On the Move! “Break Isolation Strike”
Refugee Demonstration and liberation Bus Tour 2013
Autor: Wieland Gabcke, Dauer: 05:36 Minuten, Vom 09.04.2013
„Alle Flüchtlingslager schließen“ , das fordert die Kampagne Break Isolation aus Thüringen. Seit 2010 prangert das Netzwerk von Flüchtlingsselbstorganisationen und Aktivistengruppen die Lebensbedingungen in Flüchtlingsunterkünften an. Vor allem die Isolation von Flüchtlingen und die geringe Teilhabe an der Gesellschaft versucht das Netzwerk zu beenden. Im Monat April finden bundesweite Aktionstage zur „Break Isolation Conference and Solidarity Act“ statt. Der Auftakt in Göttingen steht vor allem in Zeichen des internationalen Tags der Roma, am 8. April. Die wichtigsten Aktionen und Themen an diesem gemeinsamen Aktionstag fasst Wieland Gabcke zusammen.
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Manuskript
Atmo
(Luftballons werden aufgeblasen an einem Infostand)
O-Ton 1, Luftballons aufblasen, 0,07 min
„Ein bißchen klein, aber gut als erster.“
Text
Mittags auf dem Campus vor der Zentralmensa: Zum internationalen Tag der Roma werden Luftballons aufgeblasen. Auftakt zu einem Aktionstag, der nicht nur die Situation der Roma, sondern auch die Anliegen von Flüchtlingen und Migranten allgemein thematisiert. Die Amnesty- Hochschulgruppe informiert mit einem Infostand über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland. Mit einigen Hindernissen.
Atmo
(Stellwand des Infostands wird vom Wind umgeworfen.)
Text
Der Wind funkt dazwischen, die Stellwand ist umgefallen. Davon lässt sich Rebecca Apell von der Amnesty-Hochschulgruppe aber nicht entmutigen. Im Gegenteil.
O-Ton 1, Apell, 0,20 min
„Och, man muss irgendwie, ja so wie vorhin irgendwie die Gelegenheiten nutzen. Vorhin sind uns auch die ganzen Flyer weggeflogen, dann haben ein paar Leute die aufgesammelt und sind dadurch erst auf den Stand aufmerksam geworden und ja, so bringt's irgendwie manchmal auch was, wenn man denkt dass alles irgendwie gegen einen arbeitet.“
Text
Für die Anliegen der Amnesty-Hochschulgruppe arbeitet der rege Publikumsverkehr vor der Mensa. Vor oder nach dem Mittagessen kommen Personen vorbei, informieren sich oder tragen sich in eine Unterschriftenliste ein. SOS Europa heißt die Petition an den Präsidenten des Europaparlaments, Martin Schulz. Gefordert wird, die Rechte von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer an den Außengrenzen der EU zu verbessern. Ein Anliegen, das auch der angehende Physiotherapeut Dominik Kurdt unterstützt. Die EU-Flüchtlingspolitik hält er für katastrophal.
O-Ton 2, Kurdt, 0,26 min
„Jetzt ging es ja hier um die Flüchtlinge in Seenot, die gerettet werden sollen und das steht für mich in Zusammenhang mit der Grenzsicherung der EU und ich finde, der Umgang der EU mit Flüchtlingen ist so nicht richtig und deswegen habe ich unterschrieben weil auch täglich Menschen versuchen, für ein besseres Leben über die See in die EU zu kommen und dabei sterben.“
Text
Seit dem Protestmarsch von Flüchtlingen von Würzburg nach Berlin vor einem Jahr findet eine stetige Vernetzung von Migranten, Politgruppen, Menschenrechtsgruppen und selbstorganisierten Flüchtlingen statt. Aktionsformen werden gebündelt, so arbeitet auch das Flüchtlingsbündnis Break Isolation mit dem Bleiberechtsbündnis für Roma, „Alle bleiben“ zusammen. Im Bündnis „Alle bleiben“ ist auch die Amnesty-Hochschulgruppe organisiert. Für Jolene Mestmacher ist klar, dass die verschiedenen Proteste zusammen gehören.
O-Ton 2, Jolene Mestmacher, 0,20 min
„Die Amnesty-Hochschulgruppe engagiert sich hier, weil sie auf der einen Seite die Forderung nach Bleiberecht für Roma in Deutschland unterstützt, zum anderen auch die Kämpfe aller Flüchtlinge und Migranten in Deutschland für Gleichberechtigung, zum Beispiel jetzt die Unterbringung in Unterkünften die weitab von Städten sind, schlechte Zugangsmöglichkeiten und so weiter, deswegen heißt das Motto Break Isolation.“
Text
Nachmittags folgt der zweite Teil des Aktionstags: 30 Personen finden sich zu einem antirassistischen Stadtrundgang ein. Bestückt mit Luftballons, der Fahne der Roma und Bannern ziehen sie durch die Innenstadt. In Redebeiträgen wird unter anderem die Abschiebepraxis der Ausländerbehörde kritisiert. Mit dabei ist auch Osaren Igbinoba von Break Isolation aus Jena. Er arbeitet mit dem Roma-Center Göttingen zusammen. Den staatlichen Institutionen will Igbinoba ein deutliches Signal entgegensetzen.
O-Ton 3, Igbinoba, 0,40 min
„It is important to let them know that the word is ours and not just theirs alone. We will do all our best to let these people know that the movement is growing, the Roma-Movement is growing. Breaking the isolation. It's not only about Lager, it's about breaking our Isolation of the system. To make sure that we are able to live together as a human being. It is a matter of trying to see, to what extend we can abolish of the Lager, the German culture of Deportation, the German culture of restriction and so on and so forth.“
(„Es ist wichtig, dass sie folgendes wissen: Nicht nur sie, auch wir haben eine Stimme. Wir werden alles tun, damit sie wissen, dass die Flüchtlingsbewegung und dass die Roma-Bewegung wächst. Die Isolation brechen, dabei geht es nicht nur um Lager, sondern um die Isolation durch das System. Ein Zusammenleben als Menschen, das müssen wir erreichen. Es geht darum zu versuchen das Lagersystem, die Abschiebepraxis und die Praxis der Beschränkung in Deutschland abzuschaffen.“)
Text
Im Laufe des Monats folgen in mehreren Städten weitere Aktionen der Break Isolation Kampagne. Gleichzeitig werden vom Roma-Center Göttingen wieder neue Abschiebungen ins Kosovo erwartet. Mit den Betroffenen wollen die Aktivisten vom Roma-Center ihre Solidarität bekunden. Ob sich unter der neuen Landesregierung etwas ändert, wird bezweifelt. Die Abschiebepraxis sei nämlich tief in der Bundesrepublik verankert, wie es in einem Redebeitrag heißt. Dessen ungeachtet soll der internationale Tag der Roma ein hoffnungsvolles Signal setzen: Mit fliegenden Luftballons.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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