Erschienen am 18.12.2010 00:00
Die Zustände in der Unterkunft für Asylbewerber in Zella-Mehlis kritisierte die Vorsitzende der linken Kreistagsfraktion, Heike Gundlach, während der Haushaltsdebatte am Donnerstagabend.
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In der Gemeinschaftsunterkunft in Zella-Mehlis leben 170 Kinder, Frauen und Männer aus vielen Nationen. Foto: frankphoto.de
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Zella-Mehlis/Meiningen - Heike Gundlach (Die Linke) sprach während der Kreistagssitzung in Meiningen von einem "beschämend schlechten Zustand" im Asylbewerberheim, auf den Ina Leukefeld aufmerksam gemacht habe. Die linke Landtagsabgeordnete hatte vor einigen Monaten die einzige Einrichtung dieser Art im Landkreis Schmalkalden-Meiningen besucht. In dem Block, der an der Gemarkungsgrenze Zella-Mehlis/Suhl liegt und seit mehr als zehn Jahren als Gemeinschaftsunterkunft genutzt wird, leben 170 Menschen aus vielen Nationen.
Linke für Wohnungen
In dem Gebäude soll es Heike Gundlach zufolge schimmlige Wände, unterkühlte Zimmer und Kinder mit chronischem Husten geben. "Wir konnten uns als Fraktion noch kein Bild machen", sagte die Vorsitzende und betonte, dass das Heim auch schon in einer überregionalen Zeitung für Negativschlagzeilen gesorgt habe. Die Fraktionsvorsitzende forderte dazu auf, statt der zentralen Unterbringung der Asylbewerber Einzelunterkünfte zu schaffen und die Menschen in Wohnungen unterzubringen. "Es ist das Gebot der Stunde, das Leben der Menschen dort zu verbessern. So viel Respekt müssen wir ihnen entgegenbringen."
Auch Ulrich Töpfer aus Meiningen, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sind schon Beschwerden über die Zustände im Heim zu Ohren gekommen. "Dort ist es nicht so, wie es sich für ein Leben in Würde gehört", beklagte er. Er würde eigenen Worten zufolge einen Trägerwechsel begrüßen und forderte den Landkreis auf, statt der Massenunterkunft für die Asylbewerber mehr Einzelunterkünfte zu schaffen.
Harald Bernhardt, Fachbereichsleiter Sicherheit und Ordnung im Landratsamt Meiningen, erwiderte: "Wir wissen, dass es um das Heim nicht zum Besten steht. Es stimmt aber nicht, dass dort die Wärme nicht gegeben ist. Wir führen regelmäßige Kontrollen durch." Zur Wahrheit gehöre auch, dass Bewohner nachts absichtlich das Wasser laufen ließen und so das Heizsystem störten. "Ziel ist es, so aus dem Heim in eine Wohnung zu kommen", sagte Bernhardt während der Kreistagssitzung. Das Problem sei, dass der Gesetzgeber davon ausgehe, dass die Asylbewerberverfahren zügig entschieden werden. Tatsächlich aber gebe es Fälle, die sich über Jahre hinziehen. Der Kreis sei jetzt bemüht, eine andere Immobilie zu finden. Es sei auch vorstellbar, einen Teil der Asylbewerber in Hausgemeinschaften zu integrieren. "Es gibt aber sozial unverträgliche Fälle, die wir nicht in Hausgemeinschaften unterbringen können. Sonst ist der Ärger vorprogrammiert."
Gegenüber Freies Wort sagte Horst Beuthe, Kreistagsmitglied der SPD, hier werde von verschiedenen Seiten versucht, "Polemik zu machen". "Ich habe mir am Montag das Heim angesehen und festgestellt: Es gibt Mängel, das ist richtig. Aber sie sind nicht von solcher Tragweite, wie es dargestellt worden ist. Der Betreiber ist darum bemüht, diese Mängel abzustellen." Von eisiger Kälte in dem Haus und einer kaputten Heizung sei nichts zu spüren gewesen. "Im Gegenteil. Es war überall angenehm warm", so der Kreisrat, der zugleich Stadtrat in Zella-Mehlis ist.
Hoher Wasserverbrauch
Beuthe weiß, dass der Betreiber verpflichtet worden ist, in das Objekt zu investieren. So sei beispielsweise vorgesehen, Anfang nächsten Jahres drei neue Boiler aufzustellen, um die Warmwasserversorgung besser sicherzustellen. Im Gespräch mit dem Betreiber der Einrichtung habe er erfahren, dass der Wasserverbrauch weit über dem normal üblichen Maß liegt. Dass die Bewohner des Hauses oft das Wasser sehr lange Zeit laufen lassen, auch das wurde ihm bei dem Besuch bestätigt.
Die Kritik an schlechten Bedingungen - diese war auch vom Flüchtlingsrat Thüringen bei einer Zusammenkunft Ende Oktober in Zella-Mehlis geäußert worden - kann Beuthe nicht nachvollziehen. "Die Küchen sind gut ausgestattet, die Flure in gutem Zustand. Das Beste ist, man macht sich selbst einen Eindruck vom Heim."
Der Betreiber der Einrichtung gab gegenüber Freies Wort gestern keine Auskünfte und verwies auf die zuständige Ordnungsbehörde im Landratsamt. hi/bk