 2012 aktiv und sichtbar geworden sind. Auch insgesamt bildeten Menschen aus dem subsaharischen Afrika, die heute in Europa leben, die Mehrheit der TeilnehmerInnen der Konferenz. So fiel, neben „Lampedusa in Hamburg“, die starke Präsenz von Aktivist_innen der „Coalitión International des Sans Papiers et des Migrants“ (CISPM) auf. Die CISPM organisiert und vernetzt in Italien, Frankreich und Deutschland vor allem migrantische Gruppen aus dem subsaharischen Afrika, wie etwa die Initiative „Voix des migrants“ in Berlin.
Außerdem waren auch Aktivist_innen u.a. aus Nordafrika, Afghanistan, Syrien sowie zahlreiche Roma dem Aufruf zur Konferenz gefolgt, hatten die Einladung zu Inputs bei Podien und Workshops angenommen oder selbst Veranstaltungen organisiert. Nicht zuletzt waren auch Vertreter_innen der Flüchtlingsmobilisierungen der 2000er Jahre, wie „The Voice“ und die „Karawane“, und sogar viele Migrant_innen nach Hamburg gekommen, die teilweise bereits in der zweiten und dritten Generation in Deutschland leben. Sie bereichteten aus ihrer Geschichte der Kämpfe gegen Rassismus und teilten ihre langjährigen Erfahrungen.
So schien das Konzept eines offenen Raums für Debatte, Austausch und Vernetzung zwischen Flüchtlingen und Migrant_innen mit verschiedenen Geschichten, politischen Hintergründen, rechtlichen und sozialen Situationen aufzugehen. Wütende Entschlossenheit, aber auch Aufbruchsstimmung prägten die Stimmung während des Wochenendes, und die Notwendigkeit der Kooperation und Solidarität war stärker spürbar als das Bedürfnis, das Trennende hervorzuheben und sich voneinander abzugrenzen.
Dies zeigte sich vielleicht am deutlichsten am Samstagnachmittag. Nachdem die großen Podiumsdiskussionen v.a. von männlichen Vertretern der größeren Refugee-Netzwerke wie Lampedusa in Hamburg und CISPM dominiert worden waren, enterten etwa 150 Frauen und Transpersonen, darunter Aktivistinnen von Women in Exile, Gismi Milki und CISPM die große Bühne und unterbrachen die sehr gut besuchte laufende Podiumsdiskussion zu Selbst-Organisierung und Solidarität. Sie forderten eine gleichberechtigtere Repräsentation innerhalb der Refugee-Bewegungen sowie eine stärkere Sichtbarkeit ihrer spezifischen Situation wie Erfahrungen sexueller Gewalt in den gemeinsamen Kämpfen. Die Frauen und Transpersonen übernahmen das Podium und begannen miteinander wie auch mit den anwesenden Männern in den Dialog über Fragen der gleichberechtigteren Partizipation von Frauen, Männern und Transpersonen in den Kämpfen und Bewegungen der Geflüchteten zu diskutieren – ein sehr beeindruckender Moment sozialer Bewegung und politischer Auseinandersetzung, weit jenseits von Skandalisierung, Ausschlussforderungen und Eklat.
Dennoch gab es auch Konflikte, die keine schnelle Lösung erahnen lassen: Hierzu gehörte die notorisch ausweglos erscheinende Rechtlosigkeit der Lampedusa-Flüchtlinge sowie auch insgesamt die immensen strukturellen Ungleichheiten zwischen den Sans Papier – sehr oft aus dem subsaharischen Afrika – und den Flüchtlingen aus Syrien und Irak mit vergleichsweise guten Aussichten auf Asyl. Ein weiterer Konflikt ist jener um die Hierarchien und ungleichen Möglichkeiten der politischen Arbeit. Hier geriet insbesondere die Rolle der (nicht nur) deutschen oder weißen Organizer in die Kritik, die zwar außer Dienstleistungen auf der Konferenz selbst wenig in den Vordergrund traten, die aber im Vorfeld durch ihre Möglichkeiten und auch jahrelangen Praxis viel für die Refugee-Bewegungen möglich gemacht hatten. Zwar ging es auch in diesen Debatten um Benennungen und Problematisierungen, gleichwohl ohne Trennungen zu fordern und Spaltungen hervor zu bringen. So war die Konferenz zwar Ausdruck der Bedingungen gesellschaftlicher Ungleichheiten, zugleich aber eine gelungene Intervention, diese Ungleichheiten in Frage zu stellen, neue Bündnisse einzugehen und sich als gut organisierte Geflüchtete im Kampf um Würde und Rechte sichtbar zu machen.
Die beeindruckendste aller teilnehmenden Gruppen waren die bundesweit organisierten Deaf Refugees, die Gehörlosen. Ihnen gelang es, breit zu mobilisieren, sich zahlreich zu versammeln und ihre Agenda auf der Konferenz sichtbar zu machen bzw. die Konferenz selbst stark zu prägen und darin die klassischen Trennungslinien entlang von race, class und gender zu überwinden. Sie boten einen Ausblick darauf, was eine solidarische und entschlossene antirassistische migrantische Selbstorganisierung zu erreichen fähig ist: eine Vision für die Zukunft.
Flucht/Asyl Montag, 07. März 2016
Autor/Innen: Stefanie Kron, Massimo Perinelli
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Feministinnen nehmen sich die Bühne
„Eierschaukeln is over“
Bei der selbstorganisierten Flüchtlingskonferenz in Hamburg trafen sich 2.000 MigrantInnen und UnterstützerInnen. Es gab Workshops, Podien, Musik – und einen Eklat mit FeministInnen
International Meeting: Auf der Refugee-Conference in Hamburg trafen sich Geflüchtete und UnterstützerInnen um sich zu vernetzen. Foto: dpa
HAMBURG taz | Es ist laut im vegetarischen Essenssaal. Teller klappern, Menschen reden auf Englisch, Französisch, Deutsch und in vielen Sprachen. Sie sitzen sich auf Bierbänken gegenüber oder stehen in der Schlange an der Essensausgabe, lernen sich kennen, tauschen sich aus. Auf einer Leinwand wird das Podium übertragen, das gerade im Hauptsaal auf Kampnagel läuft.
Von Freitag bis Sonntag haben sich auf dem Gelände des Hamburger Theaters 2.000 Geflüchtete und UnterstützerInnen aus verschiedenen Ländern getroffen, um sich zu vernetzen und über Asylgesetze, Rassismus, die Lebensbedingungen der Geflüchteten in Europa zu diskutieren und Möglichkeiten zu finden, ihre Kämpfe gemeinsam zu organisieren. Mitglieder der Gruppen Lampedusa in Hamburg, Refugee-Protestcamp Hannover sowie Berliner Refugee-AktivistInnen hatten die Konferenz initiiert.
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An der Essensausgabe stehen HelferInnen hinter riesigen Töpfen und klatschen im Akkord das Essen auf die Teller. Es gibt rote Linsen mit Karotten, dazu Salat und zwei Stücke Fladenbrot: Vokü-Essen, aber gut abgeschmeckt.
Hasan löffelt seinen Linsenbrei. Er kommt aus Syrien und ist mit zwei Freunden am Freitag aus Winnenden bei Stuttgart angereist, 9 Stunden mit dem Flixbus. Ein Freund von einem Freund bringt sie privat in Hamburg unter. Andere Konferenz-TeilnehmerInnen schlafen direkt auf Kampnagel: Das KünstlerInnen-Kollektiv „Raumlabor Berlin“ hat in einem Theatersaal das „Hotel Blue Flamingo“ errichtet, ein hölzernes Dorf mit 100 Schlafkojen.
Die drei Syrer sind in Eile: „Wir wollen etwas von Hamburg sehen, wo wir schon mal hier sind“, sagt Hasan. Er kramt einen Zettel aus seiner Hosentasche. „Hafenrundfahrt“, steht darauf, „Hafencity“ und „Speicherstadt“, das Standard-Touri-Programm in Hamburg. „Aber wir wissen nicht, wann wir das machen sollen“, sagt er. Von 11 Uhr morgens bis 20 Uhr finden auf Kampnagel Workshops und Diskussionen statt, es werden Filme gezeigt, T-Shirts bedruckt und Banner bemalt und abends gibt es Musik.
Hasans Freund verteilt Taschentücher als Servietten an seine TischnachbarInnen und Hasan erzählt, dass er als Anwalt gearbeitet hat, bevor er aus Syrien floh. In der 30.000-EinwohnerInnen-Stadt Winnenden machen die drei jetzt einen Deutschkurs. Demnächst werden sie „Bufdis“: Im Dezember hat der Bundesfreiwilligendienst ein Sonderprogramm gestartet, bei dem nun Flüchtlinge das machen, was früher Zivildienst hieß. In was für einer Einrichtung die Syrer dann arbeiten, wissen sie noch nicht.
Im Hauptsaal sitzen 300 ZuschauerInnen in den Reihen und lauschen einem Podium zu Willkommenskultur und deutschen Asylgesetzen. Die Mehrheit im Publikum sind People of Color, Schwarze, MigrantInnen. Viele haben Kopfhörer im Ohr und kleine Geräte in der Hand, mit denen man auf verschiedenen Frequenzen Live-Übersetzungen hören kann. Unten, am Rand der Bühne, sitzen 15 DolmetscherInnen dicht gedrängt an einem Tisch inmitten von Kabelsträngen und Mehrfachsteckdosen. Sie übersetzen in sieben Sprachen. Leise und hochkonzentriert sprechen sie in die Mikrofone.
Teilnehmerin der Konferenz
„Was heißt hier selbstorganisiert, wenn andere den Rahmen bestimmen?“
„This is not welcome culture“
Auf der Bühne in den Ledersesseln sitzen zehn DiskutantInnen und eine Moderatorin. Zwei Frauen der Gruppe „Romano Jekipe Ano Hamburg – Vereinigte Roma Hamburg“ sind dabei, der Sprecher von „Lampedusa in Hamburg“ Abimbola Odugbesan, zwei Bewohner des größten Hamburger Flüchtlingslagers in der Schnackenburgallee und fünf weitere Refugee-AktivistInnen aus Afghanistan, Frankreich und anderen Ländern.
Ein Refugee aus Berlin kritisiert die Unterbringung in Lagern. „This is not welcome culture“, sagt er, „das ist keine Willkommenskultur“, und nennt die Flüchtlingscamps „psychological prisons“, psychologische Gefängnisse. Dann spricht er über die öffentliche Debatte um die Vorkommnisse der Silvesternacht in Köln. Darüber, wie Rechte die Ereignisse instrumentalisiert haben, um ein Klima der Angst vor Flüchtlingen zu verschärfen.
„Wir wollen einfach nur normal leben“, sagt Martina, eine der beiden Roma-Frauen der Hamburger Gruppe „Romano Jekipe“. „Aber wir haben Angst, abgeschoben zu werden, deshalb kämpfen wir – eine andere Wahl haben wir nicht.“
Adam, ein Aktivist des Flüchtlingscamps am Oranienplatz in Berlin sagt, dass alle fliehen, weil sie keine andere Wahl haben, und dass er trotzdem stolz ist, Teil einer so mächtigen Bewegung zu sein.
Während in anderen Räumen Workshops zu Themen wie dem NSU-Komplex, Sexismus-Debatten, Gewalt an den Grenzen oder vermeintlich sicheren Herkunftsländern laufen, dreht sich das nächste Panel im Hauptsaal um Selbstorganisierung und Solidarität. Weit kommen die DiskutantInnen aber nicht. Plötzlich stürmt eine aufgebrachten Gruppe in den Saal. Es sind 120 Frauen, die die Bühne besetzen und „Womens space is everywhere“ ruft – „der Raum für Frauen ist überall!“
Der „Womens Space“ soll auf der Konferenz ein sicherer Raum für Frauen auf dem Kampnagel-Gelände sein – viele AktivistInnen fühlen sich dort aber nicht wohl. Der Frauenraum, ursprünglich ein Kunstobjekt mit 6 Zimmern, das als „Eco Favela“ bekannt war und in dem Lampedusa-Flüchtlinge über den letzten Winter Arbeitsräume hatten, sei zu klein, zu abgeschieden und insgesamt unbequem, bemängeln die Frauen. Außerdem gebe es dort keinen Strom. Als ein Demozug waren die Aktivistinnen von dort zum Hauptsaal marschiert und hatten unterwegs Teilnehmerinnen der Workshops eingesammelt.
„Männer dominieren die Konferenz“, beschwert sich die Black-Rights-Aktivistin Mamoushka, die aus London angereist war. „Uns Frauen wird das Wort nicht erteilt, da haben wir es uns genommen“, sagt sie. Eine andere Aktivistin, die aus dem Sudan nach Berlin geflohen ist, nennt gar die Bezeichnung der Konferenz als selbstorganisierte Flüchtlingskonferenz eine Lüge. „Was heißt hier selbstorganisiert?“, fragt sie die ZuhörerInnen im Saal. „Bestimmt nicht, wenn jemand anderes die Rahmenbestimmungen setzt!“
Wo Weiße entscheiden
Letztlich seien es immer die weißen UnterstützerInnen der Flüchtlingskämpfe, die festlegten, welche Räume man nutze, was es zu essen gäbe und wie alles drumherum ablaufe. „Es ist keine Flüchtlingskonferenz, sondern eine Konferenz von Supportern, linken Aktivisten und Geflüchteten“, urteilt sie.
Viel zu oft versteckten sich die UnterstützerInnen hinter der Bühne, um den Anschein zu vermitteln, die Flüchtlinge seien die alleinigen ProtagonistInnen, erklärt die Aktivistin. „Die Realität ist aber anders“, sagt sie. „Ich will nicht, dass jemand meinen Kampf unterstützt. Ich will, dass die linken Aktivisten ihre Kämpfe kämpfen und ich kämpfe meinen Kampf und wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen, kämpfen wir zusammen.“
Die Kritik richte sich aber nicht pauschal gegen die Arbeit der UnterstützerInnen, stellt sie klar – im Gegenteil. „Nur: Sie sollen sich nicht hinter der Bühne und hinter uns Refugees verstecken.“
Ohne die Hilfe vieler Frauen, die Tag und Nacht gearbeitet hätten, um die Konferenz möglich zu machen, wäre der Austausch nicht zustande gekommen, wirft eine Geflüchtete ein und bittet die Hamburger Aktivistin Tanja van de Loo auf die Bühne. Van de Loo, die die Konferenz maßgeblich mitorganisiert hat, bedankt sich für die Zusammenarbeit und sagt, sie sei froh, dass die Frauen sich die Bühne genommen hätten. Dann wendet sie sich ans Publikum und ruft: „Eierschaukeln is over!“
Am Abend spielen im großen Saal Bands, während sich draußen vor den Gebäuden 40 Menschen um eine Feuertonne versammeln. Funken steigen auf, die Leute sitzen ums Feuer, trinken Bier, nicken im Takt der improvisierten Musik. Fünf junge Männer rappen auf drei Sprachen, einer macht Beatbox, ein anderer singt.
Ein paar Meter weiter stehen HelferInnen an einer Waschstraße vor dem Vokü-Zelt und spülen die letzten Teller. Es ist kalt, Dampf steigt aus den Eimern mit dem warmen Seifenwasser. Auf dem Boden unter der Spülstraße breitet sich eine Pfütze aus, fast schon ein See, einige HelferInnen haben nasse Füße und nasse Ärmel. Aber sie sehen zufrieden aus.
http://www.taz.de/!5278794/
Internationale Flüchtlingskonferenz in Hamburg
Gekommen um zu Bleiben - Flüchtlinge wollen sich in Deutschland vernetzen
28.02.2016 | 14:09
Hamburg, Kampnagel, Flüchtlinge, Konferenz
dpa
In teils kämpferischen Worten sprechen Flüchtlinge und Unterstützer auf einer internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg über ihre Situation. Sie wollen für mehr Rechte kämpfen, dabei setzen sie vor allem auf den Aufbau von gegenseitiger Hilfe.
"Wir sind hier, weil Ihr unsere Länder zerstört!", heißt es auf einem Transparent der "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migrantinnen" im Foyer der dicht bevölkerten Hamburger Kampnagelfabrik.
"Kein Mensch ist illegal" besagt ein Poster in der Speisehalle, wo an langen Tischen und im Stehen Couscous und Salat verzehrt werden. Starke, kämpferische Worte sind immer wieder zu sehen und zu hören auf dieser internationalen Flüchtlingskonferenz. Mehr als 2000 Schutzsuchende und Unterstützer haben sich zu der dreitägigen Veranstaltung angemeldet.
Am Ende solle am Sonntag eine Resolution stehen, wie die Situation der Flüchtlinge verbessert werden könne, sagt Abimbola Odugbesan von der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa vor dem Abschlusstag. Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, diese selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. "Das wollen wir jetzt ändern."
Flüchtlinge setzen auf Vernetzung
Wenn die Asylsuchenden in Hamburg am Samstag das Wort ergreifen – etwa auf Podiumsdiskussionen oder einem der 30 Workshops -, dann scheint "Vernetzung" der Schlüsselbegriff zu sein. So ruft der Aktivist Patrick Konde von "CISPM" Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, Asylsuchende aller Herkunftsländer dazu auf, sich zusammenzuschließen.
"Wir müssen gemeinsam kämpfen - für die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen in Europa", sagt der 42-Jährige. Konde stellt vor 300 Zuhörern auch das Projekt "AlarmPhone" vor, mit dem Mittelmeerflüchtlinge im Notfall über Handy um Hilfe rufen können. Mehr als 5000 Anrufe habe es seit Oktober 2014 gegeben, mit 60 000 Menschen sei man dabei in Kontakt gekommen, sagt er.
Nicht die gewünschte Zusammenkunft schafft am Samstagnachmittag dagegen die Belgierin Afra Dekie: In ihrem Workshop wollte sie mit Flüchtlingen ohne Papiere eigentlich über deren Kampf um Anerkennung und Zugehörigkeit sprechen. Stattdessen kommen nur wenige jugendliche Interessierte - vermutlich ohne Migrationshintergrund.
"Wir müssen sichtbar sein"
Auch Roma sind auf der dreitägigen Konferenz vertreten. "Jetzt sind die Roma von Abschiebung betroffen. Wir haben keine Kraft. Die Roma sind nur krank – das müssen sie sein. Sie wohnen im Müll, haben keine Krankenversicherung", klagt ein Mann mittleren Alters vor vielen hundert Besuchern einer Podiumsdiskussion. Im Anschluss betont ein junger Mann namens Adam, der aus Berlin angereist ist: "Wir müssen sichtbar sein. Sonst schert sich keiner um uns." Spontanapplaus erhält er für seinen Satz "Wir agieren zusammen – in Zukunft." Er fügt hinzu: "Widerstand ist wichtig. Wir müssen kämpfen."
Rückhalt bekommen die kämpferisch auftretenden Asylsuchenden auch von Helfern. "Mir ist das Wichtigste, dass diese internationale Konferenz zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem ich mich für die europäische Flüchtlingspolitik schämen muss", sagt Beate Gleiser, Unterstützerin der örtlichen "Lampedusa"-Gruppe. Ihr Wunsch an die Politik? "Mehr Solidarität", sagt die 66-jährige Hamburgerin.
http://m.focus.de/regional/hamburg/internationale-fluechtlingskonferenz…
Pressemitteilung 28.02.2016, Hamburg
Kampnagel Internationale Kulturfabrik GmbH
Zimbabwe: Refugees take on struggles at major meeting in Hamburg:
http://www.chronicle.co.zw/refugees-take-on-struggles-at-major-meeting-…
Flüchtlinge: Bislang meist sprachlos
In Hamburg hat eine Flüchtlingskonferenz stattgefunden, organisiert von Migranten und Aktivisten. Mit veganer Volxküche, diffuser Zielsetzung und viel Selbstbewusstsein.
Von Jan Freitag
29. Februar 2016, 18:39 Uhr
Die Guten, sie klingen manchmal fast nach den weniger Guten, auch wenn sie es gewiss viel besser meinen. "Flüchtlinge", sagt zum Beispiel Juwan Abdulaziz, der vor zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland floh, "haben Pflichten, nicht nur Rechte." Auch wenn der Elektrotechniker mit Wohnsitz Mainz damit auf die Ereignisse von der Kölner Domplatte anspricht, ist das natürlich weniger radikal als Frauke Petry, die Menschen wie ihm am Grenzzaun ja eher mit Waffengewalt begegnen lassen würde, als über Rechte oder Pflichten aufzuklären.
Umso bemerkenswerter klingt so ein selbstkritischer Satz eines unfreiwillig Immigrierten, der mehr will als Schutz und Asyl. Das ist die Tonlage, auf der ersten International Conference of Refugees & Migrants, die an einem strahlenden Winterwochenende Betroffene dessen in Hamburg versammelt, was nicht nur die AfD bedrohlich "Krise" nennt.
Krise?
"Ich nenne es Chance", sagt Juwan in fließendem Deutsch und meint keinesfalls nur das europaweite Treffen von Aktivisten und Aktivitätsadressaten, Eingeborenen und Geflüchteten – wie Flüchtlinge neuerdings heißen, seit die Sprache zum Kriegsschauplatz in einer hitzigen Debatte wird. Einer Debatte, zu der sehr viele beitragen: Politiker und solche, die sie hassen. Medien und solche, die sie Lügenpresse nennen, Ehrenamtliche und solche, die sie als Gutmenschen verachten.
Wer ist Geflüchteter, wer Flüchtlingshelfer?
Nur eine Gruppe nimmt selten teil, und es ist keine kleine Gruppe, was für deren Gegner Teil des Problem ist: Flüchtlinge, im Vorjahr eine Million, 2016 kaum weniger. Eine Gruppe, die bei aller innerer Unterschiedlichkeit eines vereint: Sie ist meist sprachlos. Bis zum vergangenen Freitag, als nordöstlich der Alster die Flüchtlingskonferenz in den Kampnagel-Hallen begann.
Aktivist Juwan (Mitte, mit Brille) ist dem syrischen Bürgerkrieg entkommen und studiert jetzt in Darmstadt.
Wo ansonsten gesamtgesellschaftlich ausgegrenztes Off-, Performance- und Tanztheater Asyl genießt, füllt sich die alte Hamburger Maschinenfabrik mit Menschen aus einem Dutzend europäischer Staaten. Gemeinsam führten sie drei Tage lang ein Stück namens "Selbstbehauptung" auf. Es gibt Workshops, Kunst und Podiumsgespräche, Kino, Reden und Happenings zu Fluchtursachen, -erfahrungen und -folgen, zu Befindlichkeiten, Rechtsfragen. Konferenzstandards eben auf einer Konferenz, die sich allen Standards entzieht.
Es beginnt schon beim Querschnitt der Anwesenden. Wer ist Geflüchteter, wer Flüchtlingshelfer? Rings um den Marktplatz im Empfangssaal voll wegweisender Pappschilder morgen- wie abendländischer Schriftsprachen herrscht ein dauerndes Gewusel von Menschen aus (fast) aller Welt, die man besser nicht optisch zuzuordnen versucht. Etwa Juwan, Typ Hipster mit Bart und passender Brille, der gleichsam als Bildungsbürger und Asylbewerber durchginge, was schon deshalb nicht verwundert, weil er ja beides ist, wie er im Kreis einiger Landsleute beim Singen mit Trommel erzählt.
Der neue Teil seiner Existenz studiert in Darmstadt, der alte ist dem Bürgerkrieg entkommen, gemeinsam leiten beide auf Kampnagel ein Seminar mit dem Titel Syrians against sexism, was Frauke Petry, deren Wahlplakate in einer Jurte auf dem Vorplatz künstlerisch verfremdet werden, wohl schwer irritieren dürfte. Wutbürger, Rassisten und die AfD sortieren diese Art Mensch schließlich in nur zwei Kategorien, die sich eigentlich ausschließen: Opfer und Täter.
http://www.zeit.de/hamburg/kultur/2016-02/hamburg-kampnagel-fluechtling…
Teilnehmer*innen der Flüchtlingskonferenz auf Kampnagel fordern bessere Vernetzung untereinander, Abschiebestopp und Bewegungsfreiheit in Europa
Gut 2000 Teilnehmer*innen zählte die selbst organisierte Internationale Konferenz für Geflüchtete und Migranten, die vom 26. bis zum 28. Februar auf Kampnagel stattgefunden hat. Angereist waren sie u.a. aus Frankreich, Dänemark, Belgien, Spanien, Polen und Tunesien. Auch aus vielen deutschen Städten von Rostock bis Passau kamen Geflüchtete und Unterstützer nach Hamburg. Etwa 800 Übernachtungsplätze, davon 100 im temporären „Blue Flamingo Resorthotel“ auf Kampnagel wurden benötigt, um die Gäste von außerhalb unterzubringen.
In einer abschließenden Diskussionsrunde wurden viele Ergebnisse aus den über 30 Workshops und Podiumsdiskussionen zusammen getragen, die immer wieder deutlich machten, dass Vernetzung untereinander entscheidend sei, um politische Ziele, auch auf europäischer Ebene zu erreichen. Beispielsweise eine Abschaffung des Dublin Abkommens, um Geflüchteten Bewegungsfreiheit in Europa zu ermöglichen. Mitglieder des internationalen Netzwerks CISPM für Flüchtlinge ohne Aufenthaltsstatus sprachen sich explizit gegen die europäische Flüchtlingspolitik, insbesondere dagegen aus, das Schengen Abkommen in Frage zu stellen. Insbesondere Teilnehmer*innen aus Afghanistan und Roma aus dem Balkan sprachen sich vehement gegen Abschiebungen aus. Auch die Rolle der Medien wurde vielfach diskutiert, die ein bestimmtes Bild der Flüchtlinge produzieren würden. „Wir sind keine Kriminellen, keine Vergewaltiger und keine Terroristen“, sagte Larry Moore Macaulay vom Hamburger Refugee Radio Network und rief dazu auf, über eigene Kanäle andere Narrative zu verbreiten als die der Mainstream Medien. Konferenzen würden keine Lösungen herbeiführen sagte Sakher Almohamad vom Kölner Netzwerk Syrians Against Sexism, aber sie böten die Chance zur Vernetzung wie dieses Treffen in Hamburg hervorragend gezeigt habe. Daraus müssten nun Taten folgen. Gehandelt haben viele der Teilnehmerinnen schon während der Konferenz, indem sie sich aus dem „geschützten Raum“ nur für Frauen raus auf die große Bühne bewegten und spontan eine Podiumsdiskussion übernahmen, um über die Belange von Frauen zu diskutieren. Zum Ausklang der Konferenz wurde ein nächstes großes Treffen im Herbst in Berlin angekündigt.
Auf der Kampnagel Webseite unter Service/Presse gibt es eine Auswahl von Fotos von der Konferenz und für Nachfragen steht Abimbola Odugbesan aus dem Organisationsteam zur Verfügung unter 017553110268.
Mit freundlichen Grüßen
Mareike Holfeld
Leitung Kommunikation
T: +49 (0) 40 27 09 49 - 17
M: +49 (0) 179 101 4544
E: Mareike.Holfeld@kampnagel.de
Nach der Flüchtlingskonferenz in Hamburg: Was sind die Ergebnisse?
28.02.2016 | 6 Min. | Quelle: Deutschlandradio Kultur
Autor: Odugbesan, Abimbola Sendung: Fazit http://www.deutschlandradiokultur.de/fazit.1012.de.html Hören bis: 06.09.2016 00:26
http://www.ardmediathek.de/tv/Fazit-Kultur-vom-Tage-Deutschlandrad/Nach…
Certains sont venus d’Italie, de France, de Grande-Bretagne, de Tunisie, de Pologne, du Danemark, de Belgique et, bien entendu, d’autres villes d’Allemagne. En tout, plus de 1 600 réfugiés et militants se sont retrouvés du 26 au 28 février, à Hambourg, pour participer à une « conférence internationale des réfugiés et des migrants », au moment où l’Europe ferme de plus en plus ses portes. Des Togolais, Camerounais, Maliens, Syriens, Afghans, Roms, Erythréens, Ghanéens, Irakiens… Souvent sans papiers, toujours sans argent, nombre d’entre eux ont pris le risque de franchir une ou plusieurs frontières pour s’exprimer et donner une autre image d’eux-mêmes que celle véhiculée par les discours politiques.
A l’origine de cette rencontre : les « Lampedusa à Hambourg », des Africains qui, après être arrivés en Italie en 2011, ont fini par se retrouver dans ce port de la Baltique où ils ont déjà mené plusieurs actions sous le mot d’ordre : « Nous sommes ici pour rester. » Puissamment aidés par le théâtre de Kampnagel – un des quatre théâtres publics de Hambourg – qui a mis sa logistique à leur disposition, les « Lampedusa » ont réuni 70 000 euros (dont 24 000 apportés par la fondation Robert Bosch) pour payer le déplacement et les repas des participants. Côté hébergement : les 800 personnes qui ne venaient pas de Hambourg ont été, pour la plupart, logées chez des particuliers. Les débats en séance plénière (traduits en sept langues par des bénévoles) et les ateliers de travail...
http://www.lemonde.fr/europe/article/2016/02/29/a-hambourg-des-refugies…
28. Februar 2016, 18:54 Uhr
Menschenrechte
Sogar die Vögel wollen weg aus Homs
Die internationale Flüchtlingskonferenz in Hamburg versammelt Menschen, die wissen, was Freiheit bedeutet. Dahinter steht die Gruppe Lampedusa in Hamburg.
Von Thomas Hahn
Die Aktivisten der Gruppe "Syrer gegen Sexismus" haben Bilder aus ihrer Heimat mitgebracht. Und die lassen sie nun über die große Leinwand bei der internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg laufen. Malerische Ansichten fliegen vorbei, schattige Alleen, Plätze mit herrlichen Springbrunnen, Straßen, in denen teure Autos parken. So sehen die Paradiese eines friedlichen Bürgertums aus, die man mit Städten wie München oder Hamburg vergleichen kann. Dann ändern sich die Bilder: zerbombte Häuser, ausgebrannte Autos, Stadtteile, die ihr Leben verloren haben. Die Bilder zeigen Syrien vor und nach dem Krieg. Und als wenig später ein kleiner Film die Kriegsruinen von Homs zeigt, erklärt der Jurist Salah Mustafa auf fast poetische Art, warum er aus seiner Heimat flüchten musste. "Nicht einmal die Vögel wollen noch über Homs fliegen", sagt er, "wenn die Bäume und die Steine die Stadt verlassen könnten, würden sie keine Sekunde länger in Homs bleiben."
Die eigene Vergangenheit ist eigentlich gar nicht das Thema gewesen für die vielen Flüchtlinge, die am Wochenende in der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel an einer sehr bunten, sehr bewegten Konferenz teilgenommen haben. Vorwärts wollen sie schauen, sich Perspektiven erkämpfen in einem Land, das sie ohne Krieg und Unterdrückung wahrscheinlich allenfalls im Urlaub besucht hätten. Aber die Vorurteile in Deutschland sind groß, die gewalttätigen Übergriffe auf Frauen in Köln und anderswo durch eine Horde von Männern ausländischen Aussehens haben sie neu angefacht. Deshalb wollen der Syrer Salah Mustafa und seine Landsleute zeigen, welchen dramatischen Absturz ihre Heimat hinter sich hat. Wer sie sind. Wo sie herkommen. Ohne den Blick zurück geht das nicht. Wie sollten die Menschen im kleinen Deutschland sonst verstehen, dass die Neuankömmlinge, die sie Flüchtlinge nennen, in Syrien mal ein genauso normales Leben geführt haben, wie sie das tun?
Flüchtling. Dieser Begriff ist mittlerweile so sehr in den deutschen Alltag hineingewachsen, dass jeder zu wissen glaubt, was sich dahinter verbirgt. Er haftet den Menschen nach ihrer Flucht an wie ein Etikett. Ein Flüchtling ist ein Fremder, der Teil eines großen Problems ist. Wer genau diese Neuankömmlinge sind, was sie für Qualitäten haben, was für politische Ansichten, das geht unter in den ausführlichen Debatten, in denen sich die Europäer vor allem um sich selbst drehen.
Die Hamburger Konferenz mit insgesamt 2000 Teilnehmern hat in dieser Hinsicht einen wichtigen Kontrapunkt gesetzt. Sie hat gezeigt, dass Flüchtlinge nicht nur die Typen sind, denen man helfen muss. Sondern dass sie eine selbstbestimmte Bewegung sein können. Eine politische Gruppierung mit Gesichtern und Stimmen, die weiß, was Freiheit bedeutet und die für diese Freiheit einstehen will. Die Gruppe Lampedusa in Hamburg steht hinter der Konferenz. Jene Gruppe von Protestlern also, die im Frühjahr 2013 aus dem libyschen Bürgerkrieg über Italien nach Hamburg kamen. Nach Asylverfahren und Zusicherungen in Italien wollten sie sich nicht auch noch den Hamburger Behörden stellen. Seither kämpfen sie um ihr Bleiberecht mit Demonstrationen und öffentlichen Auftritten. Ihre Konferenz ist sozusagen der nächste Schritt in ihrer Karriere als Flüchtlingsrechtler. "Das wichtigste ist", sagt Abimbola Odugbesan, einer der Organisatoren, "dass die Konferenz selbstorganisiert ist von und für Geflüchtete."
Die politisch bewegten Flüchtlinge sind mittlerweile gut vernetzt. In der Kulturszene haben sie ohnehin längst eingeschlagen. Gerade in Hamburg, gerade in der Kulturfabrik Kampnagel. Deren künstlerische Leiterin Amelie Deuflhard hatte wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Lampedusa-Gruppe schon Ärger mit der AfD und Rechtsradikalen. Und am Hamburger Schauspielhaus läuft die Fellini-Adaption "Schiff der Träume" als Lehrstück über die einnehmende Kraft des Fremden; Flüchtlinge werden von einem Kreuzfahrtschiff gerettet und machen es zur Bühne ihres künstlerischen und politischen Talents.
Aber natürlich hat sich auch Hamburgs linksautonomes Milieu gerne mit der Lampedusa-Gruppe solidarisiert. Die ganze Konferenz wirkte fast wie eine Messe für Weltverbesserer und Aktivisten. Das Catering kam von der mobilen Mitmach-Küche "Le Sabot". Die Dolmetscher waren Ehrenamtliche des Kollektivs "bla", das mit Verständigung Machtstrukturen überwinden will. Die Unterkunft für 100 Flüchtlinge in den Kampnagel-Hallen lief unter dem Titel "Blue Flamingo Resorthotel" und war eine raffinierte Holzinstallation des Architekturbüros "raumlaborberlin".
Politisch bewegte Flüchtlinge sind mittlerweile gut vernetzt
Und die Botschaften der Flüchtlinge passten zur Kulisse der Vielfalt. Das Klischee vom frauenfeindlichen Maghrebiner, den nur der nächste Taschendiebstahl interessiert, musste man hier wegstecken. Die Positionen waren teilweise radikal, sie richteten sich gegen jede einschränkende Flüchtlingspolitik. Aber in den drei Tagen der basisdemokratischen Debatte drehte sich alles um Menschenrechte und Freiheit. Die Konferenz war ein Forum für Frauen, sie warb für die Einheit aller Flüchtlinge - und sie war zu kurz. "Die Konferenz sollte noch nicht zu Ende sein", fand Abimbola Odugbesan in seinem Schlussresümee am Sonntag und empfahl, sie zu einer festen Einrichtung zu machen.
www.sueddeutsche.de/kultur/menschenrechte-sogar-die-voegel-wollen-weg-a…
Stand: 28.02.2016 19:08 Uhr - Lesezeit: ca.3 Min.
Konferenz: Flüchtlinge wollen sich vernetzen
Auf einer Flüchtlingskonferenz in der Hamburger Kampnagelfabrik haben Asylsuchende mehr Vernetzung untereinander und gemeinsames Handeln gefordert. Drei Tage lang ging es auf international besetzten Podien und Workshops unter anderem um die Lage an den EU-Grenzen, die verschärfte Asylgesetzgebung oder den Zugang zu Deutschkursen, der vielen Flüchtlingen verwehrt ist.
Flüchtlingskongress auf Kampnagel
Hamburg Journal - 27.02.2016 19:30 Uhr
Asylgesetze, Unterbringung, die Situation an den Grenzen: Über 1.200 Menschen tauschen sich auf Kampnagel aus. Viele Teilnehmer sind Flüchtlinge - so wie Tahir aus Afghanistan.
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Flüchtlinge wollen öffentliches Bild korrigieren
Ankämpfen wollten die Flüchtlinge auch gegen ein negatives Bild ihrer Personengruppe in der Öffentlichkeit. Sie seien "keine Vergewaltiger und keine Terroristen“. Eine Kampnagel-Sprecherin sagte, während der Veranstaltung sei jederzeit spürbar gewesen, wie wichtig es den Betroffenen sei, sich zu äußern. Sie sei beeindruckt davon, welch wichtige Themen in so entspannter Atmosphäre diskutiert wurden, berichtete NDR 90,3. Die Teilnehmer beschlossen, dass im kommenden Jahr eine ähnliche Konferenz in Berlin stattfinden soll.
Aktivist forderte Bewegungsfreiheit in Europa
Aktivist Patrick Konde von "CISPM" Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, rief Asylsuchende aller Herkunftsländer dazu auf, sich zusammenzuschließen. "Wir müssen gemeinsam kämpfen - für die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen in Europa", sagte der 42-Jährige vor rund 300 Besuchern. Konde stellte auf der Konferenz auch das Projekt "AlarmPhone" vor, mit dem Mittelmeerflüchtlinge im Notfall über Handy um Hilfe rufen können. Mehr als 5.000 Anrufe habe es seit Oktober 2014 gegeben, mit 60.000 Menschen sei man dabei in Kontakt gekommen, sagte er.
Auch Roma waren vertreten
Vor vielen Hundert Besuchern klagte ein Mann am Sonnabend auf einer Podiumsdiskussion, dass derzeit viele Roma von Abschiebungen betroffen seien. "Die Roma sind nur krank - das müssen sie sein. Sie wohnen im Müll, haben keine Krankenversicherung", sagte er. Im Anschluss betonte ein junger Mann namens Adam, der aus Berlin angereist war: "Wir müssen sichtbar sein. Sonst schert sich keiner um uns."
Helfer wünschen sich Solidarität
Rückhalt bekommen die kämpferisch auftretenden Asylsuchenden von ihren Helfern. "Mir ist das Wichtigste, dass diese internationale Konferenz zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem ich mich für die europäische Flüchtlingspolitik schämen muss", sagte Beate Gleiser, Unterstützerin der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa. Ihr Wunsch an die Politik? "Mehr Solidarität", so die 66-Jährige.
Von Flüchtlingen selbst organisiert
Abimbola Odugbesan von der Gruppe Lampedusa hatte zu Beginn der Veranstaltung am Freitag gesagt, es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, die Flüchtlinge selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. "Das wollen wir jetzt ändern." Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard sagte, man sei nur Gastgeber gewesen. Diese wohl bislang größte Konferenz von Flüchtlingen sei von den Betroffenen selbst organisiert worden.
"Wachsende fremdenfeindliche Gewalt"
Ali Ahmet von der Lampedusa-Gruppe forderte die Staaten auf, keine Waffen mehr in Krisengebiete zu liefern. Die Gruppe der vor einigen Jahren über die italienische Mittelmeer-Insel Lampedusa eingereisten Afrikaner werde in Hamburg diskriminiert, weil sie Schwarze seien. Tahir Khair Khowa aus Afghanistan warnte davor, die Schutzsuchenden in gute und schlechte Flüchtlinge zu unterteilen. Stefan, Roma-Flüchtling aus Mazedonien, sagte: "Die wachsende fremdenfeindliche Gewalt ist sehr belastend für die Flüchtlinge geworden." Latoya Manley Spain aus Sierra Leone erinnerte daran, dass viele Flüchtlinge vor Krieg und Vertreibung geflohen und unter äußerst belastenden Bedingungen nach Deutschland gekommen seien.
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Konferenz-Fluechtlinge-wollen-si…
17:56Hamburg
Flüchtlinge sind für Änderung des Dublin-Systems
Drei Tage lang diskutierten Flüchtlinge über ihre Lage. Zur Konferenz kamen 2000 Menschen aus verschiedenen Ländern. Auch aus vielen deutschen Städten kamen Geflüchtete und Unterstützer nach Hamburg.
In teils kämpferischen Worten haben Asylsuchende und Unterstützer auf einer internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg über ihre Lage diskutiert. Entschieden forderten sie dabei mehr Vernetzung untereinander und gemeinsames Handeln. Sie wollen beispielsweise auf internationaler Ebene eine Änderung des Dublin-System der EU erreichen, damit sich Flüchtlinge in Europa frei bewegen können. Dies ist ein Fazit der dreitägigen von Flüchtlingen selbst organisierten Veranstaltung in der Kampnagelfabrik. Derzeit ist derjenige Mitgliedsstaat für den Schutzsuchenden verantwortlich, in dem der Flüchtling erstmals EU-Boden betritt.
Zur Veranstaltung kamen rund 2000 Menschen aus verschiedenen Ländern. Angereist waren sie unter anderem aus Frankreich, Dänemark, Belgien, Spanien, Polen und Tunesien. Auch aus vielen deutschen Städten von Rostock bis Passau kamen Geflüchtete und Unterstützer nach Hamburg. Etwa 800 Übernachtungsplätze wurden benötigt, um die Gäste unterzubringen. Die Teilnehmer beschlossen, dass im kommenden Jahr eine ähnliche Konferenz in Berlin stattfinden soll.
Teilnehmer sollen sich mehr vernetzen
Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, die Flüchtlinge selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. "Das wollen wir jetzt ändern." So erklärte der Aktivist Patrick Konde von "CISPM" Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, am Sonnabend vor 300 Besuchern einer Diskussionsrunde: "Wir müssen gemeinsam kämpfen – für die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen in Europa." Der 42-jährige beklagte eine Bevorzugung syrischer Flüchtlinge und forderte Asylsuchende aller Herkunftsländer auf, sich zusammenzuschließen.
Sakher Almohamad vom Kölner Netzwerk Syrians Against Sexism forderte die Teilnehmer auf sich zu vernetzen, damit aus der Konferenz nun Taten folgen können. Gehandelt haben viele der Teilnehmerinnen schon während der Konferenz, indem sie sich aus dem "geschützten Raum" nur für Frauen raus auf die große Bühne bewegten und spontan eine Podiumsdiskussion übernahmen, um über die Belange von Frauen zu diskutieren.
In einem Papier zur Konferenz heißt es, Hauptgründe für die verstärkten Migrationsbewegungen seien "Neokolonialismus, Krieg und ökologische Zerstörung in den Heimatländern der Flüchtlinge." Deshalb sei es nicht akzeptabel, dass Menschen an den Grenzen und Küsten Europas sterben. Bis zum Sonntag wurde in mehr als 30 Workshops und Diskussionsrunden über Gründe der Flucht, die verschärfte Asylgesetzgebung, die Lage an den europäischen Grenzen und die politische Selbstorganisation der Schutzsuchenden diskutiert. lno/DW
lno/DW
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article152746575/Fluechtlinge-sin…
Flüchtlingskonferenz in Hamburg
Kritik an deutscher Asylpolitik
Von Axel Schröder
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Die internationale Flüchtlingskonferenz fand in der Kampnagel-Kulturfabrik in Hamburg statt. (dpa / picture alliance / Markus Scholz)
Die internationale Flüchtlingskonferenz fand in der Kampnagel-Kulturfabrik in Hamburg statt. (dpa / picture alliance / Markus Scholz)
Seit Freitag wurde auf in "Refugee Conference" in Hamburg darüber debattiert, mit welchen Problemen Flüchtlinge in Deutschland zu kämpfen haben. 2.000 Menschen kamen in die Hamburger Kulturfabrik Kampnagel - und formulierten ihre Forderungen an die Politik.
Wie können wir uns besser vernetzen, was sind unsere Forderungen und wie können wir sie am besten durchsetzen? Das war die Kernfrage, die die rund 2.000 Teilnehmer der internationalen Flüchtlingskonferenz drei Tage lang diskutiert haben. In vielen Dutzend Workshops und Podiumsdiskussionen kamen nicht etwa deutsche Expertinnen und Experten zu Wort, sondern die aus ihren Heimatländern geflohenen Menschen. Zum Beispiel die Aktivistinnen der Gruppe "Women in Exile":
"Warum ich hierher und komme und kämpfe? Uns haben sie erzählt, das Deutschland ein Ort der Freiheit ist. Männer und Frauen leben hier gleichberechtigt zusammen. Aber das ist eine männliche Sichtweise! Tut mir leid, aber so sehe ich das. Darum haben wir Frauen uns zusammengetan: Hört auf, euren Sexismus gegen uns einzusetzen! Wir sind hier und kämpfen für unsere Rechte!"
Genau darum ging es im Workshop der Gruppe "Syrians against Sexism". Frauenfeindlichkeit sei eben kein Thema, mit dem sich die geflüchteten Männer und Frauen auseinanderzusetzen haben. Sexistische Übergriffe gebe es eben auch in der deutschen Gesellschaft und es gibt sie in den Unterkünften, durch Bewohner und deutsches Wachpersonal. Der Journalist Sakhr Al-Mohammad von "Syrians against Sexism" wünscht sich deshalb, dass das Problem nicht einseitig betrachtet wird, dass Medien und Politiker das Problem weder dramatisieren noch totschweigen.
Podiumsdiskussion auf der internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg. (Deutschlandradio / Axel Schröder)Podiumsdiskussion auf der internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg. (Deutschlandradio / Axel Schröder)
"Sexismus gibt es in jeder Gesellschaft. Aber es gibt Länder, in denen er stärker ist, zum Beispiel im Nahen Osten oder Nordafrika ist er stärker ausgeprägt als hier. Deshalb müssen wir Workshops organisieren, um den Leuten beizubringen, dass sie diesen Sexismus hier ablegen müssen. Und wir müssen uns um die geflüchteten Frauen kümmern, die damit konfrontiert sind!"
Flüchtlinge bleiben zu lange in Erstaufnahmeunterkünften
Erschwert wird eine solche Arbeit in den Flüchtlingsunterkünften aber durch das ständige Kommen und Gehen von Menschen. Stabile Strukturen, die eine Arbeit von Flüchtlingen mit Flüchtlingen braucht, lassen sich dadurch kaum etablieren. Auch für einen Austausch über dieses Thema sei die Konferenz genau der richtige Ort gewesen.
Kritik wurde vor allem an der deutschen Asylpolitik geübt: an den schleppenden Verfahren, an der Residenzpflicht, an fehlenden Integrationsangeboten, daran, nicht sofort eine Arbeit annehmen zu dürfen. Viel zu lange müssten die Menschen in den Erstaufnahmeunterkünften bleiben, ohne Kontakt zur Gesellschaft und deshalb ohne die Möglichkeit, mit der deutschen Gesellschaft überhaupt in Kontakt zu kommen.
Die deutsche Politik müsse sich auch fragen lassen, warum nicht endlich Waffenexporte in Krisenregionen gestoppt und lokale Konflikte auf diese Weise angeheizt werden. Amelie Deuflhard, die Intendantin der Kulturfabrik Kampnagel und Gastgeberin der Konferenz, hofft, dass auch durch die Tagung eine breite Debatte über die europäischen Flüchtlingspolitik in Gang kommt:
"Ich habe schon das Gefühl, dass das schon der Beginn einer Bewegung ist. Dass das Bild von Flüchtlingen, die ja nur noch in der Masse gesehen werden, in vielen Medien ja nur als Krise, als Flüchtlingskrise. Dabei sind es in Wirklichkeit Individuen, die aus Ländern kommen, die in der Krise sind. Die Krise ist in den Herkunftsländern."
Und dort müsse sich endlich etwas verändern. - Im nächsten Jahr, das wurde heute beschlossen, wird die nächste, die vierte internationale Flüchtlingskonferenz in Berlin stattfinden.
http://www.deutschlandradiokultur.de/fluechtlingskonferenz-in-hamburg-k…
Internationale Flüchtlingskonferenz : Flüchtlinge in Hamburg: „Wir müssen sichtbar sein“
vom 27. Februar 2016
Die Flüchtlinge und ihre Helfer finden starke Worte. Ziel der internationalen Flüchtlingskonferenz ist eine Resolution.
Hamburg | „Wir sind hier, weil Ihr unsere Länder zerstört!“, heißt es auf einem Transparent der „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migrantinnen“ im Foyer der dicht bevölkerten Hamburger Kampnagelfabrik. „Kein Mensch ist illegal“, besagt ein Poster in der Speisehalle, wo an langen Tischen und im Stehen Couscous und Salat verzehrt werden. Starke Worte sind immer wieder zu sehen und zu hören an diesem Samstag auf der internationalen Flüchtlingskonferenz. Mehr als 2000 Schutzsuchende und Unterstützer haben sich zu der dreitätigen Veranstaltung angemeldet.
Am Ende solle eine Resolution stehen, wie die Situation der Flüchtlinge verbessert werden könne, sagt Abimbola Odugbesan von der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa. Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, diese selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. „Das wollen wir jetzt ändern.“
Wenn die Asylsuchenden in Hamburg das Wort ergreifen - etwa auf Podiumsdiskussionen oder einem der 30 Workshops -, dann scheint „Vernetzung“ der Schlüsselbegriff zu sein. So ruft der Aktivist Patrick Konde von „CISPM“ Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, Asylsuchende aller Herkunftsländer dazu auf, sich zusammenzuschließen. „Wir müssen gemeinsam kämpfen - für die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen in Europa“, erklärt der 42-Jährige vor 300 Zuhörern einer Diskussionsrunde. Konde stellt auch das Projekt „AlarmPhone“ vor, mit dem Mittelmeerflüchtlinge im Notfall über Handy um Hilfe rufen können. Mehr als 5000 Anrufe habe es seit Oktober 2014 gegeben, mit 60.000 Menschen sei man dabei in Kontakt gekommen, sagt er.
Nicht die gewünschte Zusammenkunft schafft am Nachmittag dagegen die Belgierin Afra Dekie: In ihrem Workshop wollte sie mit Flüchtlingen ohne Papiere eigentlich über deren Kampf um Anerkennung und Zugehörigkeit sprechen. Stattdessen kommen wenige jugendliche Interessierte vermutlich ohne Migrationshintergrund.
Auch Roma sind auf der Konferenz vertreten. „Jetzt sind die Roma von Abschiebung betroffen. Wir haben keine Kraft. Die Roma sind nur krank - das müssen sie sein. Sie wohnen im Müll, haben keine Krankenversicherung“, klagt ein Mann mittleren Alters vor vielen hundert Besuchern einer Podiumsdiskussion. Im Anschluss betont ein junger Mann namens Adam, der aus Berlin angereist ist: „Wir müssen sichtbar sein. Sonst schert sich keiner um uns.“ Spontanapplaus erhält er für seinen Satz „Wir agieren zusammen - in Zukunft.“ Er fügt hinzu: „Widerstand ist wichtig. Wir müssen kämpfen.“
Rückhalt bekommen die kämpferisch auftretenden Asylsuchenden schon mal von ihren Helfern. „Mir ist das Wichtigste, dass diese internationale Konferenz zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem ich mich für die europäische Flüchtlingspolitik schämen muss“, sagt Beate Gleiser, Unterstützerin der örtlichen „Lampedusa“-Gruppe. Ihr Wunsch an die Politik? „Mehr Solidarität“, sagt die 66-jährige Hamburgerin.
Noch bis Sonntag sollen die Gründe der Flucht, die verschärfte Asylgesetzgebung, die Lage an den europäischen Grenzen und die politische Selbstorganisation der Schutzsuchenden diskutiert werden.
http://www.shz.de/regionales/hamburg/fluechtlinge-in-hamburg-wir-muesse…
Internationale Flüchtlingskonferenz in HamburgGekommen um zu Bleiben - Flüchtlinge wollen sich in Deutschland vernetzen
Sonntag, 28.02.2016, 09:59
In teils kämpferischen Worten sprechen Flüchtlinge und Unterstützer auf einer internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg über ihre Situation. Sie wollen für mehr Rechte kämpfen, dabei setzen sie vor allem auf den Aufbau von gegenseitiger Hilfe.
"Wir sind hier, weil Ihr unsere Länder zerstört!", heißt es auf einem Transparent der "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migrantinnen" im Foyer der dicht bevölkerten Hamburger Kampnagelfabrik. "Kein Mensch ist illegal" besagt ein Poster in der Speisehalle, wo an langen Tischen und im Stehen Couscous und Salat verzehrt werden. Starke, kämpferische Worte sind immer wieder zu sehen und zu hören auf dieser internationalen Flüchtlingskonferenz. Mehr als 2000 Schutzsuchende und Unterstützer haben sich zu der dreitägigen Veranstaltung angemeldet.
Am Ende solle am Sonntag eine Resolution stehen, wie die Situation der Flüchtlinge verbessert werden könne, sagt Abimbola Odugbesan von der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa vor dem Abschlusstag. Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, diese selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. "Das wollen wir jetzt ändern."
Flüchtlinge setzen auf Vernetzung
Wenn die Asylsuchenden in Hamburg am Samstag das Wort ergreifen – etwa auf Podiumsdiskussionen oder einem der 30 Workshops -, dann scheint "Vernetzung" der Schlüsselbegriff zu sein. So ruft der Aktivist Patrick Konde von "CISPM" Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, Asylsuchende aller Herkunftsländer dazu auf, sich zusammenzuschließen.
"Wir müssen gemeinsam kämpfen - für die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen in Europa", sagt der 42-Jährige. Konde stellt vor 300 Zuhörern auch das Projekt "AlarmPhone" vor, mit dem Mittelmeerflüchtlinge im Notfall über Handy um Hilfe rufen können. Mehr als 5000 Anrufe habe es seit Oktober 2014 gegeben, mit 60 000 Menschen sei man dabei in Kontakt gekommen, sagt er.
Nicht die gewünschte Zusammenkunft schafft am Samstagnachmittag dagegen die Belgierin Afra Dekie: In ihrem Workshop wollte sie mit Flüchtlingen ohne Papiere eigentlich über deren Kampf um Anerkennung und Zugehörigkeit sprechen. Stattdessen kommen nur wenige jugendliche Interessierte - vermutlich ohne Migrationshintergrund.
"Wir müssen sichtbar sein"
Auch Roma sind auf der dreitägigen Konferenz vertreten. "Jetzt sind die Roma von Abschiebung betroffen. Wir haben keine Kraft. Die Roma sind nur krank – das müssen sie sein. Sie wohnen im Müll, haben keine Krankenversicherung", klagt ein Mann mittleren Alters vor vielen hundert Besuchern einer Podiumsdiskussion. Im Anschluss betont ein junger Mann namens Adam, der aus Berlin angereist ist: "Wir müssen sichtbar sein. Sonst schert sich keiner um uns." Spontanapplaus erhält er für seinen Satz "Wir agieren zusammen – in Zukunft." Er fügt hinzu: "Widerstand ist wichtig. Wir müssen kämpfen."
http://www.focus.de/regional/hamburg/internationale-fluechtlingskonfere…
Hamburg Flüchtlinge fordern in Hamburg mehr Vernetzung
In teils kämpferischen Worten haben Asylsuchende und Unterstützer auf einer internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg über ihre Lage diskutiert.
1000 Demonstranten gegen türkisches Vorgehen gegen Kurden
Artikel veröffentlicht: Samstag, 27.02.2016 18:50 Uhr
Artikel aktualisiert: Samstag, 27.02.2016 19:25 Uhr
Die Konferenz geht bis Sonntag.
Quelle: Markus Scholz
Hamburg. In teils kämpferischen Worten haben Asylsuchende und Unterstützer auf einer internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg über ihre Lage diskutiert. Entschieden forderten sie dabei am Samstag mehr Vernetzung untereinander und gemeinsames Handeln. Zu der dreitägigen Veranstaltung in der Kampnagelfabrik hatten sich mehr 2000 Menschen angemeldet. Am Ende solle eine Resolution stehen, wie die Situation der Flüchtlinge verbessert werden könne, hatte zuvor Abimbola Odugbesan von der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa erklärt.
Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, die Flüchtlinge selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. „Das wollen wir jetzt ändern.“ So erklärte der Aktivist Patrick Konde von „CISPM“ Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, am Samstag vor 300 Besuchern einer Diskussionsrunde: „Wir müssen gemeinsam kämpfen - für die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen in Europa.“ Der 42-jährige beklagte eine Bevorzugung syrischer Flüchtlinge und forderte Asylsuchende aller Herkunftsländer auf, sich zusammenzuschließen.
In einem Papier zur Konferenz heißt es, Hauptgründe für die verstärkten Migrationsbewegungen seien „Neokolonialismus, Krieg und ökologische Zerstörung in den Heimatländern der Flüchtlinge.“ Deshalb sei es nicht akzeptabel, dass Menschen an den Grenzen und Küsten Europas sterben. Noch bis Sonntag sollen die Gründe der Flucht, die verschärfte Asylgesetzgebung, die Lage an den europäischen Grenzen und die politische Selbstorganisation der Schutzsuchenden diskutiert werden.
http://www.ln-online.de/Nachrichten/Politik/Politik-im-Norden/Fluechtli…
Stand: 27.02.2016 20:11 Uhr - Lesezeit: ca.3 Min.
Konferenz: Flüchtlinge wollen sich vernetzen
Auf der Flüchtlingskonferenz in der Hamburger Kampnagelfabrik haben Asylsuchende am Sonnabend mehr Vernetzung untereinander und gemeinsames Handeln gefordert. Am zweiten Tag der Konferenz ging es unter anderem auf einer international besetzten Podiumsdiskussion um die Lage an den EU-Außen- und Binnengrenzen.
Podien, Plakate, Diskussionen
Teilnehmer einer Flüchtlingskonferenz in Hamburg. © dpa-Bildfunk Fotograf: Markus Scholz
Flüchtlinge aus ganz Europa treffen sich in der Hamburger Kunstfabrik Kampnagel zu einer Konferenz. An drei Tagen werden insgesamt 2.000 Teilnehmer erwartet.
Besucher verfolgen am 27.02.2016 in Hamburg in der Kampnagel-Kulturfabrik einen Workshop der Konferenz "International Conference of Refugees and Migrants". © dpa Fotograf: Daniel Bockwoldt
Mit einer international besetzten Podiumsdiskussion über die Lage an den EU-Außen- und Binnengrenzen wird die Flüchtlingskonferenz am zweiten Tag fortgesetzt. Dabei ruft der Aktivist Patrick Konde von "CISPM" Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, Asylsuchende aller Herkunftsländer dazu auf, sich zusammenzuschließen.
Flüchtlingen treffen sich vom 26.2. bis zum 28.2. auf der selbst organsierten Konferenz "International Conference of Refugees and Migrants" in Hamburg. © dpa Fotograf: Daniel Bockwoldt
In Diskussionsrunden und Workshops wird über Gründe der Flucht, die verschärfte Asylgesetzgebung, die Lage an den europäischen Grenzen und die politische Selbstorganisation der Schutzsuchenden diskutiert. Die Flüchtlinge wollen sich vernetzen, voneinander lernen und ihre Situation in Deutschland und Europa verbessern.
Flüchtlingen treffen sich vom 26.2. bis zum 28.2. auf der selbst organsierten Konferenz "International Conference of Refugees and Migrants" in Hamburg. © dpa Fotograf: Daniel Bockwoldt
Auch Postkarten mit Motiven, die Flüchtlinge zeigen, werden zum Verkauf angeboten. Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, die Flüchtlinge selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen, sagt Abimbola Odugbesan von der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa.
Benjamin Foerster-Baldenius, Mitglied des Kunst- und Architekturkollektivs "raumlaborberlin" steht in Hamburg vor Schlafkojen für die Flüchtlingskonferenz auf Kampnagel. © dpa-Bildfunk Fotograf: Markus Scholz
Benjamin Foerster-Baldenius, Mitglied des Kunst- und Architekturkollektivs "raumlaborberlin", steht vor Schlafkojen, die für die Flüchtlingskonferenz auf Kampnagel aufgebaut wurden. Rund 100 Menschen können hier übernachten.
Flüchtlingen treffen sich vom 26.2. bis zum 28.2. auf der selbst organsierten Konferenz "International Conference of Refugees and Migrants" in Hamburg. © dpa Fotograf: Daniel Bockwoldt
http://www.tagesspiegel.de/politik/migranten-konferenz-in-hamburg-fluec…
Ein Schild mit der Aufschrift "Wir müssen uns vereinen, um uns zu entwickeln und Kraft zu bekommen" hängt an einer Wand. Am Ende der Konferenz soll eine Resolution stehen.
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Teilnehmer einer Flüchtlingskonferenz in Hamburg. © dpa-Bildfunk Fotograf: Markus Scholz
Besucher verfolgen am 27.02.2016 in Hamburg in der Kampnagel-Kulturfabrik einen Workshop der Konferenz "International Conference of Refugees and Migrants". © dpa Fotograf: Daniel Bockwoldt
Flüchtlingen treffen sich vom 26.2. bis zum 28.2. auf der selbst organsierten Konferenz "International Conference of Refugees and Migrants" in Hamburg. © dpa Fotograf: Daniel Bockwoldt
Flüchtlingen treffen sich vom 26.2. bis zum 28.2. auf der selbst organsierten Konferenz "International Conference of Refugees and Migrants" in Hamburg. © dpa Fotograf: Daniel Bockwoldt
Benjamin Foerster-Baldenius, Mitglied des Kunst- und Architekturkollektivs "raumlaborberlin" steht in Hamburg vor Schlafkojen für die Flüchtlingskonferenz auf Kampnagel. © dpa-Bildfunk Fotograf: Markus Scholz
Flüchtlingen treffen sich vom 26.2. bis zum 28.2. auf der selbst organsierten Konferenz "International Conference of Refugees and Migrants" in Hamburg. © dpa Fotograf: Daniel Bockwoldt
Aktivist Patrick Konde von "CISPM" Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, rief Asylsuchende aller Herkunftsländer dazu auf, sich zusammenzuschließen. "Wir müssen gemeinsam kämpfen - für die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen in Europa", sagte der 42-Jährige vor rund 300 Besuchern. Konde stellte auch das Projekt "AlarmPhone" vor, mit dem Mittelmeerflüchtlinge im Notfall über Handy um Hilfe rufen können. Mehr als 5.000 Anrufe habe es seit Oktober 2014 gegeben, mit 60.000 Menschen sei man dabei in Kontakt gekommen, sagte er.
Auch Roma sind vertreten
Vor vielen Hundert Besuchern klagte ein Mann auf einer Podiumsdiskussion, dass derzeit viele Roma von Abschiebungen betroffen seien. "Die Roma sind nur krank - das müssen sie sein. Sie wohnen im Müll, haben keine Krankenversicherung", sagte er. Im Anschluss betonte ein junger Mann namens Adam, der aus Berlin angereist ist: "Wir müssen sichtbar sein. Sonst schert sich keiner um uns."
Helfer wünschen sich Solidarität
Rückhalt bekommen die kämpferisch auftretenden Asylsuchenden von ihren Helfern. "Mir ist das Wichtigste, dass diese internationale Konferenz zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem ich mich für die europäische Flüchtlingspolitik schämen muss", sagte Beate Gleiser, Unterstützerin der örtlichen Lampedusa-Gruppe. Ihr Wunsch an die Politik? "Mehr Solidarität", so die 66-jährige Hamburgerin.
Resolution geplant
Insgesamt werden bis zum Sonntag mehr als 2.000 Schutzsuchende und Unterstützer zu der Konferenz erwartet. In Diskussionsrunden und Workshops wird über Gründe der Flucht, die verschärfte Asylgesetzgebung, die Lage an den europäischen Grenzen und die politische Selbstorganisation der Schutzsuchenden diskutiert. Am Ende der Konferenz solle eine Resolution stehen, hatte Abimbola Odugbesan von der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa zu Beginn der dreitägigen Veranstaltung am Freitag gesagt. Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, die Flüchtlinge selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. "Das wollen wir jetzt ändern."
Von Flüchtlingen selbst organisiert
Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard sagte, man sei nur Gastgeber. Diese wohl bislang größte Konferenz von Flüchtlingen sei von den Betroffenen selbst organisiert worden. Ali Ahmet von der Lampedusa-Gruppe forderte die Staaten auf, keine Waffen mehr in Krisengebiete zu liefern. Die Gruppe der vor einigen Jahren über die italienische Mittelmeer-Insel Lampedusa eingereisten Afrikaner werde in Hamburg diskriminiert, weil sie Schwarze seien.
"Wachsende fremdenfeindliche Gewalt"
Tahir Khair Khowa aus Afghanistan warnte davor, die Schutzsuchenden in gute und schlechte Flüchtlinge zu unterteilen. Stefan, Roma-Flüchtling aus Mazedonien, sagte: "Die wachsende fremdenfeindliche Gewalt ist sehr belastend für die Flüchtlinge geworden." Latoya Manley Spain aus Sierra Leone erinnerte daran, dass viele Flüchtlinge vor Krieg und Vertreibung geflohen und unter äußerst belastenden Bedingungen nach Deutschland gekommen seien.
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Konferenz-Fluechtlinge-wollen-si…
Eklat bei Flüchtlingskonferenz Hamburg
Frauen ergreifen das Wort
Die Konferenz sei weder selbstorganisiert noch kämen Frauen ausreichend zu Wort, kritisierten Aktivistinnen. Sie besetzten ein Podium.
Über 100 Frauen sitzen auf der Bühne bei der Flüchtlingskonferenz auf Kamnagel.
Bühne besetzt: Eine Gruppe von Frauen kritisierte, sie würden an den Rand gedrängt. Foto: Miguel Ferraz
HAMBURG taz | Auf der Internationalen Flüchtlingskonferenz, die an diesem Wochenende auf dem Gelände des Hamburger Kampnagel-Theaters stattfindet, haben Aktivistinnen ein Podium gesprengt und die Bühne besetzt.
Im Hauptsaal des Theaters fand gerade eine Podiumsdiskussion zum Thema „Selbstorganisierung“ statt. Aber die DiskutantInnen, die Organsationen wie „Lampedusa in Hamburg“, „International Coalition of Sans-Papiers, Migrants and Refugees“ oder „Deaf Refugees Welcome Hamburg“ angehörten, wurden unterbrochen. Eine Demo stürmte den Saal: 120 Frauen waren vom „Women‘s Space“ zum Hauptsaal gelaufen, um sich das Wort zu nehmen.
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Der „Women‘s Space“ soll einen sicheren Raum für Frauen auf dem Kampnagel-Gelände darstellen – liegt aber hinter den Gebäuden und ist nach der Meinung einiger Aktivistinnen zu klein, zu abgeschieden und zu unbequem. Außerdem gebe es dort keinen Strom. „Women‘s space is everywhere!“ – „Der Raum für Frauen ist überall!“, riefen die Aktivistinnen, als sie zum Hauptsaal zogen.
Sie kritisierten auch die Organisation der Konferenz. Die wütenden Frauen setzten sich auf die Bühne zwischen und neben die Podiumsteilnehmer und nahmen einem Sprecher der Lampedusa-Gruppe das Mikrofon weg. Frauen sollten überall Platz haben und Gehör finden, anstatt in eine kleinen Extra-Abteilung gesteckt zu werden, forderten die Aktivistinnen.
Die „Lüge“ von der Selbstorganisation
„Männer dominieren die Konferenz“, kritisierte die Black-Rights-Aktivistin Mamoushka, die aus London angereist war. „Uns Frauen wird das Wort nicht erteilt, da haben wir es uns genommen“, sagte sie. Eine andere Aktivistin, die aus dem Sudan nach Berlin geflohen war, nannte gar die Bezeichnung der Konferenz als selbstorganisierte Flüchtlingskonferenz eine Lüge. „Was heißt hier selbstorganisiert?“, fragte sie die circa 300 ZuhörerInnen im Saal, als sie mit 120 anderen Frauen auf der Bühne saß. „Bestimmt nicht, wenn jemand anderes die Rahmenbestimmungen setzt!“
Letztlich seien es immer die weißen UnterstützerInnen der Flüchtlingskämpfe, die festlegten, welche Räume man nutze, was es zu essen gebe und wie alles drumherum ablaufe. „Es ist keine Flüchtlingskonferenz, sondern eine Konferenz von Supportern, linken Aktivisten und Geflüchteten“, urteilte sie.
Weiße UnterstützerInnen sollen sich nicht verstecken
Viel zu oft versteckten sich die UnterstützerInnen hinter der Bühne, um den Anschein zu vermitteln, die Flüchtlinge seien die alleinigen ProtagonistInnen, erklärte die Aktivistin. „Die Realität ist aber anders“, fuhr sie fort. „Ich will nicht, dass jemand meinen Kampf unterstützt. Ich will, dass die linken Aktivisten ihre Kämpfe kämpfen, und ich kämpfe meinen Kampf, und wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen, kämpfen wir zusammen.“
Dann stellte sie noch klar, dass sich die Kritik nicht allein gegen die UnterstützerInnen richte: „Es ist auch ein Problem von uns Refugees, wir sind ebenso schuld, wenn es falsch läuft.“ Sie wolle mit ihrer Kritik keinesfalls sagen, die UnterstützerInnen leisteten keine wichtige Arbeit – im Gegenteil. „Wenn die UnterstützerInnen plötzlich weg wären, würde hier alles zusammenbrechen. Nur: Sie sollen sich nicht hinter der Bühne und hinter uns Refugees verstecken.“
Noch bis Sonntagnachmittag läuft die Konferenz auf Kampnagel. Am Ende soll eine Resolution verabschiedet werden. Die Veranstalter schätzen, dass 1.000 Menschen aus ganz Europa angereist sind.
http://www.taz.de/!5282015/
Migranten-Konferenz in Hamburg
Flüchtlinge fordern mehr Vernetzung
27.02.2016 22:25 Uhr
In Hamburg haben sich 2000 Menschen zu einer von Flüchtlingen organisierten Konferenz getroffen, um sich zu vernetzen und sich auch politisch zu positionieren.
Der Eingangsbereich der internationalen Flüchtlings- und Migranten-Konferenz in der Kampnagel-Kulturfabrik in Hamburg.Bild vergrößern
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Der Eingangsbereich der internationalen Flüchtlings- und Migranten-Konferenz in der Kampnagel-Kulturfabrik in Hamburg. - Foto: Markus Scholz/dpa
In teils kämpferischen Worten haben Asylsuchende und Unterstützer auf einer internationalen Flüchtlingskonferenz in Hamburg über ihre Lage diskutiert. Entschieden forderten sie dabei am Samstag mehr Vernetzung untereinander und gemeinsames Handeln.
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Zu der dreitägigen Veranstaltung in der Kampnagel-Kulturfabrik, die von Flüchtlingen selbst organisiert wurde, hatten sich mehr 2000 Menschen angemeldet. Am Ende solle eine Resolution stehen, wie die Situation der Flüchtlinge verbessert werden könne, hatte zuvor Abimbola Odugbesan von der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa erklärt. Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, die Flüchtlinge selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. „Das wollen wir jetzt ändern.“
Postkarten mit Motiven von Flüchtlingen auf der von Flüchtlingen selbst organsierten Konferenz in Hamburg.Bild vergrößern
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Postkarten mit Motiven von Flüchtlingen auf der von Flüchtlingen selbst organsierten Konferenz in Hamburg. - Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
So erklärte der Aktivist Patrick Konde von „CISPM“ Italien, einer Vereinigung von Migranten ohne Papiere, am Samstag vor 300 Besuchern einer Diskussionsrunde: „Wir müssen gemeinsam kämpfen - für die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen in Europa.“ Der 42-jährige beklagte eine Bevorzugung syrischer Flüchtlinge und forderte Asylsuchende aller Herkunftsländer auf, sich zusammenzuschließen.
In einem Papier zur Konferenz heißt es, Hauptgründe für die verstärkten Migrationsbewegungen seien „Neokolonialismus, Krieg und ökologische Zerstörung in den Heimatländern der Flüchtlinge.“ Deshalb sei es nicht akzeptabel, dass Menschen an den Grenzen und Küsten Europas sterben. Noch bis Sonntag sollen die Gründe der Flucht, die verschärfte Asylgesetzgebung, die Lage an den europäischen Grenzen und die politische Selbstorganisation der Schutzsuchenden diskutiert werden.
Die Konferenz, mit der auch rechtliche Beratung, Kinderbetreuung und besondere Räume für Frauen angeboten werden, wird von der Robert Bosch Stiftung, der "stiftung:do", der Gabriele Fink Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie per Crowdfunding finanziert. Das vollständige Programm gibt es hier. (dpa)
http://www.tagesspiegel.de/politik/migranten-konferenz-in-hamburg-fluec…
Refugees
Refugees take on struggles at major meeting in Germany
Hamburg conference is the first attempt by refugees in Europe to self-organise across borders and create solidarity.
Yermi Brenner | 27 Feb 2016 11:54 GMT | Refugees, War, Germany, Europe
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Anas Aboura, an asylum seeker from Syria, says refugees need to unite to achieve their goals [Yermi Brenner/Al Jazeera]
Anas Aboura, an asylum seeker from Syria, says refugees need to unite to achieve their goals [Yermi Brenner/Al Jazeera]
Hamburg, Germany - More than 1,000 refugees, migrants and activists met in Hamburg for a conference focusing on the challenges refugees face in Europe and on migration routes.
The conference, which started Friday and ends on Sunday, included discussions on European borders, changes to asylum legislation, and the interplay of racism and sexism in the public debate on refugees.
More than one million refugees and migrants arrived in the European Union during 2015, and the pace of arrivals dramatically increased in the first two months of this year.
As tension surrounding refugees and migrants rises at Europe's borders and in its cities, the Hamburg conference - branded "The Struggles of Refugees - How to Go On?" - is the first major attempt by refugees in Europe to self-organise across borders and create solidarity for their common goals.
Refugees to boost Germany’s skilled labour force
"We should give each other power," Anas Aboura, an asylum seeker from Syria, told Al Jazeera at the conference.
"As refugees, we must be united together in order to reach the aims we want to reach, to get equality, to get the right to stay, to get educated, to work, to have a normal life as we had before the wars in our countries started."
Hamed Elfangeri, an asylum seeker from Sudan who lives in Hannover, said it was a good chance for refugees to speak about their struggles.
"We find that the problems for refugees in Germany, in Calais, in Italy are many times the same problems," he said.
The conference was organised by a collaboration of several refugee groups, including Refugee Movement Berlin, Refugee Protest Camp Hannover, and Lampedusa in Hamburg.
The event was funded through the support of three German foundations as well as a crowd-funding campaign that raised 17,500 euros ($19,100).
During the three-day conference, a law clinic will provide asylum seekers and refugees with free legal counselling and a "Queer Island" will offer advice and support for lesbian, gay, bisexual, transsexual, and intersex refugees.
Creating connections between Germans and refugees is one of the main goals of the conference, according to Amelie Deuflhard from Kampnagel, the venue hosting the event.
"It's all about dialogue between people who are living here and the people who are fleeing other countries and coming here as refugees," Deuflhard said.
http://www.aljazeera.com/news/2016/02/refugees-struggles-major-meeting-…
Kampnagel 2000 Teilnehmer bei Flüchtlingskonferenz in Hamburg
Ein Plakat mit der Aufschrift „International Conference of Refugees & Migrants“ hängt am über dem Podium einer Pressekonferenz zu dieser Konferenz
Foto: Markus Scholz / dpa
Ein Plakat mit der Aufschrift „International Conference of Refugees & Migrants“ hängt am über dem Podium einer Pressekonferenz zu dieser Konferenz
Am Ende der Konferenz solle eine Resolution stehen, wie die Situation der Flüchtlinge verbessert werden könne, hieß es.
Hamburg. Mehr als 2000 Schutzsuchende und Unterstützer kommen an diesem Wochenende auf einer dreitägigen Konferenz in Hamburg zusammen. Die Tagung begann am Freitagabend auf dem Veranstaltungsgelände Kampnagel. Allein für Sonnabend sind 1600 Menschen angemeldet.
Am Ende der Konferenz solle eine Resolution stehen, wie die Situation der Flüchtlinge verbessert werden könne, sagte Abimbola Odugbesan von der Hamburger Flüchtlingsgruppe Lampedusa. Es gebe viele Diskussionen über Flüchtlinge, die Flüchtlinge selbst seien aber bisher kein Teil davon gewesen. "Das wollen wir jetzt ändern."
Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard sagte, man sei nur Gastgeber, diese wohl bislang größte Konferenz von Flüchtlingen sei von den Betroffenen selbst organisiert worden. Ali Ahmet von der Lampedusa-Gruppe forderte die Staaten auf, keine Waffen mehr in Krisengebiete zu liefern. Die Gruppe der vor einigen Jahren über die italienische Mittelmeer-Insel Lampedusa eingereisten Afrikaner werde in Hamburg diskriminiert, weil sie Schwarze seien.
"Wachsende fremdenfeindliche Gewalt ist sehr belastend für die Flüchtlinge"
Tahir Khair Khowa aus Afghanistan warnte davor, die Schutzsuchenden in gute und schlechte Flüchtlinge zu unterteilen. Stefan, Roma-Flüchtling aus Mazedonien, sagte: "Die wachsende fremdenfeindliche Gewalt ist sehr belastend für die Flüchtlinge geworden." Latoya Manley Spain aus Sierra Leone erinnerte daran, dass viele Flüchtlinge vor Krieg und Vertreibung geflohen und unter äußerst belastenden Bedingungen nach Deutschland gekommen seien.
Mehrere Flüchtlinge seien auf der Anreise im Raum Münster von der Bundespolizei aus dem Zug geholt worden, teilten die Veranstalter unter Berufung auf Anwälte mit. Die Zugtickets seien eingezogen worden. Die Hintergründe waren zunächst unklar.
Bis zum Sonntag soll in Diskussionsrunden und Workshops über Gründe der Flucht, die verschärfte Asylgesetzgebung, die Lage an den europäischen Grenzen und die politische Selbstorganisation der Schutzsuchenden diskutiert werden. Auf dem Gelände entstand eine vom "raumlaborberlin" entworfene Schlafinstallation für knapp 100 Menschen.
(dpa)
http://www.abendblatt.de/hamburg/article207095327/2000-Teilnehmer-bei-F…
https://www.dropbox.com/s/h7bgm2tq1lkz92k/Press%20Clippings%20Refugee%2…
Hier ein NDR-Bericht:
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Konferenz-Fluechtlinge-wollen-si…
Hier ein Radiointerview:
https://rdl.de/node/29312
Und sogar “Le Monde” berichtete:
http://www.lemonde.fr/europe/article/2016/02/29/a-hambourg-des-refugies…