Rex Osa im Dialog mit Natasha A. Kelly und Nicolai Röschert
Montag, 14.12.15, 19 Uhr
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Str. 4, Berlin
Die deutsche Rüstungsindustrie macht jedes Jahr ein Millionengeschäft mit Waffen und Kriegsmaschinerie – und feuert so weltweit zahlreiche Konflikte aktiv mit an. Dieser Aspekt spielt in der Debatte um die steigende Zahl an Geflüchteten, die ihre Heimat verlassen müssen, noch eine zu untergeordnete Rolle. Für den Refugee Aktivisten Rex Osa ist jedoch ganz klar: „Wer Instrumente der Gewalt produziert oder ungerechte Wirtschaftsbeziehungen verstärkt, erntet Flüchtlinge.” Gerade auch in Ländern Afrikas sind Kriege und bewaffnete Konflikte immer wieder auch zentrale Fluchtgründe. Und Kriege und Konflikte haben wiederum noch tieferliegende, fast immer wirtschaftliche, Ursachen. Diese spielen aber in den aktuellen Strategien der EU und der Bundesregierung zur „Fluchtursachenbekämpfung“ absolut keine Rolle. Sie setzen auf die Bekämpfung der Flucht selbst – auch mit militärischen Mitteln und Hochrüstung. So wird die Problematik noch verschärft.
Rex Osa sagt dazu: „Deutschland heizt mit Waffenlieferungen und Kampfeinsätzen innerhalb des NATO-Bündnisses die Konflikte an; geht aber zugleich offensiv gegen die selbst mit ausgelösten Fluchtbewegungen vor. Die tatsächliche Ausfuhr deutscher Kriegswaffen verdoppelte sich 2014 im Vergleich zum Jahr davor auf 1,823 Milliarden Euro. Die Busndesregierung genehmigte etwa im Sommer 2011 den Verkauf von 200 »Leopard 2«-Kampfpanzern der Firma Krauss-Maffei-Wegmann an das die Menschenrechte verletzende Regime in Saudi-Arabien. Dies ist nur ein Beispiel, wie deutsche Waffen in Krisenregionen gelangen und gewaltsame Konflikte befeuern.“
Im Rahmen unseres Projekts „Warum wir hier sind? Afrikanische Perspektiven auf Flucht und Migration“ wollen wir mit Rex Osa, Natasha A. Kelly (Moderation) und Nicolai Röschert (AfricAvenir) diskutieren, wie die deutschen Rüstungsexporte mit Flucht und Migration aus Afrika zusammenhängen und welche direkten wirtschaftlichen und indirekten geostrategischen Interessen dahinter stehen und wer die Profiteure sind. Osa leitet daraus die Notwendigkeit zu politischen und wirtschaftlichen Veränderungen bei uns vor Ort ab. Aus den Kämpfen der letzten Jahre hat er vor allem dieses notwendige politische Engagement gelernt: „Wir haben lange dafür gekämpft, damit Geflüchtete würdig aufgenommen werden. Nun gibt es in Deutschland eine antirassistische Bewegung; Ehrenamtliche bringen Kleidung, Nahrungsmittel, setzen sich für humanitäre Bedingungen ein. Sie tun sich aber noch schwer damit, wenn wir die Proteste auf die politische Ebene heben und gegen die deutsche Regierung und die hiesige Rüstungsindustrie wenden; sie sehen Probleme oft nur in den Herkunftsländern.“
Die Veranstaltung wird auf Englisch und Deutsch stattfinden.
Eintritt gegen Spende
Der Ort ist barrierearm erreichbar.
Rex Osa ist Bewegungsarbeiter. Als politisch verfolgter flüchtete er 2005 aus Nigeria nach Deutschland. Als Asylbewerber erwarteten ihn statt Schutz Misstrauen und Ablehnung. Statt allerdings die ihm zugewiesene Rolle zu akzeptieren suchte er nach politischen Kontakten, trat 2007 der Flüchtlingsselbstorganisation „The Voice“ bei und beteiligte sich an der Aufklärung des Todes von Oury Jalloh, der 2005 in Polizeigewahrsam verbrannt war. 2010 initiierte er zusammen mit „The Voice“ die „Break Isolation“-Kampagne, die nicht nur zum Empowerment Geflüchteter beitrug, sondern innerhalb der Community und den Soli-Gruppen aus der Antira-Bewegung deutlich machte, wie wichtig die Selbstorganisierung Geflüchteter ist. Er gibt Abschiebeworkshops und vertritt die Bewegung Geflüchteter in Deutschland auf verschiedenen internationalen Veranstaltungen. Er vertrat die Rechte Geflüchteter auf der Internationalen Versammlung von Migranten und Flüchtlingen in New York 2013, auf dem Weltsozialforum Migration in Südafrika 2014 und auf vielen anderen Veranstaltungen der Flüchtlingsbewegung in Europa und weltweit.
Natasha A. Kelly ist akademische Aktivistin, die stets versucht Wissenschaft und Praxis miteinander zu verbinden und die Wichtigkeit und Notwendigkeit von Transferleitungen zwischen Politik und Gesellschaft zu betonen. Sie ist Doktorandin der Kommunikationswissenschaft, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin und Hauptvertreterin der Europäischen Union im Landesbeirat für Integrations- und Migrationsfragen des Berliner Senats. Die Dozentin hat an zahlreichen privaten und staatlichen Einrichtungen gelehrt, referiert und moderiert. Darüber hinaus ist die seit 30 Jahren in Deutschland lebende Mutter in unterschiedlichen sozialen Projekten engagiert, so z. B. in der Flüchtlingspolitik oder in unterschiedlichen Frauenselbstorganisationen.
Nicolai Röschert ist langjähriges Vorstandsmitglied von AfricAvenir Berlin, Politologe und arbeitet für Die Linke.
http://www.africavenir.org/event-details/cal/event/detail/2015/12/14/fl…|page_id-812.html