Wir begrüßen die öffentliche Erklärung der Münchner Gruppe (1) zum Austritt aus dem bundesweiten Netzwerk der KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen. Konsequent sein, hieße aber auch endlich den Namen abzulegen und nicht länger unter falscher Flagge zu segeln.
KARAWANE heißt Bewegung für Solidarität gegen jede Form von Unterdrückung.
Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Wenn die Löwen die Geschichte erzählen, wird diese ganz anders sein als die Geschichte der Jäger.“ Zwischen diesen beiden Positionen wächst der Opportunismus. Er entlarvt sich selbst durch seine Verharmlosung von Verbrechen und seine Argumente sind herrschaftsideologisch und geschichtslos*.
Die Lager und Knäste für Asylsuchenden von heute sind nicht die gleichen Konzentrationslager des deutschen Kolonialismus. Sie sind auch nicht die gleichen Lager wie die Vernichtungslager Nazi-Deutschlands. Aber es sind trotzdem immer noch Lager für Menschen und somit Ausdruck des gleichen chauvinistischen Menschenbildes. Und nur aus der Geschichte heraus können wir verstehen warum. Das europäische Kolonialismus, seine Herrenmenschenideologie und seine rassistische Ideologie waren die Schöpfungsquelle für die Rassenlehre der Nazifaschisten.
Welches Existenzrecht hat dieses Europa vor dem Tribunal der Menschheit? Es behauptet seine luxuriöse Existenz nur durch Gewalt, Terror, Kriege, Propaganda und Bestechung.
Palästina/Israel ist ein Mikrokosmos der globalen Apartheid, die das alte Europa in Gang setzte. Israel/48 Palästina (Jäger/Löwe) wurde in direktem Bezug auf die Vernichtungspolitik in Europa und insbesondere durch den vom deutschen Faschismus begangenen Genozid begründet. Gleichzeitig besteht die konkrete Umsetzung in Besatzung, Vertreibung und rassistischer Ideologie gegen das palästinensische Volk. Es entspricht einer historischen Kontinuität, wenn Geflüchtete heute als Infiltratoren bezeichnet und in Wüstenlagern interniert werden.
Heute wird der Faschismus in der Ukraine an die Macht gehoben und in Ceuta/Melilla hängen ausgeblutete Menschenkörper im NATO-Draht der Festungsanlagen. Welches Urteil kann dieses Europa und seine weiße Gesellschaften erwarten? Die Sichtweise des Jägers wird weiterhin von rechts nach links beibehalten. Der Anspruch auf Beute wird scheinheilig verleugnet und hinter einem ahistorischen Antirassismus versteckt.
Nicht der Vorwurf des Antisemitismus trifft uns, sondern die Verhöhnung der Opfer und die immer wiederkehrenden Versuche der Schwächung einer Bewegung in Solidarität und kollektivem Widerstand.
KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
(1) http://karawane-muenchen.org/2014/01/30/zur-solidaritaetserklaerung-der…
* Buchempfehlung: „Weisse Barbarei: Vom Kolonialrassismus zur Rassenpolitik der Nazis“ von Rosa Amelia Plumelle-Uribe