Spendenaufruf: Widerstand in Lagern kostet Geld!
Demonstration nach Selbstmord eines Flüchlings
15:00 Uhr vor der Ausländerbehörde
Schloßplatz 1 in Gifhorn
Hintergrundinformationen
zu Meinersen
Liebe Freundinnnen und Freunde,
im Anschluss findet ihr unseren offenen Brief über den Selbstmord unseres Nachbarn im Lager Meinersen!! Morgen um 15:00 findet eine Demo vor der Gifhorner Ausländerbehörde Schloßplatz 1, 38158 Gifhorn statt. Kommt alle zur Demo und unterstützt uns.Wir müssen diesen andauernden Skandal beenden.
Vielen Dank für die Unterstützung
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Suizid in Meinersen
Mittwoch, 2. März 2011
Liebe Freund_innen und Unterstützer_innen,
es ist ein schreckliches Unglück im Landkreis Gifhorn passiert. Ein Nachbar von uns hat sich gestern das Leben genommen, indem er seinen Kopf auf die Gleise vor einen ankommenden Güterzug legte. Bitte helfen Sie uns diesen Skandal aufzuklären und in Zukunft zu verhindern.
Der Landkreis Gifhorn macht uns Asylbewerber_innen sehr viel Stress und Druck. Manche von uns müssen alle 3 Tage zur Ausländerbehörde um ihre Duldung zu verlängern. Bei jedem Gespräch droht uns Herr Renders mit Abschiebung. Herr Renders sagt uns bei jedem Gespräch und Verhör: „In 3 bis 4 Tagen wirst du abgeschoben“. Diese 3 bis 4 Tage können wir nicht ruhig schlafen und haben Angst, abgeschoben zu werden. Herr Renders erlaubt uns nicht an antirassistischen Konferenzen teilzunehmen, damit wir der Öffentlichkeit nicht berichten, was er uns antut, nämlich dass wir hier schikaniert, bedroht und unter Druck gesetzt werden. Man erlaubt uns nicht Psychotherapien zu machen. Man droht uns mit Abschiebung und Kürzung der Leistungen, wenn wir eine Demo planen oder an einer Demo teilnehmen möchten, um über unsere Situation zu berichten.
Es ist eine Katastrophe und Bestrafung für uns Asylbewerber_innen im Landkreis Gifhorn unter der Leitung der Landrätin Marion Lau, Michael Funke (Fachbereichsleiter der Ausländerbehörde), Herrn Renders (Leiter der Ausländerbehörde), Herr Wienecke (Leiter des Sozialamtes), Frau
Wissmann, zu leben. Wir haben nicht nur einmal gegen die Methoden der Ausländerbehörde protestiert. Wir haben sehr oft versucht, der Öffentlichkeit zu berichten, dass es uns im Landkreis Gifhorn sehr schlecht geht. Wir haben gesagt: dass unsere Nerven das bald nicht mehr aushalten.
Wir haben in unserem offenen Brief an die Ausländerbehörde, an die Politiker, an das Innenministerium geschrieben, dass viele von uns suizidgefährdet sind. Doch die Ausländerbehörde und das Innenministerium haben unsere Forderungen und unsere Hilfeschreie einfach ignoriert.
Liebe Freund_innen und Unterstützer_innen, wir haben es satt, von der Ausländerbehörde schikaniert und am Ende als Betrüger_innen abgestempelt zu werden. Wir müssen diesen andauernden Skandal beenden!!!!
Viele Grüße
Flüchtlinge aus Meinersen
+ + + + + Hintergrundinformationen zu Meinersen + + + + +
- Wir wollen nicht in Lagern dahinvegeterien Interview mit Nurjana Ismailova
- Bericht vom Besuch im Lager Meinersen durch zwei SPD Abgeordnete
- Ausländerbehörde Gifhorn – ein Hort der Unmenschlichkeit und der Rechtsbeugung
- jungewelt: Behörde in Gifhorn schikaniert Flüchtlinge Abgeordnete kündigen Besuch im Lager an
- Waz: Demonstranten kämpfen für Flüchtlinge
- Gifhorner Rundschau: Bericht Gifhorner Rundschau
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03.03.2011 | 2 Kommentare
Zustände im Flüchtlingsheim Gifhorn
Asylbewerber tötet sich selbst
Ein Flüchtling aus Nepal lässt sich von einem Zug überrollen. Er lebte in einem Heim, dessen Bewohner seit Langem über Schikanen der Ausländerbehörde klagen.
VON CHRISTIAN JAKOB
Altbekannte Missstände: Asylbewerber protestieren gegen die Unterkunft in Meinersen, Sommer 2010.
Foto: Christian Jakob
BREMEN taz | Den zwei Schülerinnen bot sich ein grausiges Bild: Am Dienstagnachmittag beobachteten die beiden 14 und 15 Jahre alten Mädchen am Gifhorner Bahnhof, wie ein Mann vom Bahnsteig herabstieg und langsam seinen Kopf auf die Schienen beugte.
Sie versuchten ihn zu warnen, doch er verharrte auf den Gleisen, bis ihn der herannahende Güterzug aus Hannover überrollte.
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Bei dem Toten handelt es sich um einen 40-jährigen Nepalesen. 1996 kam er nach Deutschland, sein Asylantrag wurde abgelehnt.
Seither lebte er als Geduldeter in verschiedenen Asylbewerberheimen. Die Behörden verweigerten ihm ein Aufenthaltsrecht, doch weil er keinen Pass hatte, konnten sie ihn nicht abschieben.
Fast 15 Jahre ging das so, zuletzt wohnte er in einem Heim in Meinersen nahe Gifhorn.
Der dortigen Ausländerbehörde gelang es kürzlich, bei der Botschaft Nepals ein so genanntes Passersatzpapier für ihn zu beschaffen. Es ermöglicht einen Grenzübertritt - und somit die Abschiebung.
"Als er von der Abschiebung erfahren hat, wusste er sich nicht mehr anders zu helfen", sagt eine Sprecherin der Heimbewohner zur taz. Sie hätten der Ausländerbehörde und den Politikern schon vorher gesagt, dass so etwas passieren würde.
Die Heimbewohner klagen seit Langem über eine schikanöse Behandlung durch das Ausländeramt. "Wir werden vom Rest der Gesellschaft isoliert und haben keine Privatsphäre", heißt es in einem offenen Brief, den sie im Oktober verfasst haben.
Es gebe ständige Kontrollen und Gängeleien, sie müssten sich jahrelang enge Zimmer mit mehreren Personen teilen. Auch von Suizidgefahr war die Rede.
Die Bewohner forderten eine Unterbringung in Wohnungen, die nach Auffassung der niedersächsischen Grünen auch erheblich billiger wäre.
Am Mittwoch schrieben die Bewohner einen neuen Brief: "Manche von uns müssen alle drei Tage zur Ausländerbehörde, um unsere Duldung zu verlängern. Jedes Mal wird uns die Abschiebung angedroht. Es ist wie eine Bestrafung."
Der Landkreis weist die Vorwürfe zurück. "Ein Zusammenhang zwischen dem Suizid und der von einigen Heimbewohnern kritisierten Unterkunft in Meinersen wird ausdrücklich zurückgewiesen", heißt es in einer Erklärung des Kreises.
Man bedaure den Suizid "außerordentlich". Doch die Behörde sei verpflichtet gewesen, den Nepalesen abzuschieben. Hinweise auf eine Suizidgefährdung habe es keine gegeben. "Die Gründe für den Suizid sind im persönlichen Umfeld zu suchen."
Der niedersächsische Flüchtlingsrat hält es hingegen für "glaubhaft", dass der Mann sich tötete, weil die Abschiebung ihn in Verzweiflung stürzte. "Klar ist, dass der Landkreis Gifhorn nicht zimperlich mit den Leuten umgeht", sagt Geschäftsführer Kai Weber.
Die Schikanen, über die die Flüchtlinge aus Meinersen klagen, seien bekannt. "Die werden auch diesmal nicht besonders sensibel mit dem Mann umgegangen sein."
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