Infoveranstaltung vom 3.3.2011 in Jena: „Durchbrecht die rassistische Isolation der Flüchtlinge – Das Lager Zella-Mehlis schließen!“
Es sind rund 30 Interessierte und AktivistInnen in den Hörsaal 7 der Friedrich-Schiller Universität Jena gekommen. Darunter VOICE-AktivistInnen aus Eisenach, Schmölln, Zella-Mehlis und Biberach, Teile der Jenaer Gruppe "Revolta" - Antikapitalistischen Linke, sowie weitere Interessierte, überwiegend Studierende.
Moderiert wurde die Veranstaltung von zwei TheVOICE-Aktivisten un Break Isolation Solidarity Initiative, es wurde durchgehend in Englisch und Deutsch gesprochen und zusätzlich für einige TeilnehmerInnen in Somali übersetzt.
Einleitend wurde ein Film* zum maroden Lager Zella-Mehlis, psychischem Druck und der Abschiebepraxis der Ausländerbehörde Meiningen gezeigt. Daraufhin wurde die aktuelle bundesweite Kampagne gegen die Isolation von Flüchtlingen und die rassistischen Restriktionen des Asylbewerberleistungsgesetzes vorgestellt und in Zusammenhang mit dem Karawane-Festival gestellt, das als ein großes politisches Festival die vielen lokalen Kämpfe der Flüchtlinge publik machen und bestärken sollte.
Hierbei wurde nochmal der Grundsatz von TheVOICE und dem Netzwerk von Gruppen aus Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin betont, die Unterstützung aller selbstorganisierter Flüchtlingsgemeinschaften stets als Priorität zu sehen.
Als nächstes wurde die generelle Situation Asylsuchender in Thüringen beschrieben, die Zahl der Lager (24) mitsamt deren Zustände und dem Konzept der Isolation benannt. Darauf folgte eine Beschreibung der Asylverfahren, Gründe für deren Veschleppung über Jahre und das daraus für viele Flüchtlinge resultierende ein Jahrzehnt lange vor sich hin Vegetieren in der Thüringer Provinz erläutert.
Um den aktuellen Fokus auf Zella-Mehlis zu begründen, referierte danach Miloud Lahmar-Cherif über die dortige Situation, die Schwierigkeiten der Flüchtlinge im alltäglichen Leben und vor allem über die große Angst, frei seine Meinung zu sagen und gegen die Zermürbung und Unterdrückung der im Lager Lebenden zu protestieren. Er beschrieb anhand eigener Erfahrungen die besondere Ausgefeiltheit des bundesdeutschen Systems der Schikane Asylsuchender, unter anderem in Vergleich zu skandinavischen Ländern, und die vielen Facetten des Alltags, die ihm permanent demonstrieren, wieviel die deutschen Behörden und Politik daran setzen, Asylsuchenden eine gesellschaftliche Teilhabe unmöglich zu machen.
Er schloss mit der Anklage an Ausländerbehörden und Polizei, die psychische Zerstörung und den Tod von Flüchtlingen zu verantworten. Dabei benannte er dabei das Beispiel von Ruslan Polubiatka, der im Winter 2008 aus dem Lager Zella-Mehlis flüchtete und daraufhin im Wald starb, nachdem er über einen langen Zeitraum regelmäßig Abschiebeandrohungen erhalten hatte.
Die Veranstaltung endete mit einer kurzen Stellungnahme eines Flüchtlings aus Somalia, der wie seine ebenfalls angereisten Landsleute erst seit kurzem in Schmölln, Thüringen lebt. Er beschrieb die widrigen Umstände des dortigen Lagers und die starke Belastung durch das Wissen um die lebensbedrohliche Situation seiner Freunde und Familie in Somalia.
Nach einigen Nachfragen und Ergänzungen wurde die Veranstaltung mit dem Aufruf, den Solidaritäts- und Aktionstag am 22.3. in Zella-Mehlis und die Demonstration für die Schließung des Lagers am 24.3. zahlreich zu unterstützen, geschlossen, und der späte Abend mit einer Soliparty zugunsten der Arbeit von TheVOICE ausgeklungen.
c.w
The VOICE - Video Channel:
http://www.youtube.com/user/thevoicejena
Thueringia: Break the isolation and ghettoisation of refugees - Close the Lager Zella-Mehlis >> https://thevoiceforum.org/node/1999
*Thueringen Refugee Isolation Camp / FlüchtlingsIsolation lagaers in Thüringen:
https://thevoiceforum.org/search/node/Fl%C3%BCchtlingslager+Th%C3%BCrin…