ENGLISH:
“The Day Of Refugees Agenda”
Protocol of Refugee Community Meeting with activists of The VOICE Refugee Forum in Jena, Saturday, 30.07.2016 https://thevoiceforum.org/node/4208
"Die Idee, einen Tag „Tag der Agenda der Flüchtlinge“ zu bezeichnen, um alle an die Untergerechtigkeit, unter der wir leiden, zu erinnern, wurde von den Frauen aus Kiel eingebracht. Dieses Ereignis könnte in verschiedenen Städten organisiert werden. Die Idee fand bei den TeilnehmerInnen Rückhalt. Es wurde erwähnt, dass der „UN-Flüchtlingstag“ von den Mitgliedern der reichen Staaten initiiert worden sei, die an den Kriegen teilgenommen hätten, durch die meisten Flüchtlinge weltweit erzeugt worden seien, und nun würden sie mit Krokodilstränen weinen, wenn sie diesen Tag zelebrieren. Wenn die Flüchtlingscommunity ihren eigenen Solidaritätstag erklären kann, wird das eine Inspiration für unsere Kämpfe innerhalb Deutschlands und Europas. Die Idee des „Tages der Agenda der Flüchtlinge“ wird in unseren örtlichen Gruppen diskutiert werden."
Hamburg: „Wir kommen zu euch“ - Die Flüchtlings-Community braucht euch!
https://thevoiceforum.org/node/4212
Protokoll des Flüchtlingscommunity-Treffens mit Aktivisten von The VOICE Refugee Forum in Jena, Samstag, 30.07.2016, 18.00h
Osaren hieß die anwesenden Flüchtlinge willkommen und lud sie ein, sich selbst vorzustellen. Er erklärte anschließend die Ziele von The VOICE, darunter unter anderem, dass die Gruppe gegen die Idee der Verfolgung der Flüchtlinge durch die europäischen Regierung steht und dass dies die Regierungen derselben Länder sind, die die Zerstörungen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge verursacht haben und immer noch verursachen.
Anschließend begann die Diskussion, wobei folgende Probleme und Angelegenheiten besprochen wurden:
1. Viele Flüchtlinge leiden aufgrund ihrer nationalen Zugehörigkeit mehr unter Rassismus und Diskriminierung als andere (z.B. wurde das Beispiel eines Kurden angeführt, der mit seiner Familie auf der Straße schlief)
2. Eine sehr schlechte Behandlung durch die verschiedenen Behörden, insbesondere die Bürokratie, wenn es um die Familienzusammenführung geht, die üblicherweise länger als ein Jahr dauert, was psychologisch sehr schmerzhaft ist
3. Viele Flüchtlinge wollen arbeiten, aber können nicht, weil es sehr lange dauert, bis sie einen Aufenthalt bekommen.
4. In vielerlei Hinsicht fehlt es an Gerechtigkeit für die vielen Flüchtlinge, die in Deutschland leben: Arbeitserlaubnis, Aufenthalt, Familienzusammenführung sind Beispiele für die Probleme, und oft sind Flüchtlinge aufgrund der Verwaltung oder wegen der deutschen Beamten verpflichtet, mit Mittelspersonen zusammenzuarbeiten.
5. Korruption und Diebstahl in den Lagern und die Ausbeutung von Flüchtlingen
6. Flüchtlinge erhalten wegen schlechter Kassenführung nicht den monatlichen Geldbetrag, den sie eigentlich bekommen sollten.
7. Ein Flüchtling aus Togo erklärte sein Problem: Er lebt seit 2004 in Deutschland und seine Ex-Freundin hat ihm das Kind weggenommen, weil er keinen Aufenthalt hat.
8. Die Bürokratie in Deutschland ist sehr schlimm: Es sind viele Dokumente erforderlich, um einen einfachen Vorgang abzuschließen.
9. Frau Zubaida stellte ihre gesundheitliche Situation als Person mit einer Krebserkrankung dar. Sie kann ihre medizinische Behandlung nicht fortführen, weil sie keinen Aufenthalt hat. Man hat ihr erklärt, dass sie ihre Behandlung selbst zahlen müsse, aber sie kann das nicht. Die Unterkunft, in der sie seit acht Monaten lebt, ist dreckig und das macht sie sehr anfällig für Krankheiten, da ihr Immunsystem nicht funktioniert.
10. Fehlender Zugang zu Schulen und Universitäten für diejenigen, die eigentlich dafür in Frage kämen. (Hier wurde auf die Erfahrungen von Tawfik Bezug genommen)
11. Die Wohnungsproblematik greift uns stark an, da sie uns dem Umgang mit Mittelspersonen aussetzt.
12. Jugendlichen wird es aufgrund der Schwerfälligkeit des Prozesses der Familiezusammenführung schwer gemacht, ihre Familien in Deutschland wiederzutreffen. Manche sind mittlerweise über 18, heißt das, dass sie das Recht darauf verloren haben?
Die Tagesordnung der Diskussion wurde aufgrund dieser Aspekte dahingehend angepasst, dass all dies miteinbezogen werden konnte.
Die TeilnehmerInnen waren überwältigt hinsichtlich der Anzahl der im Treffen anwesenden Flüchtlinge aus Kiel. Wir waren optimistisch, dass diese Solidarität und der Austausch uns helfen würden, eine Lösung für viele Probleme, wie zum Beispiel die Wohnsituation und andere damit zusammenhängende Aspekte der Ungerechtigkeit gegenüber Flüchtlingen, zu finden.
Ein Flüchtling fragte: Unterstützen uns die Deutschen? Diese Antwort brachte die Diskussion: Es sind unsere Probleme und unser Ziel ist es, uns gegenseitig zu unterstützen, indem wir die Anzahl der Stimmen der Solidarität von Seiten der Flüchtlinge erhöhen, und es wurde bekräftigt, dass wir uns selbst gegen die Ungerechtigkeit, der wir begegnen, verteidigen, bis wir unsere Rechte zurück und Gerechtigkeit für alle bekommen haben. Die Flüchtlinge haben alle fast die gleichen Probleme und mit Solidarität werden wir unsere Rechte erlangen. Wir verlangen, als normale Menschen, die in diesem Land leben, behandelt zu werden.
Osaren erwähnte, dass er vor 20 Jahren politisches Asyl erhalten hat, doch dies habe ihn nicht davon abgehalten, seinen politischen Kampf weiterzuführen. Wir könnten auf die Erfahrungen so vieler Flüchtlinge in ihren politischen Kämpfen zurückgreifen, sowohl auf positive als auch negative, und wir hätten aus unseren Fehlern gelernt, doch wir müssten mit unserem politischen Kampf weitermachen. Jeder von uns hat ein Problem, doch wir müssen uns einander solidarisch zeigen, alleine können wir unsere Ziele nicht erreichen.
Aufgrund der Themen, die angeführt wurden, wurde die Diskussion angepasst. Aufgrunddessen wurde vorgeschlagen, dass die Leute aus Kiel eine Facebookseite eröffnen sollten, die als Plattform für Solidarität und für gegenseitige Ratschläge zur Situation der Flüchtling und zur Unterstützung der Flüchtlinge in den Städten und Regionen der Flüchtlingscommunitys genutzt werden sollte.
Die anwesenden Flüchtlinge waren sich einig, dass die Familienzusammenführung ein sehr wichtiger Aspekt ist und sobald als möglich behandelt werden sollte, zumal einige Familien sich in Kriegsregionen befinden und nicht länger warten können. Wir sollten die deutsche Kultur der Abschiebung nicht unterschätzen, denn sie ist kriminell.
Der zweite Tag
Die Anwesenheit war nicht so stabil wie am vorherigen Tag, daher konnte die Diskussion nicht wie geplant weiterverfolgt werden. Die afghanischen Flüchtlinge kamen und gingen dann wieder, sie hatten Verständigungsschwierigkeiten hinsichtlich der Sprache. Sie erwähnten Probleme mit Abschiebeandrohungen, dem Ausschluss von Deutschkursen und mit der Unterbringung, aber sie blieben nicht, um dem weiteren Verlauf der Diskussion zu folgen. Wir wollten eigentlich Gruppen bilden, so dass sich jede Gruppe mit einem anderen Aspekt beschäftigen konnte, aber das wurde nicht gemacht.
Einige Flüchtlinge sprachen über die schlechte Behandlung in ihren Lagern.
Die Idee, einen Tag „Tag der Agenda der Flüchtlinge“ zu bezeichnen, um alle an die Untergerechtigkeit, unter der wir leiden, zu erinnern, wurde von den Frauen aus Kiel eingebracht. Dieses Ereignis könnte in verschiedenen Städten organisiert werden. Die Idee fand bei den TeilnehmerInnen Rückhalt. Es wurde erwähnt, dass der „UN-Flüchtlingstag“ von den Mitgliedern der reichen Staaten initiiert worden sei, die an den Kriegen teilgenommen hätten, durch die meisten Flüchtlinge weltweit erzeugt worden seien, und nun würden sie mit Krokodilstränen weinen, wenn sie diesen Tag zelebrieren. Wenn die Flüchtlingscommunity ihren eigenen Solidaritätstag erklären kann, wird das eine Inspiration für unsere Kämpfe innerhalb Deutschlands und Europas. Die Idee des „Tages der Agenda der Flüchtlinge“ wird in unseren örtlichen Gruppen diskutiert werden.
Es wurde auch über die Angst einiger Flüchtlinge vor einer Bestrafung ihrer Aktivitäten durch den Staat gesprochen, aber man stimmte darin überein, dass wir nur durch unsere politische Aktivitäten unsere Wertschätzung wiedergewinnen können.
Von TeilnehmerInnen aus Kiel gab es auch den Vorschlag, dort eine Flüchtlingscommunity-Gruppe zu gründen, die um ihre Rechte kämpfen sollte. Es wurde über die Möglichkeit, sie als The VOICE Refugee Forum in Kiel zu bezeichnen, gesprochen.
The VOICE ist willens, die Kieler Gruppe zu unterstützen, aber die Gruppe muss auch davon überzeugt sein, dass sie sich selbst umeinander kümmern und in Solidarität mit anderen Flüchtlingen nach Lösungen suchen müssen.
Die TeilnehmerInnen begrüßten es sehr, dass die Flüchtlingsfrauen aus Kiel zusammen mit den Männern aktiv sind - anders als viele andere Flüchtlingsfrauen, die sich nicht als Teil eines gemeinsamen Kampfes der Flüchtlinge begreifen, um gegen die Ungerechtigkeit des Systems zusammenzukommen.
Die Flüchtlinge aus Kiel versprachen ebenfalls, in ihren Lagern alle zwei Wochen Flüchtlingscommunity-Treffen zu organisieren. Es wurde auch betont, dass es wichtig ist, unsere Diskussionen und die Situation der Flüchtlinge in unseren Regionen zu dokumentieren.
Mit dem Netzwerk der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migrantinnen arbeitet The VOICE zusammen und tauscht Ideen aus. Beides sind keine humanitären Unterstützungssorganisation, die Flüchtlingen lediglich politische Unterhaltung oder Sozialarbeit bieten und auf kulturelle Assimilation im Sinne politischer Integration abzielen, denn sie sind Teil der politischen Bewegung von Flüchtlingen und MigrantInnen; es sind wir, die Flüchtlinge selbst, die die Lösungen finden als selbstorganisierte Community in unserem Kampf um Selbstbestimmung gegen die Ungerechtigkeit und die Repressionen gegenüber Flüchtlingen.
Hinsichtlich der Anzahl der TeilnehmerInnen stellte das Treffen zufrieden. Insgesamt nahmen an dem viertägigen Treffen mindestens 55 Personen teil: 29 Flüchtlinge aus Thüringen und 26 aus Kiel, Bochung, Berlin, Hannover und Cuxhaven.
Amir aus Cuxhaven schlug vor, zum schnellen Austausch von Ideen eine WhatsApp-Gruppe zu gründen.
Es wurden auch Videos davon gemacht, wie einige der Flüchtlinge ihre Situation erklärten.
Protokoll von Aktivisten aus Kiel