Flüchtlingsheim : Katastrophaler Zustand
Velbert, 06.05.2010, Ellen Wiederstein
Velbert. "Karawane" zieht heute zur Talstraße und besucht die Bewohner. Stadt arbeitet mit Hochdruck an Gesamtkonzept
Der Zustand des Flüchtlingsheims an der Talstraße ist auch der „Karawane“ aufgefallen. Heute zieht die bundesweit agierende Organisation für die Rechte der Flüchtlinge und Migrant/innen zu dem Heim in die Velberter Nordstadt. Die „Karawane“ setzt sich als Netzwerk aus Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen von Flüchtlingen, Migrant/innen und Deutschen zusammen. Eine Erstbesichtigung soll bereits durch die Wuppertaler „Karawane“-Gruppe stattgefunden haben. „Der Zustand dieses Heims ist einfach nur katastrophal“, erläutert eine Mitarbeiterin der Gruppe. „Und wir haben den Vergleich, weil wir viele Übergangsheime besuchen und besichtigen.“
Aufmerksam geworden ist die „Karawane“ durch Velberter Aktive wie Frank Telega und Jan Lichtwitz (beide Jusos) oder Ingrid Schween (Ratsfrau „Die Linke“). Mit weiteren Engagierten haben sie sich vor gut drei Monaten der Wuppertaler Karawane angeschlossen.
Heute nun besuchen sie die Heim-Bewohner an der Tal-straße und bringen, laut Frank Telega, einen Arzt und einen Kirchenvertreter mit. Telega: „Wir haben bereits Kontakt zu einigen Flüchtlingen dort aufgenommen. Sie haben Vertrauen zu uns. Sie wollen heute ihre Situation schildern und gewähren Einblick in ihre Unterkunft.“
Laut der Karawane-Sprecherin wohnen in einem Trakt rund 50 alleinstehende Männer aller Nationalitäten, „oft zu dritt oder viert in einem Zimmer“. Hier stünden zwei Duschen im Kellerbereich zur Verfügung, die in einem nicht wirklich guten Zustand seien. In den weiteren Gebäuden lebten Familien und alleinstehende Frauen. Diese Häuser habe die „Karawane noch nicht von innen gesehen“.
Für die Velberter Aktiven schildert Telega: „Hier leben etliche Männer, Frauen und Kinder, die auf ihre Aufenthaltserlaubnis für Deutschland warten oder hier nur geduldet sind, unter menschenunwürdigen Bedingungen in den halb zerfallenen Häusern.“ Und: „Die Unterbringung macht sie und ihre Familien krank. Da es nachts stets laut ist und das Zusammenleben auf engem Raum zu Konflikten führt, leiden besonders Kranke, Ältere und Kinder unter den Wohnbedingungen.“
„Wir wissen, dass wir etwas machen müssen“, so Hans-Joachim Blißenbach, Pressesprecher der Stadt Velbert. „Verwaltungsintern wird mit Hochdruck gearbeitet.“ Doch sei die Talstraße als Übergangsheim nicht allein zu sehen. Schließlich gebe es in der Gesamtstadt 20 Gebäude, in denen insgesamt 205 Menschen lebten. Blißenbach: „Es muss ein tragfähiges Gesamtkonzept erstellt werden.“
Am 31. Mai werden der Integrationsrat und der Sozialausschuss gemeinsam die Tal-straße besuchen. Blißenbach: „Hier arbeitet die Verwaltung gemeinsam mit der Politik. Wir sind alle sehr daran interesiert, eine gute Lösung für die Menschen dort zu finden“.
Die Stadt unterhält sieben Gebäude an der Talstraße, vier an der Elisabethstraße, vier an der Grafenburg und jeweils eins an der Oststraße, der Kuhler Straße und der Frohnstraße (Langenberg) sowie zwei am Hixholzer Weg (Neviges).
http://www.derwesten.de/staedte/velbert/Katastrophaler-Zustand-id295196…