Ursprünglich bekannt als “The VOICE Africa Forum”, entstand The VOICE Refugee Forum in einem Flüchtlingsheim in einer isolierten früheren russischen Militärkaserne in Mühlhausen (Thüringen), die in ein Übergangs- und Aufnahmelager für Flüchtlinge umfunktioniert worden war. Aus dieser brisanten und deprimierenden Situation der Isolation sowie aus der Repression heraus, die wir Flüchtlinge erleiden, wurden wir zu einem Netzwerk afrikanischer und Flüchtlings- Grassroutsaktivisten.
Als einige von uns zwangsweise aus unseren ursprünglichen Lagern umverteilt wurden, wurde unsere Botschaft unwillkürlich verbreitet und eine frische Saat des Widerstands wurde an diesen neuen Orten gesät. Wir haben niemals damit aufgehört und heute sind wir hier als eine flüchtlingsbasierte internationale Gruppe von Leuten unterschiedlicher Nationalitäten und Interessen. Unser Engagement floriert nach wie vor, denn die Bedingungen, die unsere Entstehung hervorriefen, sind nach wie vor gegeben und unser gemeinsamer Geist, diesen Bedingungen zu widerstehen, bleibt unermüdlich. Die Botschaft verbreitet sich weiter, sogar noch schneller.
Die Basis, die Plattform
Ursprünglich als afrikanisches Forum begonnen und mit Jena als Koordinierungszentrum etablierte “The VOICE Forum” eine Flüchtlingscommunity, denn es wurde für die meisten Flüchtlinge, die zwangsweise in die isolierten Flüchtlingslagern in den thüringischen Wäldern umverteilt worden waren, zur ersten und wichtigsten Anlaufstelle.
Die miserablen und unerträglichen Lebensbedingungen erzwangen die Notwendigkeit einer Selbstorganisation, die als Plattform des Widerstands gegen die offensichtlich rassistischen Gesetze, die in der Abschiebung von Flüchtlingen aus Deutschland kulminieren. Die Gründung von “The VOICE” war zum Teil eine Antwort auf diese Herausforderung. Einige dieser rassistischen Gesetze, wie das Apartheidgesetz der Residenzpflicht gehen zurück auf die deutsche Kolonialherrschaft in Togo und 1938 war es selbstverständlich ein integraler Bestandteil der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik. In der jüngeren Geschichte wurde das Gesetz 1982 wieder in Kraft gesetzt.
In kurzer Zeit erwarb “The VOICE Forum” durch seine Informations-, Aufklärungs- und Mobilisierungsveranstaltungen einen glaubwürdigen Ruf als Flüchtlingsselbstorganisation, indem wir Flüchtlinge dazu motivierten, gegen rassistische Gesetze und Diskriminierung in Deutschland aufzustehen. Unsere Selbstorganisation bot die Plattform, von der aus Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern, ihre Ansichten äußern und über ihre Probleme sowohl hier als auch in unseren Heimatländern sprechen konnten. Mit unserer Selbstorganisation etablierten wir eine Basis für internationale Kampagnen gegen Menschenrechtsverletzungen in unseren verschiedenen Heimatländern.
Während dieser 20 scheinbar kurzen Jahre, brandmarkten wir Rassismus und alle Formen von Ungerechtigkeit und Missbrauch von Flüchtlingsrechten in Deutschland, während wir Flüchtlinge dazu mobilisierten, aufzustehen gegen die Diktaturen in unseren Heimatländern. Wir etablierten eine Plattform für Flüchtlinge zur Selbstermächtigung, um den rassistischen Gesetzen, der Ausbeutung und der dubiosen und korrupten Kollaboration von Deutschland und anderen europäischen Mächten mit ihren Spießgesellen in unseren Heimatländern zu widerstehen und sie anzufechten.
Die “VOICE Africa Forum” war die führende selbstorganisierte Flüchtlingsgruppe, die durch die Kämpfe und das exilpolitische Engagement ihrer Aktivisten für die Freiheit von politischen Gefangenen in Afrika Kampagnen führte. Angefangen von den politischen Gefangenen unter Diktatoren wie Biya in Kamerun, Eyadema in Togo, Mobutu in Zaira bis hin zu Babangida, dem bösen Geist in Nigeria und Sani Abacha, dem reuelosen Schlachter von Abuja.
Wir gingen mit den politischen Gefangenen all dieser Länder durch Höhen und Tiefen und gaben ihrem Kampf eine Stimme, indem wir mit allem, was wir hatten kämpften, um zu verhindern, dass die deutsche Regierung auch nur einen Flüchtlingen zu einem dieser Diktatoren und ihren Konsorten abschiebt. Wir sind davon überzeugt, dass Abschiebung eine Menschenrechtsverletzung ist und deshalb kämpfen wir, so viel wir können, um sie zu verhindern.
Die erfolgreichen Aktionen von The VOICE Africa Forum der Jahre 1995/1996 in den Flüchtlingslagern Mühlhausen und Saalfeld, gefolgt von unserer bundesweiten Kampagne zur Befreiung des mittlerweile verstorbenen Beko Kuti, eines führenden Menschenrechtsaktivisten in Nigeria, und anderer politischer Gefangener riefen schnell das Interesse und die Teilnahme von Aktivisten aller Nationalitäten hervor. Dies war der Beginn unseres gesteuerten, aber selbstbewussten Engagements in der Flüchtlingscommunity.
Wir trommelten unsere Botschaft über ganz Deutschland, bis 1999 die Militärdiktatur in Nigeria einpacken musste und die politischen Gefangenen freigelassen wurden. Die internationale Kampagne für einen Shell-Boykott, um die Ogoni People im Niger-Delta zu retten und die Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt in Nigeria zu stoppen, gehörten zur den wichtigsten Aktivitäten von The VOICE Africa Forum in Deutschland. Und wir machen damit weiter, die Menschenrechtsverletzungen in Kamerun, Kongo, Togo und anderen afrikanischen Ländern anzuprangern.
Erweiterung des Flüchtlingsengagements, Netzwerk- und Kampagnenarbeit mit anderen Gruppen
Mit der Notwendigkeit, unser Netzwerk zu erweitern, wurde aus The VOICE Africa Forum The VOICE Refugee Forum, um auch Flüchtlinge aus anderen Kontinenten zu ermächtigen und zu mobilisieren, damit die sich dem Kampf anschließen. Die letzte Dekade des 20. Jahrhunderts erlebte die Intensivierung unserer Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen gegenüber Flüchtlingen in Deutschland und die Kampagne zur Schließung von Lagern in Deutschland.
Auf dem Gipfel unserer Kampagnen im Jahr 2000, nach dem Internationalen Flüchtlingskongress gegen Abschiebungen und soziale Ausgrenzung im Jahr 2000, schlossen sich viele Flüchtlinge mehr, insbesondere aus Nordafrika, Syrien und Palästina unserer Kampagne für zivilen Ungehorsam für die Abschaffung des Residenzpflicht-Gesetzes an, während sie gleichzeitig die Menschenrechtsverletzung in ihren Heimatländern anprangerten.
Als Graswurzelnetzwerk waren wir Teil der Gründungsinitiative der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen, die 1998 durch 44 deutsche Städte tourte. Das Ziel der Tour, die während der Wahlkampagne zur Bundestagswahl stattfand, war es, auf die Situation der Flüchtlinge in Deutschland aufmerksam zu machen und mit dem Slogan: “We have NO VOTE, but a VOICE” - “Wir haben keine Wahlrecht, aber eine Stimme” die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen zu stärken.
The VOICE lancierte in Kooperation mit dem Internationalen Menschenrechtsverein (IMRV) in Bremen die erste bundesweite Kampagne zur Schließung eines Isolationslagers in Tambach-Dietharz in Thüringen im Jahr 1998. Erfolgreich erzielten wir die Schließung eines der fürchterlichsten Lager in Deutschland zu dieser Zeit.
Auf ähnliche Weise führten wir weitere erfolgreiche Kampagnen für die Schließung aller ehemaligen russischen Militärkasernen, die als Transitcamps für Flüchtlinge genutzt wurden. Dazu gehörten auch Jena Forst und Mühlhausen, die die volle Wucht unseres Protestes abbekamen. Im Moment führen wir immer noch Kampagnen für die Schließung der Isolationslager in Breitenworbis (Landkreis Eichsfeld) und Gerstungen (Wartburgkreis). Man kann sich sicher sein, dass auch sie noch geschlossen werden.
Mit dem organisatorischen Zentrum in Jena werden unsere regionalen Aktivitäten und Kampagnen durch die Aktivisten unserer Netzwerke in Baden-Württemberg, Berlin, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Niedersachsen und Bremen koordiniert. Wir haben eine intensive Verpflichtung gegenüber dem nächsten Stadium der Stärkung unserer Communitys und der Bekräftigung unserer Forderungen gegen Abschiebungen und gegen die Kollaboration der Flüchtlingsländer mit dem deutschen Staat.
Das Residenzpflicht-Gesetz
Seit The VOICE Refugee Forum Teil des Netzwerks der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen in Deutschland geworden ist, haben wir uns entschlossen in Kampagnen gegen das Gesetz zu Beschränkung der Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen, das sogenannte Residenzpflicht-, engagiert.
In unserer Entschlossenheit begannen wir mit zivilem Ungehorsam – und gingen dabei sogar so weit, dass einige unserer Flüchtlingsaktivisten diesem Apartheid-Gesetz trotzten und sich sogar Geld- und Gefängnisstrafen widersetzten.
Während einige nach den Urteilen rassistischer deutscher Gerichte verurteilt wurden, endete unser kontinuierlicher Protest und unsere Solidarität erfolgreich in zivilem Ungehorsam innerhalb und außerhalb der deutschen Gerichte.
Im Zuge des bundesweiten Kampfes für die Befreiung von Flüchtlingen ist heute die Residenzpflicht allmählich im Begriff, Geschichte zu werden - auch wenn einige Bundesländer immer noch um die Aufrechterhaltung ihrer rassistischen Maschinerie durch dieses Apartheid-Gesetz kämpfen.
Jahre des Flüchtlingswiderstands in Deutschland 1994 - 2014
Andere grundlegende Bestandteile unser Engagement waren seit jeher der Kampf gegen koloniales Unrecht, um das Aufbrechen der Isolation von Flüchtlingen, um die Schließung der Lager und um Selbstorganisation im Widerstand gegen rassistische Diskriminierung und jede einzelne Abschiebung.
Seit 1996 hat unser Kampf zur Schließung von mehr als einem Viertel der Isolationslager und zur Unterbringung der Menschen in normalen Wohnungen im Staat Thüringen und darüber hinaus geführt.
Viele Flüchtlinge haben die Initiative ergriffen, gegen ihre Abschiebung Widerstand zu leisten und sie zu stoppen. Daraus entwickelten sich bundesweite Kampagnen und internationale Netzwerke für einen Stopp von Abschiebungen.
Unsere kontinuierliche Erfahrung mit rassistischen Polizeikontrollen und polizeilicher Gewalt beantworteten wir mit dem Slogan “Control the police”, denn wir sind nicht mehr bereit, die Diskriminierenung und Kriminalisierung auf Basis von Racial Profiling zu akzeptieren.
Wir rufen euch dazu auf, eure Inspiration mit uns zu teilen.
Zusammen sind wir inspiriert , unsere Kämpfe fortzusetzen, damit wir die Ungerechtigkeit der Nationen und ihre Beteiligung an und ihr Anzetteln von Kriegen und Ausbeutung offenlegen, denn dies sind Hauptgründe, die uns zu Flucht und Migration aus unseren Heimatländern zwingen.
Video: Democratic Insecurity!
http://www.youtube.com/watch?v=yILtzQ_WBTk
6-7 September, 2014 second preparation meeting for 20th anniversary of
Refugee resistance by the Voice, Refugees from different parts of the
movement meet together in Jena.
Political potential of Refugee’s position in EU was presented and discussed.
Read more.. http://lastring.org/
here the updated leaflets of the central call:
20years.The VOICE Refugee Forum Jena
DE: https://www.dropbox.com/s/mthungfyu2hn0n5/faltblatt_de.pdf?dl=0
EN: https://www.dropbox.com/s/aopokplxabzpgvi/faltblatt_en.pdf?dl=0
FR: https://www.dropbox.com/s/bc7rwl5y6mxhgs4/faltblatt_fr.pdf?dl=0
Nationwide Refugee Meeting in Jena, 6-7 Sept. 2014 in Jena
http://www.thevoiceforum.org/node/3719
Make a donation 750 X 20€ for 20 year anniversary of The VOICE Refugee
Forum for financial autonomy – no applications
http://www.thevoiceforum.org/node/3700