PRESSEMITTEILUNG
Aufruf zur Demo anlässlich des 8. Todestags von Oury Jalloh am Montag, den 07. Januar 2013, 13 Uhr ab Dessau Hauptbahnhof
Nach dem skandalösen Freispruch in Dessau 2008 erfolgte vor dem Landgericht Magdeburg am 13. Dezember 2012 zwar eine Verurteilung des Angeklagten Schubert. Wir bewerten das Urteil jedoch als Farce. Schubert wurde als Bauernopfer verurteilt, um den Anschein eines Rechtsstaats zu bewahren und um die Polizei als Erfüllungsgehilfin der Justiz Sachsen-Anhalts aus der Schusslinie zu nehmen. Die Verurteilung war das geringere Übel, das Sachsen-Anhalt in Kauf genommen hat, um den Fall Oury Jalloh endlich vomTisch zu haben.
Doch wir hören niemals auf weiter für Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu kämpfen. Wir werden solange nicht leise sein, bis diejenigen, die für den qualvollen Tod von Oury Jalloh verantwortlich sind, ihre gerechte Strafe bekommen haben. Dafür rufen wir am 8. Todestag von Oury Jalloh am 7. Januar 2013 zur großen Demonstration in Dessau auf. Kommt zahlreich, prangert mit uns die eklatanten Misstände an und fordert mit uns die Mordklage gegen die für Ourys Tod Verantwortlichen!
Wir kritisieren auf Schärfste, dass das Gericht blindlings der These des Staatsanwalts, Oury habe das Feuer selbst gelegt, gefolgt ist. Wie weit entfernt von rechtststaatlichen Prinzipien ist ein Gericht, das selbst nachdem fast alle Fakten gegen die These des selbst gelegten Feuers sprechen, immer noch daran festhält? Die schreiende Diskrepanz zwischen der konstruierten Welt des Gerichts und der Staatsanwaltschaft und den Fakten, die immer deutlicher auf einen Mord an Oury hinweisen, wurde versucht durch ein schnelles Urteil aus der Welt zu schaffen. Der Öffentlichkeit gaukelt das Gericht derweil vor, man habe alles versucht, um den Fall auzuklären, aber es sei eben nicht mehr möglich gewesen. Was für eine Lüge und welcher Hohn an der Familie und den Freunden des Opfers!
Obgleich
· das Feuerzeug nach Zeugenaussagen am Tag des Geschehens weder bei der mehrmaligen Durchsuchung Ourys Hosentaschen noch bei der ersten Spurensicherung durch die Kriminalpolizei angefunden wurde - folglich auch nicht in der Asservatenliste aufgeführt war,
· der als Beweismittel angeführte „Feuerzeugrest“, erst drei Tage nach dem Geschehen bei der Untersuchung entdeckt worden sein soll,
· belegt wurde, dass sich der Feuerzeugrest, der von der Staatsanwaltschaft als Brandrest des Tatfeuerzeug präsentiert wurde, zur Brandzeit nicht am Brandort befunden haben konnte, denn er wies keinerlei Materialspuren der Matratze oder der Kleidung von Oury Jalloh auf, stattdessen befindet sich eine enorme Anzahl anderer Faserreste am besagten Feuerzeug. Woher stammen diese Fasern?
· der Brandsachverständige dargelegt hat, dass es Oury nicht möglich gewesen sein konnte, die Bewegungen der rechten Hand so zu vollziehen, wie dies erforderlich gewesen wäre, um das Feuer selbst zu entfachen,
· eine Flüssigkeit in der Zelle gefunden wurde, die nach wie vor nicht bestimmt ist und über die sich der Brandsachverständige dahingehend äußerte, dass Brandbeschleuniger eine Rolle gespielt haben könnten
· das Videomaterial, welches von den zuständigen Kripobeamten zur Dokumentation der Tatortarbeit angefertigt wurde, genau in dem Moment abbricht, in welchem der Leichnam von Oury Jalloh angehoben wurde (und bei einem Weiterlaufen wichtige Beweise hätten gefilmt werden können).
Obgleich es so viele Widersprüche zwischen der staatsanwaltschaftlichen Hypothese und den Zeugenaussagen und Befunden gab, die die These heftig in Wanken gebracht haben, war das Gericht nicht Willens, weitere Nachforschungen, wie sie von den Anwälten der der Familie Oury Jallohs mit Nachdruck gefordert worden waren, zuzulassen! Schließlich war es ja nur ein Afrikaner, der verbrannte…
Fordert mit uns daher am 07. Januar 2013 in Dessau:
++ Die Mordklage, basierend auf den Ergebnissen eines unabhängigen Brandgutachters!
++ Aufklärung, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung!
++ Ein Ende der Schikanen und Repressionen gegen den Gründer der Initiative, Mouctar Bah und alle Aktivist_innen, die sich für die Aufklärung des Mordes an Oury Jalloh einstezen!
++ Ein Ende der Polizeibrutalität und des Behördenrassismus!
Oury Jalloh – Das war Mord!
BREAK THE SILENCE!
Initiative in Gedenken an Oury Jalloh e.V.
Colbestr.19
10247 Berlin
Tel.: +49-176-38113135