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Preisverleihung im Rathaus: Das Karawane-Festival wurde für Zivilcourage ausgezeichnet
Couragiert handeln und Verantwortung übernehmen – das wurde am Montagabend belohnt mit dem Jenaer Preis für Zivilcourage
http://www.jenatv.de/soziales/Preisverleihung_im_Rathaus:_Das_Karawane_…
Jenaer Zivilcouragepreis für Team des Karawane-Festivals
Die Zivilcourage-Preisträger: Das Organisationsteam des Karawane-Festivals bedankt sich bei der Stadt Jena für die Unterstützung des Festivals. Foto: Jördis Bachmann
Sie lassen alles zurück, was sie hatten, um Verfolgung, und Krieg zu entkommen. Nur die wenigsten Flüchtlinge kommen nach Europa, nach Deutschland, Thüringen. Die meisten überschreiten nur die Grenze zum Nachbarland, um, so schnell es geht, zurück nach Hause zu können.
Jena. Diejenigen aber, die nach Deutschland kommen, werden hier nicht empfangen, wie Menschen, die Schutz brauchen. Gestern wurde der Preis für Zivilcourage in Jena zum zehnten Mal verliehen. Dass das Organisationsteam des Karawane-Festivals den mit 1000 Euro dotierten Preis erhielt, war eine außergewöhnliche Entscheidung der Jury.
Das Karawane-Festival ist eine Plattform, die es Flüchtlingen ermöglicht, ihre Anliegen vorzutragen und ihre unantastbare Würde zu verteidigen. Im vergangenen Jahr übernahm Oberbürgermeister Albrecht Schröter die Schirmherrschaft für das Karawane-Festival in Jena, das durch das Bestehen der Residenzpflicht in Thüringen kriminalisiert wird. Laudator Professor Wolfgang Behlert sprach es deutlich aus: "Dass der Thüringer Landtag die Residenzpflicht nicht abgelehnt hat, ist eine Schande."
Er lobte den Akt der Selbstermächtigung, den das Karawane-Team den Flüchtlingen ermöglichte. "Viele Teilnehmer des Festivals unterliegen der Residenzpflicht, sind eingeschüchtert und haben Angst vor Sanktionen." Die große Leistung des Organisationsteams sei es gewesen, den Flüchtlingen das Selbstbewusstsein zu geben, über ihre Bedürfnisse, Ängste und Verzweiflung offen zu reden.
Das Karawane-Organisationsteam trifft sich regelmäßig weiter und setzt sich auch zukünftig für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Flüchtlingen ein. "Eines unserer Ziele ist die Schließung von bestimmten Lagern in Thüringen", sagt Hassan Siami, der zum Preisträgerteam gehört. "Lager", so werden die Gemeinschaftsunterkünfte genannt, in denen Asylsuchende untergebracht werden. Ohne Arbeitserlaubnis leben Flüchtlinge hier auf engstem Raum - ohne Perspektive.
Ob es im nächsten Jahr wieder ein Karawane-Festival geben wird, stehe noch nicht fest. Oberbürgermeister Albrecht Schröter sicherte jedoch seine Unterstützung zu, falls das Festival ein zweites Mal organisiert wird. Und Superintendent Diethard Kamm, der die Preisverleihung moderierte, erinnerte an einen christlichen Vers: "Du sollst den Fremdling in deinen Mauern nicht bedrücken." Dieser Jahrhunderte alte Spruch, gelte auch heute noch.
Jördis Bachmann / 21.06.11 / TLZ
http://www.tlz.de/startseite/detail/-/specific/Jenaer-Zivilcouragepreis…
20.06.2011
Mit dem Charlotte-Figulla-Preis wurden fünf Projekte ausgezeichnet
Die Vorbereitungsgruppe für das Karawane-Festival vor einem Jahr in Jena wurde jetzt mit dem Zivilcourage-Preis geehrt. (Foto: Glasser) Die Vorbereitungsgruppe für das Karawane-Festival vom 4. bis 6. Juni des vorigen Jahres in Jena hat am Montag, 20. Juni, den 10. Jenaer Preis für Zivilcourage verliehen bekommen. „Das Karawane-Festival hat ein Zeichen gesetzt gegen die diskriminierende Behandlung von Flüchtlingen. Es war eine herausragende Aktion“, sagte Prof. Dr. Wolfgang Behlert in seiner Laudatio. Das Vorbereitungsteam habe dafür gesorgt, dass die Aufmerksamkeit gelenkt wurde auf einen zuweilen beschämenden Umgang mit Flüchtlingen. „Und die Behörden der Stadt Jena haben das Anliegen des Festivals in vorbildlicher Weise mitgetragen. Der Oberbürgermeister hat das Festival nicht nur unterstützt, sondern die Schirmherrschaft übernommen“, so Behlert. Die Vorbereitungsgruppe habe den Jenaern eine einfache Wahrheit vor Augen geführt: Eine Gefahr für die Gesellschaft gehe nicht von Migranten aus, sondern davon, wie man mit ihnen umgeht.
Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter gratulierte den Mitgliedern der Vorbereitungsgruppe für das Karawane-Festival zum Preis für Zivilcourage. Er verstehe auch ihre aktuelle Enttäuschung darüber, dass der Thüringer Landtag die Residenzpflicht für Flüchtlinge beibehalten will. „Ich unterstütze das Anliegen, die Residenzpflicht abzuschaffen“, sagte er.
Stifter des diesjährigen Preises für Zivilcourage war die Firma ASI.
Während der gleichen Veranstaltung in der Rathausdiele wurde auch der Charlotte-Figulla-Preis verliehen, den Prof. Dr. Hans-Reiner Figulla bereits zum siebenten Mal gestiftet hat. Der Preis stand in diesem Jahr unter dem Motto „Fairantwortung“. Die Jury konnte sich allerdings nicht auf einen Preisträger festlegen, deshalb wurde der Preis geteilt. Zu dem Geehrten gehören: die Schüler-Fairma der Jenaplanschule, die Projektgruppe „Im Alter von Anne Frank“, die den Film „Der Schrecken Deutschlands – von Hakenkreuz bis Judenstern“ gedreht hat, das Schülerbündnis für Vielfalt aus Pößneck, Alexandra Daut und ein Schulprojekt der Klassenstufe 6 der Lobdeburgschule.
http://www.jena.de/sixcms/detail.php?id=201317&_nav_id1=2509
Organisationsteam des Karawane-Festivals geehrt
http://www.kokont-jena.de/images/preise%20kopie.jpg
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Sonntag, 26. Juni 2011
Sechs Preisverleihungen: Preis für Zvilcourage und Charlotte-Figulla-Preis wurden vergeben
(rana) - Die Vorbereitungsgruppe für das Karawane-Festival vom 4. bis 6. Juni des vorigen Jahres in Jena wurde nun mit dem 10. Jenaer Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter gratulierte den Mitgliedern der Vorbereitungsgruppe (siehe Foto unten) bei der Presiverleihung letzte Woche. Stifter des diesjährigen Preises für Zivilcourage war die Firma ASI.
„Das Karawane-Festival hat ein Zeichen gesetzt gegen die diskriminierende Behandlung von Flüchtlingen. Es war eine herausragende Aktion“, sagte Prof. Dr. Wolfgang Behlert in seiner Laudatio. Das Vorbereitungsteam habe dafür gesorgt, dass die Aufmerksamkeit gelenkt wurde auf einen zuweilen beschämenden Umgang mit Flüchtlingen. „Und die Behörden der Stadt Jena haben das Anliegen des Festivals in vorbildlicher Weise mitgetragen. Der Oberbürgermeister hat das Festival nicht nur unterstützt, sondern die Schirmherrschaft übernommen“, so Behlert.
Die Vorbereitungsgruppe habe den Jenaern eine einfache Wahrheit vor Augen geführt: Eine Gefahr für die Gesellschaft gehe nicht von Migranten aus, sondern davon, wie man mit ihnen umgeht. Oberbürgermeister Dr. Schröter sagte, er verstehe auch die aktuelle Enttäuschung darüber, dass der Thüringer Landtag die Residenzpflicht für Flüchtlinge beibehalten will. „Ich unterstütze das Anliegen, die Residenzpflicht abzuschaffen“, sagte er bei der Preisverleihung.
Während der gleichen Veranstaltung in der Rathausdiele wurde auch der Charlotte-Figulla-Preis verliehen, den Prof. Dr. Hans-Reiner Figulla bereits zum siebenten Mal gestiftet hat. Der Preis stand in diesem Jahr unter dem Motto „Fairantwortung“. Die Jury konnte sich allerdings nicht auf einen Preisträger festlegen, deshalb wurde der Preis geteilt. Zu dem Geehrten gehören: die Schüler-Fairma der Jenaplanschule, die Projektgruppe „Im Alter von Anne Frank“, die den Film „Der Schrecken Deutschlands – von Hakenkreuz bis Judenstern“ gedreht hat, das Schülerbündnis für Vielfalt aus Pößneck, Alexandra Daut und ein Schulprojekt der Klassenstufe 6 der Lobdeburgschule.
http://lichtstadt.blogspot.com/2011/06/sechs-preisverleihungen-preis-fu…
Eingestellt von ZONO Radio Jena um 02:14
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27. Juli 2010
Agbal zu Hause bei uns
Das Karawane-Festival in Jena. Sein Motto: Vereint gegen koloniales Unrecht und in Erinnerung an die Toten der Festung Europa
Von Sigrun Lingel
4. Juni 2010, es ist ein Freitag, 16.00 Uhr. Noch folge ich der Diskussion »Alternativen im/zum Kapitalismus«, in der Katja Kipping die Positionen der LINKEN gut vertritt, da meldet sich mein Handy, und mir wird schlagartig bewusst, dass wir kein ruhiges Wochenende vor uns haben.
Vom Uniturm (neudeutsch: JenTower) zum Pulverturm sind es nur 27 Etagen und wenige Schritte. Schon kommt Susi von der »sleeping-Gruppe« auf mich zu. Vorsichtig sagt sie, dass wir zwei Mütter mit drei Kindern bei uns aufnehmen müssen – vorsichtig, weil ich Platz für zwei Erwachsene und ein Kind angemeldet hatte. Aber das erschüttert mich nicht wirklich. Bin es ja gewöhnt: In Afrika läuft eh alles anders. Also, mit unseren afrikanischen Gästen quer durchs Zentrum zu uns nach Hause. Dort schnell das Zimmer eingeräumt und zwischendurch erzählt, dass ich als Kind in Ostafrika, genauer in Tansania, lebte, dass mein Vati dort als DDR-Lehrer beim Aufbau des Bildungswesens half. Ich zeige ihnen Fotos von Sansibar und erkläre, dass die Schnitzerei Rafael darstellt, der unser Hausmeister in Daressalam war.
Die Mamas sind noch schüchtern, die beiden älteren Kinder (zwischen zwei und zweieinhalb Jahre) dagegen nicht. Alles wird ausprobiert, und ich muss den Mamas klar machen, dass dies kein Problem für mich ist. Sie kommen aus Ghana und leben nun in Nürnberg. Vorsichtig fragen sie, ob wir ein Problem damit haben, wenn sie erst nach dem Ende des Karawane-Tages zurück zur Wohnung kommen. Haben wir nicht. Dafür haben wir ein schwerwiegendes Problem gleich am nächsten Tag, befindet sich doch das Gepäck unserer Gäste noch in dem Auto, mit dem sie nach Jena gekommen waren. Also telefonieren und klären, wie das Gepäck zu uns gebracht wird. Vorsichtshalber hole ich Windeln aus der Kaufhalle, damit die Kinder trockengelegt werden können.
Mit dem Gepäck treffen drei weitere Personen ein – durchgefroren, so warm sind die Nächte Anfang Juni noch nicht. Den Tisch für die »Neuen« gedeckt, Kaffee gekocht und erklärt, dass wir dann zur Arbeit müssen. Wir schließen die Tür hinter uns und vertrauen darauf, dass unsere Gäste allein zurechtkommen. Erst am Nachmittag, kurz vor Beginn der Maskerade, auf der die Karawane-Teilnehmenden der vielen Toten der Festung Europa gedenken, sehen wir uns erneut.
Die politischen Forderungen der Karawane finden in Jena seit vielen Jahren Unterstützung durch DIE LINKE. So wurde auf Antrag der damaligen PDS im Jenaer Stadtrat beschlossen, Asylbewerbern Geld statt Gutscheine zu geben. Die Umsetzung dieses Beschlusses wurde durch das Landesverwaltungsamt gecancelt. Trotzdem gibt es inzwischen individuelle Lösungen für Flüchtlinge, so dass es für sie zu – wenn auch nicht ausreichenden – Erleichterungen beim Einkauf gekommen ist. Familien von Flüchtlingen werden in Jena dezentral in Wohnungen untergebracht. Das ist eine Verbesserung, obwohl allen Beteiligten bewusst ist, dass die gesetzlichen Grundlagen in diesem Land weiterhin eine Unterbringung von Familien in Lagern gestatten. Im Jahr 2006 wurde der Jenaer Preis für Zivilcourage an die Aktivisten von »The VOICE Refugee Forum« Bensaid Lahouari aus Algerien und Ahmed Sameer aus Palästina für ihren zivilen Ungehorsam gegen das Residenzpflichtgesetz für Asylbewerber verliehen. Dies zeigt, dass die Stadt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Rechte von Flüchtlingen in Deutschland stark macht.
So gesehen ist der Ort des Karawane-Festivals gut gewählt. Die Jenaer Vorbereitungsgruppe erhält vielfältige Unterstützung von Vereinen und Projekten in Jena. Der Studierendenrat unterstützt das Festival ebenso wie die Hintertorperspektive, ein Projekt im Fan-Projekt des FC Carl Zeiss, welches sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit stark macht und unter anderem Fußballturniere mit Asylbewerbern organisiert. Das Theaterhaus öffnet für die Karawane und bietet am Sonntagvormittag den Vorplatz für das Kinderfest. Ausstellungen und Galerien stellen ihre Räume zur Verfügung, um mit Mitteln der Kunst auf die Probleme von Flüchtlingen und Asylbewerbern aufmerksam zu machen. Am Rande der Karawane übergeben Heidrun Sedlacik und Gudrun Lukin von der LINKEN eine Spende.
Nicht denkbar wäre das Festival ohne die vielen, vor allem jungen Unterstützer/innen, welche die Veranstaltungsplätze vorbereiten und nach dem Festival auch wieder säubern, die sich um die Unterbringung und Verpflegung kümmern und jederzeit als Helfende zur Verfügung stehen. Bei mehr als 2.000 Gästen aus allen Teilen Deutschlands und aus anderen europäischen Ländern ist dies eine Leistung, die Respekt verdient.
Und unsere afrikanischen Gäste? Sie sind mittendrin im bunten Treiben, auf Internetseiten entdecke ich Fotos mit ihnen. Am Sonntag früh sind »unsere« afrikanischen Mamas ganz entspannt. Agbal hat inzwischen den Schreibtischstuhl für sich entdeckt, mit dem er wunderbar Karussell fahren kann. Er zählt mit mir in Englisch von eins bis zehn und in der deutschen Sprache von eins bis neun, auch wenn für ihn nach der Acht erst einmal ein »Bravo« kommt. Ich bin ganz sicher, dass er hier in diesem Land seinen Weg gehen wird, wenn man ihn und seine Familie nur lässt. Dafür sich politisch einzusetzen, ist eine lohnende Aufgabe, gerade auch für DIE LINKE.
Mario, mein Lebenspartner, gesteht mir am Abend, dass das Wochenende für ihn eine völlig neue Erfahrung ist. Das überrascht mich erst einmal, hat er sich doch intensiv unter anderem mit der panafrikanischen Idee und dem afrikanischen Sozialismus beschäftigt, kennt vieles aus meinen und den Erzählungen meiner Familie. Es scheint aber doch ein Unterschied zu sein, ob man Menschen aus Afrika und anderen Kontinenten aktiv begegnet oder nur über sie liest.
http://die-linke.de/politik/disput/archiv/detail/archiv/2010/juli/brows…