Pressemitteilung Initiative Grenzenlos, Mittwoch 04. Juli 2012
Kundgebung: Solidarität mit kämpfenden Flüchtlingen im Hungerstreik- Flüchtlinge in Leipzig unterstützen den Protest
In Solidarität mit den hungerstreikenden Flüchtlingen in Würzburg und anderen Städten organisierte die Initiative Grenzenlos, eine antirassistische Gruppe, am Dienstag eine Kundgebung auf dem Kleinen Willy-Brand-Platz im Zentrum von Leipzig.
Gegen 18.30 Uhr versammelten sich dort ca. 60 Menschen, unter ihnen einige Asylbewerber_innen aus Leipzig, um mit Transparenten, Flyern und Redebeiträgen auf die Situation der Flüchtlinge in Würzburg aufmerksam zu machen und ihre Solidarität mit ihnen zu bekunden.
„Wir wollen hiermit ein klares Zeichen gegen die rassistische Migrationspolitik Deutschlands setzen und die Öffentlichkeit auf die prekäre Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen.
Wir erklären uns uneingeschränkt solidarisch mit den Forderungen der Flüchtlinge.“ sagte Luka Bando, eine Sprecherin der Initiative.
Zum Hintergrund des Hungerstreiks
Der Selbstmord des iranischen Flüchtlings Mohammad Rahsepar am 29. Januar in der Asylunterkunft in Würzburg gab den Anlass für den öffentlichen Protest der iranischen Flüchtlinge in Würzburg gegen die unerträglichen Zustände, unter denen Asylbewerber_innen in Deutschland leben müssen. Seit dem 18. März kampieren sie in der Würzburger Innenstadt.
Einige sind seit März mit kürzeren Unterbrechungen in einem Hungerstreik, aktuell seit 30 Tagen. Sie kämpfen gegen Lagerunterbringung, Residenzpflicht, Abschiebung und für ein Bleiberecht. Vier von ihnen nähten sich im Juni ihre Münder zu, weil ihre Forderungen bisher ungehört blieben. So schrieben sie dazu:
„Wir sind die Stimme aller Asylbewerber, die ihr Recht einfordern. Wir haben laut geschrien, aber niemand hat uns gehört. Jetzt haben wir unsere Lippen zugenäht, weil alles gesagt wurde.“
Am 27. Juni ging Mohammed Hassanzadeh Kalali in einen trockenen Hungerstreik über- er hörte auf zu trinken, in der Hoffnung, seine Forderung nach Anerkennung seines Asylantrages würde endlich gehört werden. Nachdem das Verwaltungsgericht Regensburg beim Auswärtigen Amt eine Anfrage auf Auskunft eingereicht hat, hat er die Flüssigkeitsaufnahme wieder aufgenommen und wartet mittlerweile auf die Antwort vom Verwaltungsgericht.
Noch immer warten acht der Streikenden auf ihre Anerkennung als politische Flüchtlinge.
Am Dienstag schlossen sich weitere Flüchtlinge in Aub und Bamberg dem Protest an, starteten Dauerkundgebungen und kündigten an, ebenfalls in den Hungerstreik zu treten.
Auch in München und Berlin formiert sich Widerstand von Flüchtlingen, die in den nächsten Tagen Protestcamps errichten wollen.
Leipziger Flüchtlinge solidarisieren sich
Einige Bewohner_innen des Flüchtlingslagers in der Torgauer Straße 290 beteiligten sich an der Kundgebung in Leipzig mit eigenen Transparenten und einem Redebeitrag.
In diesem wurde die deutsche Politik kritisiert, welche ihre Asylprozesse ständig verlängert und verschiebt. Die Asylbewerber_innen kündigten an, falls sich dies nicht ändern solle, würden auch sie einen Hungerstreik beginnen. Sie erklären sich außerdem solidarisch mit den hungerstreikenden Flüchtlingen in Würzburg.
„Wir wollen genau wie alle hier ein normales Leben führen, mit Anderen zusammen leben und unser Leben selbst gestalten. Wir wollen über unsere Bedürfnisse selbst entscheiden und unseren Fähigkeiten nachgehen“ so Amir Ardalan Rahnama in seinem Redebeitrag.
Danach stand das Mikrofon allen Anwesenden zur Verfügung. Es wurden weitere spontane Redebeiträge von Personen mit und ohne Fluchterfahrung gehalten und die aktuelle Pressemitteilung der streikenden Flüchtlinge in Würzburg vorgetragen.
„Das ist der Beginn einer landesweiten Bewegung von Flüchtlingen gegen die unmenschlichen Bedingungen.“, schreiben die streikenden Flüchtlinge in Würzburg.
Iranische Flüchtlinge im Hungerstreik / Würzburg
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