Tom Ndindah von der Organisation "The Voice" unterstützt die Flüchtlinge, die in Breitenworbis für menschenwürdige Zustände kämpfen. Foto: Fabian Klaus
"In Afghanistan herrscht Krieg." Ali Najimi wirkt sehr ruhig, als er über die Situation in seiner Heimat spricht. Er lebt jetzt in Breitenworbis. Im Aufnahmeheim für Flüchtlinge. Der Zustand dort gab am Dienstag erneut Anlass für eine Demonstration. Denn gefordert wird, dass das Heim umgehend geschlossen wird. Die Betroffenen sprechen von menschenunwürdigen Zuständen, die dort herrschen.
Heiligenstadt. Einige Meter vom Bahnhofsvorplatz entfernt haben sich die Beamten des Einsatzzuges der Nordthüringer Polizei versammelt. Sie sind in Alarmbereitschaft, falls es am Bahnhof zum Zusammenstoß mit Mitgliedern der rechten Szene kommt. Tatsächlich kommt ein NPD-Mitglied vorbei, verschwindet aber genauso schnell wieder. Unter den Sympathisanten, die die Asylbewerber unterstützen, sind auch einige Antifa-Mitglieder. Das sorgt zusätzlich für Unruhe - die ist aber unbegründet. Denn es geht am Dienstag nicht darum.
"Das Heim ist kein Ort, wo man in Freiheit leben kann." Ali Najimi, der die Demo mit angemeldet hat, sagt das mit verbitterter Stimme. Die Situation für die Flüchtlinge sieht so aus: Sie leben in einem großen Haus abseits von Breitenworbis. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt ein landwirtschaftlicher Betrieb. Bei Hitze rieche es teilweise unerträglich, man könne kein Fenster öffnen, sagt Tom Ndindah von der Organisation aus Jena, die sich für Flüchtlinge einsetzt und schon im vergangenen Jahr die Zustände in Breitenworbis angemahnt hatte.
Für Ndindah liegt es auf der Hand, dass der Landkreis, der die Aufgabe der Flüchtlingsaufnahme im übertragenen Wirkungskreis zu erfüllen hat, sich nicht kümmert. Beispielsweise kommt Kritik an einer neuen Feuerleiter, die jüngst installiert worden sein soll. Die gehe so steil hinunter, dass ältere Leute diese unmöglich im Ernstfall schadenfrei nutzen könnten, sagt Ndindah.
Anmeldung am Montag
Für den Landkreis schaut sich unterdessen Detlef Lepper, Leiter des Ordnungsamtes und damit der Versammlungsbehörde, die Kundgebung aus einigen Metern Entfernung an. "Wir haben die Anmeldung erst am Montag erhalten", sagt er unserer Zeitung auf Nachfrage. Angekündigt worden war die Veranstaltung allerdings bereits am Freitagabend. "Eigentlich muss die Anmeldung 48 Stunden vorher erfolgen", erklärt Lepper die Regularien. Wenn jedoch keine Gefahr besteht, "dann können wir die Veranstaltung auch trotz bis dato fehlender Anmeldung genehmigen", sagt er.
Die Demonstranten, die mit allerhand selbst gestalteten Plakaten ausgestattet gewesen sind, ziehen nach der Kundgebung durch die Stadt weiter auf den Friedensplatz vors Landratsamt. Dort spricht Ali Najimi erneut. Er erläutert detailliert die Situation in seiner Heimat. "Solange die Nato und Deutschland in Afghanistan sind, ist es dort nicht sicher. Es herrscht Krieg." In Deutschland hoffe man, Demokratie zu erleben.
Presse:
Flüchtlinge demonstrieren gegen Zustände im Heim in Breitenworbis
https://thevoiceforum.org/node/2726/
Deut/Eng] Flüchtlingsdemonstration in Heiligenstadt - Das Isolationslager in Breitenworbis muss Weg!!