BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, LUTHERSTR. 5, 99084 ERFURT
Pressemitteilung
213/09
Landesverband Thüringen Landesvorstand
Astrid Rothe-Beinlich
Landessprecherin,Spitzenkandidatin für die Landtagswahl
Telefax: 0361/57 650 35
e-mail: info@gruene-thueringen.de
www.sommergruen.de
Erfurt, 30. Juli 2009
Grüne fordern sofortige Schließung der Asylbewerberunterkunft in Katzhütte
Astrid Rothe-Beinlich: Teilhabe ist Voraussetzung für Integration
Nachdem nun bekannt wurde, dass in der Asylbewerberunterkunft in Katzhütte ein junger Mann versucht hat, sich am 17. Juli selbst zu verbrennen, erneuern BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ihre Forderung nach sofortiger Schließung dieser menschenunwürdigen Einrichtung.
„Zudem schließen wir der Forderung des Flüchtlingsrates an, die Umstände der Verzweiflungstat aufzudecken. Ein Totschweigen dieses Vorfalls ist grundfalsch“, ist Astrid Rothe-Beinlich, Landessprecherin der Thüringer Bündnisgrünen überzeugt. „Vielmehr erneuert sich hier der Eindruck, dass die Augen vor dem eigentlichen Problem verschlossen werden. Wir fordern schon seit Jahren die Schließung dieser und ähnlicher Unterkünfte, die sich fernab jeder Zivilsation befinden und die Isolation der dort lebenden Menschen zur Folge haben. Dass sich das ehemalige Ferienlager Katzhütte auch nicht zum dauerhaften Wohnen eignet, ist hinlänglich bekannt. Schimmel ist immer wieder an der Tagesordnung. Wie nunmehr erneut mit Malerarbeiten versucht wird, sich die Realität schön zu malen, ist ein Skandal“, so Astrid Rothe-Beinlich weiter, die selbst schon mehrfach vor Ort gewesen ist.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen stehen für gleiche Rechte für alle hier lebenden Menschen und machen sich auch auf Bundesebene für die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes stark.
„Wir fordern Bargeldzahlungen statt Gutscheine, lehnen die sogenannte Residenzpflicht für AsylbewerberInnen ab und machen uns für die generelle dezentrale Unterbringung der Betroffenen in Wohnungen oder wohnungsähnlichen Unterbringungen stark. Nur wenn Teilhabe und ein Austausch von Menschen die zu uns kommen mit denen, die hier schon lange zu Hause sind, Selbstverständlichkeit wird, kann Integration gelingen. Für uns bedeutet Vielfalt und von- und miteinander lernen eine Chance für alle“, so Astrid Rothe-Beinlich weiter.
„Außerdem fordern wir, dass künftig auch der Flüchtlingsrat eine Vertretung mit Stimmrecht in die Thüringer Härtefallkommission entsenden kann“, schließt die Grünenpolitikerin.
Für Rückfragen und V.i.S.d.P. Mario Amling 0361/5765034
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Presse zu Katzhütte, Flüchtling setzt sich in Brand
ERFURT: Grüne fordern Schließung von Katzhütte
Die Grünen in Thüringen haben nach dem Suizidversuch eines jungen Mannes erneut die Schließung der Asylbewerberunterkunft in Katzhütte. Die Landessprecherin der Thüringer Grünen, Astrid Rothe-Beinlich, sagte am Donnerstag in Erfurt, dass ihre Partei schon seit Jahren die Schließung dieser und ähnlicher Unterkünfte fordere, die sich fernab jeder
Zivilisation befinden und die Isolation der dort lebenden Menschen zur Folge haben. Am 17. Juli hatte in der Asylbewerberunterkunft in Katzhütte ein junger Mann versucht, sich selbst zu verbrennen.
Rothe-Beinlich sagte, die Einrichtung in Katzhütte sei «menschenunwürdig». Die Grünen schlössen sich der Forderung des Flüchtlingsrates an, die Umstände der Verzweiflungstat aufzudecken. «Ein Totschweigen dieses Vorfalls ist grundfalsch», betonte Rothe-Beinlich.
Die Einrichtung in Katzhütte sei «menschenunwürdig». Dass sich das ehemalige Ferienlager Katzhütte nicht zum dauerhaften Wohnen eignet, sei hinlänglich bekannt.
Die Grünen forderten zudem für Asylbewerber Bargeldzahlungen statt Gutscheine, lehnten die sogenannte Residenzpflicht für Asylbewerber ab und machen sich für eine generelle dezentrale Unterbringung der Betroffenen in Wohnungen oder wohnungsähnlichen Unterbringungen stark.
30.07.2009 TA/ddp
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Überpinselt
Umstritten ist das Asylbewerberheim in Katzhütte seit Langem. Nun wurde es Schauplatz eines tragischen Ereignisses: Bereits am 17. Juli soll sich dort ein junger Mann angezündet haben. Publik wurde der Fall erst gestern. Aus gutem Grund, vermutet der Flüchtlingsrat.
KATZHÜTTE/ERFURT. Es ist der vorletzte Freitag gegen 21 Uhr als Sinan Jarjis den Rauch im Nachbarzimmer bemerkt. Ein Mann liegt darin, das Feuer lodert bereits um ihn herum. Jarjis reagiert prompt, zieht mit einem Mitbewohner den jungen Mann aus den Flammen. Der frühere Medizinstudent bleibt unverletzt.
Er soll den Brand selbst gelegt haben. Der 28 Jahre alte Palästinenser wollte nicht mehr leben, heißt es. Laut Polizei wurde er vorher in einer psychiatrischen Klinik behandelt. Mittlerweile soll er sich erneut dort befinden.
Seinen mutmaßlichen Suizidversuch tut das Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt - das für das Heim verantwortlich ist - als Folge seiner psychischen Erkrankung ab. Für Ellen Könneker vom Thüringer Flüchtlingsrat ist diese Erklärung zu einfach. Das Leben im Asylbewerberheim Katzhütte bedeute völlige Isolation, Einsamkeit und Ungewissheit, sagt sie. "Wenn jemand psychische Probleme hat, kann so ein Umfeld mit Sicherheit eine derartige Verzweiflungstat auslösen."
Im vergangenen Jahr war das Flüchtlingslager bundesweit in den Schlagzeilen. Die Bewohner hatten gegen die Lage fernab jeglicher Zivilisation sowie verschimmelte und schlecht isolierte Wände in dem einstigen DDR-Sommerferienlager protestiert. Eilig wurden die Gebäude
renoviert, doch die Zahl der Bewohner sank stetig. ...
Mehr dazu lesen Sie in der Thüringer Allgemeine.
TA
29.07.2009 Von Alexander DEL REGNO
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Vergessener Brand im Flüchtlingsheim
Ein 28-jähriger offenbar psychisch kranker Jordanier wollte sich in Katzhütte umbringen
Von OTZ-Redakteur Thomas Spanier Katzhütte. Bereits am 17. Juli stand im Flüchtlingsheim in Katzhütte (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) Mobiliar in Flammen. Brandstifter war ein 28-jähriger Asylbewerber aus Jordanien, der das Feuer offenbar in der Absicht gelegt hatte, sich selbst umzubringen.
Mitbewohner bemerkten den Brand und "holten den lebensmüden Mann aus dem brennenden Zimmer", wie die Polizei in Saalfeld gestern mitteilte. Der 28-Jährige sei zuvor mehrere Wochen in der psychiatrischen Klinik in Saalfeld in Behandlung gewesen. Er soll an paranoider Schizophrenie leiden. "Das Motiv für sein Handeln kann im Zusammenhang mit seiner Erkrankung gesehen werden", so Polizeisprecherin Cindy Prochnow.
Zum Einsatz waren neben Polizei und Rettungsdienst auch Feuerwehren aus Katzhütte, Oberweißbach und Meura gekommen. Der Brandstifter, der unverletzt blieb, wurde auf richterlichen Beschluss wieder in die Klinik eingewiesen.
Dass der Fall zwölf Tage später überhaupt publik wurde, ist dem Flüchtlingsrat Thüringen zu verdanken. Der teilte gestern mit, dass sich ein Bewohner des Heimes, das wegen der unzumutbaren Zustände bereits mehrfach in den Schlagzeilen war, in Brand gesetzt habe. Die Polizei habe die Gefahrensituation beim ersten Anruf der Helfer nicht sofort wahrgenommen und "erst nach zwei weiteren Rückrufen der Polizei und mehrmaligen Buchstabie-ren seines Namens" die Feuerwehr losgeschickt, so Ellen Könneker vom Flüchtlingsrat.
Die Polizei weist diese Darstellung zurück. Drei Minuten nach Eingang des Notrufes in der Polizeiinspektion Rudolstadt habe man die Rettungsleitstelle über den Brand informiert. Erst danach habe man den Anrufer zurückgerufen, "um nähere Einzelheiten in Erfahrung zu bringen".
Warum die Öffentlichkeit von dem Brand zunächst gar nichts erfuhr, konnte Sprecherin Prochnow, die zu der Zeit im Urlaub war, gestern nicht erklären. Möglicherweise habe es einfach daran gelegen, dass der Brand an einem Freitagabend 21 Uhr passierte. So vermeldete die Polizeidirektion zwar in einem "Sonderpressebericht" das Verhindern eines Rechts-Rock-Konzertes in Haselbach und am Montag den Brand einer alten Turnhalle in Rudolstadt, das Feuer in Katzhütte aber blieb unerwähnt.
Für den Flüchtlingsrat ist der Vorfall ein Grund mehr, das Heim, das jetzt vom Landkreis betrieben wird, endgültig zu schließen. Katzhütte bedeute ein "Leben in völliger Isolation, Einsamkeit und Ungewissheit", so Könneker.
Zitat: "Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, der sich selbst anzündet?" Ellen Könneker, Flüchtlingsrat Thüringen
29.07.2009 OTZ
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Schockierender Suizidversuch
Im Asylbewerberlager Katzhütte hat sich ein Migrant selbst angezündet.
Flüchtlingsrat fordert Schließung der Unterkunft
Wie erst jetzt bekannt wurde, hat sich am Abend des 17.Juli ein Bewohner des Flüchtlingslagers Katzhütte in Brand gesetzt. Das teilte der Thüringer Flüchtlingsrat am Mittwoch mit. »Nur Dank der couragierten
Hilfe von zwei anderen Bewohnern sei der Asylbewerber gerettet worden«, so Ellen Könneker vom Flüchtlingsrat. Nach Informationen der Organisation hat einer der Migranten, gegen 21 Uhr die Flammen bemerkt und die Polizei verständigt, während ein weiterer Mitbewohner versuchte, das Feuer zu löschen. Nach etwa 15 Minuten, so der Flüchtlingsrat, sei die Feuerwehr eingetroffen. Die genauen Hintergründe der Tat sind bislang unklar. Derzeit befindet sich der Asylbewerber in stationärer ärztlicher Behandlung. Man müsse schon sehr verzweifelt sein, um sich selbst anzuzünden, so Könneker.
Die unzumutbaren Lebensverhältnisse in Katzhütte, einem früheren Ferienlager zirka 100 Kilometer südwestlich von Jena, waren im vergangenen Jahr bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Im Februar 2008 hatten die damals knapp 90 Bewohner die Schließung der heruntergekommenen Unterkunft gefordert. »Wir wollen in normalen Häusern wohnen und nicht in Baracken«, schrieben sie seinerzeit in einem Protestbrief. Die Migranten aus Aserbaidschan, Armenien, Palästina und dem Irak, deren Asylanträge zumeist abgelehnt wurden, beklagten, daß sie von der Heimleitung wie Kriminelle behandelt werden. So dürfe nach 16 Uhr die Gemeinschaftsküche nicht mehr benutzt werden, Kühlschränke und
Heizlüfter würden konfisziert, abends werde das warme Wasser abgestellt, und oft bekämen sie weder Toilettenpapier noch Seife ausgehändigt. Die Lokalpresse berichtete; ein Fernsehteam filmte meterhohe Schimmelflecke.
Gleichzeitig drohten die Behörden mit Sanktionen, sollten die Proteste fortgesetzt werden. Nach dem Suizidversuch fordert der Thüringer Flüchtlingsrat am Mittwoch erneut die Schließung von Katzhütte. (jW)
30.07.2009 Die Tageszeitung junge Welt
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Brand in Flüchtlingsheim - Vorwürfe gegen Polizei
Nach einem Brand im Flüchtlingsheim Katzhütte (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) hat der Flüchtlingsrat abermals die Schließung des Heimes gefordert.
Katzhütte (dpa/th)
Wie Polizeisprecherin Cindy Prochnow am Mittwoch bestätigte, habe ein 28-jähriger Jordanier am 17. Juli Möbel in seinem Zimmer in Brand gesteckt. Den Angaben zufolge wollte er sich offenbar selbst töten. Er soll an paranoider Schizophrenie leiden. Mitbewohner hätten den Brand rechtzeitig bemerkt und den Mann gerettet. Er sei unverletzt und per richterlicher Verfügung wegen seiner psychischen Erkrankung in eine Klinik eingewiesen worden.
Erschienen am 29.07.2009 16:29 Südthüringer Zeitung
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Zahl der Asylbewerber sinkt stetig
Die Grafik zeigt, wie die Zahl der Flüchtlingen im Landkreis in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist. Die Grafik zeigt, wie die Zahl der Flüchtlingen im Landkreis in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist.
Überdurchschnittlicher Rückgang im vergangenen Jahr - zwei Drittel sind Männer
Saalfeld/Katzhütte (OTZ/TS/D.O.). Das Flüchtlingsheim in Katzhütte, das immer mal wieder in die Schlagzeilen gerät und in dem erst Mitte Juli ein 28-jähriger Jordanier einen Suizidversuch unternahm (OTZ berichtete), verstellt etwas den Blick auf eine Entwicklung, die nun schon seit Jahren anhält. Immer weniger Asylbewerber haben nämlich ein Zuhause im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
Aktuell kommen zu den derzeit 50 Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft im Schwarzatal weitere 84 Personen in dezentraler Unterbringung im Landkreis, die dem Asylbewerberleistungsgesetz unterliegen. "Nicht berücksichtigt bei diesen Zahlen sind Personen, die etwa Leistungen der Arge erhalten oder arbeiten bzw. andere Aufenthaltstitel haben", so Peter Lahann, Fachdienstleiter Medien und Kultur im Landratsamt.
Im vergangenen Jahr sind hier nach Angaben des Statistischen Landesamtes noch 165 Flüchtlinge aus anderen Ländern gezählt worden, die vor Krieg und Unterdrückung Schutz gesucht haben. Das waren bereits 33 oder 16,7 Prozent weniger als im Jahr 2007. Nun ist die Zahl, die in den 90er Jahren schon mal vierstellig war, in 2009 also noch weiter zurückgegangen.
In Thüringen insgesamt erreichte die Zahl der Asylbewerber (darunter alle, die Leistungen vom Staat beziehen, auch wenn ihr Antrag bereits abgelehnt worden ist) den bisher niedrigsten Stand. "Am 31. Dezember 2008 erhielten 2947 Personen in Thüringen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Form von Regelleistungen. Das waren 381 Personen bzw. 11,4 Prozent weniger als am Ende des Vorjahres. Damit setzt sich der seit 2003 ununterbrochene Abwärtstrend fort , heißt es in einer Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes. Im Jahr 2003 lebten hier 6733 Flüchtlinge.
Von den 165 Flüchtlingen im Kreis Saalfeld-Rudolstadt waren 107 oder 64,8 Prozent Männer bzw. Jungs. 58 waren Frauen und Mädchen. Landesweit waren zwei Drittel oder 1925 männlichen Geschlechts. Das Durchschnittsalter lag bei 27,2 Jahre und damit um 0,7 Jahre höher als 2007. Fast ein Viertel der Flüchtlinge waren Kinder unter 15 Jahre, so das Statistische Landesamt weiter. Die Mehrzahl, nämlich 59,7 Prozent war im Alter zwischen 21 und 50 Jahre.
Die meisten Asylbewerber, die in Thüringen leben, stammen aus Asien. Von den insgesamt 2947 Asylsuchenden kamen 517 aus Aserbaidschan, 292 aus dem Irak und jeweils 127 aus China und Indien. 850 Männer, Frauen und Kinder stammten aus europäischen Ländern wie Serbien und Montenegro, der Russischen Föderation oder der Türkei. Die Zahl der afrikanischen Flüchtlinge ist in Thüringen und Deutschland überhaupt sehr gering.
Mehr als die Hälfte der Asylbewerber im Freistaat lebte im vergangenen Jahr in Gemeinschaftsunterkünften, 41 Prozent hatten eigene Wohnungen und 3,3 Prozent lebten in Aufnahmeeinrichtungen.
30.07.2009
http://www.otz.de/otz/otz.saalfeld.volltext.php?kennung=on3otzLOKStaSaa…