Filmemacherin zu Gast in Königs Wusterhausen
Am 26.09.2012 zeigt die brasilianische Filmemacherin Denise Garcia Bergt ihren Film "Residenzpflicht" um 18.30 Uhr im Bürgerhaus "Hanns Eisler", Eichenallee 12 in Königs Wusterhausen.
Einlass ab 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. 2012 wurde der Dokumentarfilm zum Thema Residenzpflicht fertiggestellt. Am 10 Mai gab es die Premiere in Berlin. Seitdem zeigt sie diesen Film in vielen Städten Deutschlands. Denise Garcia Bergt wird anwesend sein und sich Fragen stellen. Getränke können aus dem Restaurant bestellt werden. Eine Spende als Aufwandsentschädigung ist willkommen.
25.09.2012
Auch das ist Deutschland
Denise Garcia Bergt zeigt morgen ihren Dokumentar-Film „Residenzpflicht“ in Königs Wusterhausen
KÖNIGS WUSTERHAUSEN - Deutschland war nie die erste Wahl von Denise Garcia Bergt. Und doch ist die Brasilianerin heute in Berlin zu Hause. Ihr Beruf hat sie hierher geführt. Sie ist Journalistin, Publizistin und Filmemacherin.
Im Mai dieses Jahres hatte ihre neueste Produktion „Residenzpflicht“ im Berliner Kino Babylon Premiere – mit einem überwältigenden Erfolg. Seither reist Denise Garcia Bergt durch ganz Deutschland, um diesen insgesamt 70-minütigen Streifen zu zeigen. Morgen macht der Film hier in der Region Station. Eigentlich sollte er in der Schulzendorfer „Butze“ gezeigt werden. Doch der Kulturklub sagte ab. Königs Wusterhausen sprang kurzfristig ein und stellt das Bürgerhaus „Hanns Eisler“ zur Verfügung. Ab 18 Uhr ist Einlass. 18.30 Uhr beginnt die Filmvorführung. Anschließend ist Denise Garcia Bergt bereit, mit dem Publikum über „Residenzpflicht“ zu diskutieren.
Mit dem Wort „Residenzpflicht“ können viele Deutsche nichts anfangen. Doch gerade Ausländer – oder besser Asylbewerber – haben schmerzliche Bekanntschaft mit diesem Wort gemacht. Denn Residenzpflicht ist eine Auflage für in Deutschland lebende Ausländer, die sich im Asylverfahren befinden. Sie sind verpflichtet, sich nur in dem von der zuständigen Behörde festgelegten Bereich aufzuhalten. Für Asylbewerber, die im Asylbewerberheim Waßmannsdorf unter gebracht sind, würde das konkret bedeuten, dass sie den Landkreis Dahme-Spreewald nicht verlassen dürfen. Doch 2009 hat der Potsdamer Landtag den Beschluss gefasst, dass sich diese Menschen auch ohne besondere Erlaubnis überall in Brandenburg und Berlin aufhalten dürfen. Nach Dresden, Halle oder Magdeburg allerdings dürfen sie nicht, sondern müssen dann bei der Ausländerbehörde erst eine Genehmigung beantragen.
„Mich hat dieses Thema sehr interessiert“, so Denise Garcia Bergt, die das Problem in gewisser Weise auch von Brasilien her kennt. Einwanderer, Flüchtlinge und Asylanten gebe es auch dort. Ebenso den Umgang mit diesen Menschen. „Der Unterschied besteht darin, dass dieser Umgang mit den Asylbewerbern in Deutschland in einem Gesetz, der Residenzpflicht, schriftlich fixiert ist“, so die Filmemacherin. Sie begann zu recherchieren, Menschen in „Lagern“, wie sie die Asylbewerberheime nennt, zu befragen und ihre Schicksale aufzuzeichnen. „Kaum ein Deutscher kann sich vorstellen, was diese Residenzpflicht für die Betroffenen bedeutet“, erklärt die Regisseurin. Denn sie lebten oftmals in schlimmen Umständen, dürften die Region nicht ohne Erlaubnis verlassen, seien vollkommen isoliert, denn meist befänden sich ihre Unterkünfte im „Niemandsland“, im Wald und in weit abgeschiedenen Regionen. Dazu komme, dass der deutsche Gesetzgeber zwar vorschreibe, dass ein Asylverfahren höchstens sechs Monate dauern dürfe, aber die Realität ganz anders aussehe. „Mir ist ein Fall bekannt, bei dem hat es zehn Jahre gedauert“, berichtet Denise Garcia Bergt. Allerdings habe sie entschieden, dies nicht im Film zu zeigen, denn es sei einfach „zu schockierend“.
Zu sehen sind andere „Fälle“ hier aus Brandenburg. Die Asylbewerber kommen aus allen Ecken der Welt. Sie kamen in der Hoffnung, in Deutschland Zuflucht zu finden. Doch sie fanden Ausgrenzung, Isolation, Repression und sie leben in „Ghettos“. Genau aus diesem Grund, so die Regisseurin, staunten so viele über diesen Film. Denn kaum einer wisse, was sich in den Heimen abspielt und kaum ein Deutscher habe Berührungspunkte mit diesen abgeschirmten Ausländern. Es gibt Vergleiche mit der Apartheid in Südafrika, als Schwarze nur in für sie vorgesehenen Regionen wohnen, sich nur an bestimmten Orten aufhalten, nur bestimmte Arbeiten annehmen durften.
Hier im Landkreis gibt es zurzeit 305 leistungsberechtigte Empfänger, wie es im Behörden-Fachjargon heißt. 150 davon leben in Wohnungen; 155 sind im Waßmannsdorfer Heim untergebracht. Vielen geht es wie in dem Film von Denise Garcia Bergt.
Sie freut sich auf Königs Wusterhausen, wäre aber auch gern nach Schulzendorf gekommen. Von da, so die Regisseurin, sei die erste Absage gekommen. Der Vorsitzende des Kultur-Klubs Dieter Gronau begründete das damit, dass man nicht nur einseitig politische Veranstaltungen in der „Butze“ haben wolle. Das sei schließlich ein Kulturklub. Jens Wollenberg (Die Linke) hatte die Veranstaltung – neben vielen anderen – angeregt. Er bedauert die Entscheidung. (Von Andrea Müller)
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