am 7. November 2009 in Erfurt
Michael Stade, Mitglied des Vorbereitungskreises zum Karawane-Festival 2010 in Jena
Ein Aufruf zur Mitwirkung am Karawane-Festival in der Zeit vom 04. bis 06. Juni 2010 war Thema auf dem 19. antirassistischen und antifaschistischen Ratschlag, der im Königin-Luise-Gymnasium in Erfurt am 07. November 2009 stattfand.
Der Kampf gegen Rassismus ist eng verknüpft mit dem Kampf von Flüchtlingen um die Anerkennung ihrer Rechte, denn immer wieder, wenn man den Ursachen nachgeht, weshalb Grund- und Menschenrechte von Flüchtlingen im Alltag durch Behörden verwehrt werden und teilweise auch durch die Bevölkerung verletzt werden, stößt man auf rassistische
Ursachen.
Ein Kampf gegen Rassismus, der sich auf abstrakte Forderungen beschränkt, läuft letztlich ins Leere, es ist nicht glaubwürdig, gegen Rassismus zu sein und gleichzeitig zu täglichen Erscheinungen von Rassismus zu schweigen. Nur in praktischer Solidarität mit denjenigen, die von Rassismus betroffen sind, lassen sich gemeinsam Wege finden, Rassismus im Alltag als solchen zu entlarven und öffentlich zu machen und so politischen Druck aufzubauen, um diesen zu bekämpfen.
Dazu ist es unabdingbar, zunächst erst einmal die Sicht derjenigen, die von Rassismus betroffen sind, wahrzunehmen. Dazu diente der Reader, welcher den Text „Gemeinsam gegen koloniales Unrecht in Deutschland“ von „The Voice“ enthielt.
Geschichtsschreibung wird immer von den jeweiligen Inhabern der politischen Macht instrumentalisiert, um letztendlich diese Macht und deren Erscheinungsformen zu rechtfertigen. Man kann das z. B. daran erkennen, wie populäre geschichtliche Persönlichkeiten wie Luther oder Goethe von den Nationalsozialisten als Wegbereiter
des Nationalsozialismus, später aber als Wegbereiter des DDR-Sozialismus instrumentalisiert wurden. Es wäre naiv, zu glauben, der gesellschaftliche Diskurs heute wäre nicht von solcher Instrumentalisierung derjenigen geprägt, die heute politische Macht ausüben.
Umso wichtiger ist es, diese verklärende Brille abzusetzen und einmal einen Blick auf die Geschichte aus der Perspektive der politisch Unterdrückten zu wagen, deren Stimme von offiziellen Medien fast flächendeckend ignoriert wird. Dazu ist dieser Text „Gemeinsam gegen koloniales Unrecht in Deutschland“ hervorragend geeignet.
Ein friedliches Zusammenleben auf unserem Planeten ist nur denkbar, wenn es gelingt, unveräußerliche Grund- und Menschenrechte durchzusetzen, Rechte, die allen Menschen gleichermaßen gewährt werden müssen und von denen niemand ausgenommen werden darf. Politische Macht und Gewalt, die von diesem Prinzip abweicht, verliert ihre Legitimation, was sich dadurch manifestieren muss, dass sie auf breiten öffentlichen Widerstand trifft.
Genau hier liegt das Problem in Deutschland, während solche Grundrechte in politischen Reden hoch gelobt werden, werden sie gleichzeitig in täglichen Verwaltungsakten massiv mit Füßen getreten, ohne dass dies in angemessener Form im gesellschaftlichen Diskurs und in den Medien thematisiert wird.
Dieses Schweigen liefert die Voraussetzungen dafür, dass menschenrechtswidrige Praktiken immer mehr um sich greifen können, es ist verantwortlich für die systematische Zerstörung von Menschenleben und einer jährlich wachsenden Zahl von Toten, die an den europäischen Außengrenzen inzwischen nach Tausenden pro Jahr zählt. Wie dieses Schweigen über tägliche massive Menschenrechtsverletzungen eines Staates, der sich als Rechtsstaat auf einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung begreift, gebrochen werden kann, war unter anderem auch Thema des Workshops „Menschenrechte auf dem Prüfstand“.
Ich möchte alle, denen die Beseitigung rassistischer Zustände in unserer Gesellschaft am Herzen liegt, dazu auffordern, sich aktiv an den Vorbereitungen des Karawane-Festivals zu beteiligen.
Michael Stade
Mitglied des Vorbereitungskreises zum Karawane-Festival 2010 in Jena
Aus der TLZ zum Antirassistischen Ratschlag:
„Die Teilnehmer des Treffens erhielten am Sonnabend außerdem Informationsmaterial über das Karawane Festival 2010, denn die afrikanische Masken-, Tanz- und Konzert-Parade für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten in Europa wird vom 4. bis 6. Juni ganz Jena in ihren Bann ziehen.“ . . . TLZ 09.11.2009