An die Leiterin
Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt
Büro Landrätin, Marion Philipp
Schloßstrasse 24
07318 Saalfeld
buero-landraetin@kreis-slf.de
c/o
Thüringer Innenminister
Dr. Karl-Heinz Gasser
Steigerstrasse 24
99096 Erfurt
mbuero@im.thueringen.de
Jena, den 31.03.2008
Bitte um Stellungnahme zur Verantwortung in Katzhütte - The VOICE Forum (Jena)
Sehr verehrte Frau Philipp…
als Verantwortliche über die amtliche Verwaltung „Ihres“ Landkreises möchten wir (The VOICE Refugee Forum
Sie haben im öffentlich-rechtlichen Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland (MDR-04.03.2008) vor laufender Kamera die Unterbringung von Asylbewerbern in `Baracken´ wider besseren Wissens abgestritten und darüber hinaus behauptet, dass - obwohl Ihnen die Existenz von nachweislich krankmachendem (Schwarz)Schimmel in den z.T. auch mit Kindern belegten Unterkünften der `Gemeinschaftsunterkunft´ Katzhütte bekannt
gewesen sein musste – von „trostlosen“ Zuständen keine Rede sein könne!....
Halten Sie Ihre Aussagen für eher menschlich – oder letztlich doch nur für gesetzlich vorgegeben?
- ist Ihnen der Zusammenhang zwischen (Schwarz)Schimmel und möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigung von Menschen bekannt – oder (von Amts wegen) eher nicht?
– kennen Sie den Unterschied zwischen deutschen und anderen Kindern oder anderen Menschen und warum diese in Deutschland in dieser Weise offenbar `behandelt´ werden dürfen?
Im Wissen darüber, dass Sie als verwaltende Vertreterin einer übergeordnet beschlossenen Willensgemeinschaft nur bedingt entscheidungsfähig sein dürften, verweisen wir explizit auf eine persönliche Verantwortung politisch handelnder Personen und deren rechtlicher Handlungsfreiräume.
Angesichts der auch in der hier fraglichen „Einrichtung“ (extra!) für Asylbewerber bestehen wir weiterhin auf unseren grundsätzlichen Forderunungen:
- Ende der Isolation in geschlossenen „Heimen“ und der damit verbundenen bürokratischen Willkür über Bargeld, Bewegungsfreiheit, selbstbestimmten Lebens und damit der Würde der betroffenen Menschen
- Aufgabe der bestehenden Abschiebungspolitik, die Abschaffung der Residenzpflichtparagraphen sowie die Beendigung der erniedrigenden Gutschein-Praxis
Im Verlauf der aktuellen öffentlichen Berichterstattung wurde mehrfach konstatiert, dass die in Katzhütte (und anderswo!) vorherrschenden Bedingungen „für deutsche!“ Staatsbürger nicht zumutbar sind – welche anderweitig (`menschlich´) vertretbaren Maßstäbe sollen hier also vollstreckt werden?
Die fraglich konsequente Ausgangslage für einen Großteil der (nicht nur)im vorliegenden Falle Betroffenen lautet: Ihrem Asylantrag in Deutschland kann zwar nicht stattgegeben werden, weswegen Sie konsequenterweise abgeschoben werden müßten – aber („leider“?) herrscht gerade Krieg in Ihrem Heimatland oder aber die allgemeine politische Lage läßt eine unbedenkliche `Rückführung´ als unzumutbares Risiko erscheinen ....
umgekehrt: selbst Krieg und politische Verfolgung sind in Deutschland kein Grund asylberechtigt zu sein!
Die Ab- bzw. Nichtanerkennung eines bürgerechtlichen Status´ mündet letztlich in der Zumutung von Zuständen, die Menschen(rechten) nicht mehr gerecht werden (wollen?)!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
The VOICE Refugee Forum (Jena)
e-mail: thevoiceforum@emdash.org
internet: http://www.thevoiceforum.org
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Artikel in der Thüringer Allgemeine - 31.03.2008
Wirtschaftsfaktor Flüchtling
http://www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.thueringen.volltext.php?
kennung=on1taTHUThuNational39536&zulieferer=ta&kategorie=THU&rubrik=
Thueringen®ion=National&auftritt=TA&dbserver=1
Auf einer Kundgebung in Saalfeld wollen heute Asylbewerber gegen ihre miserable
Unterkunft in Katzhütte protestieren. Eine wirkliche Lösung gibt es für sie bislang nicht - denn die Fehler liegen im System.
ERFURT. Wie dusche ich richtig? 1. Körper nass machen. 2. Wasser aus!!! 3. Körper einseifen. 4. Körper abwaschen. 5. Wasser aus. Sonst: Zimmer kalt! Den Zettel mit dieser Aufschrift lesen die Bewohner, bevor sie in dem früheren DDR-Ferienlager die Gemeinschaftsduschen betreten. Einige müssen dafür rund 300 Meter von ihren Wohnräumen gehen, bei Wind und Wetter. Weil die Baracken alt, baufällig und nur für den Sommer konstruiert sind, breiten sich Risse wie riesige Spinnennetze über bröckelndem Putz; pechschwarzer Schimmel zerfrisst die Innenwände.
Nach massiven Protesten verspricht der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt nun eine Sanierung. Doch das ist vielen der meist von Krieg und Flucht gepeinigten Bewohner zu wenig: Sie wollen raus.
Die Forderung ließe sich ohne Weiteres erfüllen, denn in den 27 anderen Heimen des Landes gäbe es noch genug Platz für die 88 Iraker, Aserbaidschaner und Armenier von Katzhütte.
Rund 2000 - gut die Hälfte der Asylbewerber im Freistaat - leben in Heimen; die anderen sind anderweitig untergebracht. Eine Verlegung aus Katzhütte verhindert aber ein starres System: Das sieht eine Verteilung der Asylbewerber auf alle Landkreise vor, um die Kosten gerecht zu verteilen - die aber letztlich ohnehin das Land trägt.
Zugleich verdienen private Betreiber an den Asylbewerbern, sie werden von den Kommunen bezahlt. Ihr Interesse ist wirtschaftlicher Gewinn, wie bei jedem Unternehmen. Also wird schon mal das Geld für Betreuer gespart. Oder eben für die Ausstattung. Und verbindliche Standards sind oft keine Vorschrift.
Der Konflikt ließe sich lösen, darin sind sich viele Experten einig, würden die Kreise selbst die Heime betreiben. An ungenutztem öffentlichen Wohnraum besteht schließlich kein Mangel und die Kosten insgesamt wären wahrscheinlich nicht höher.
Ungeliebt sind Asylbewerberheime aber in Thüringen so oder so: Zu Beginn der 90er Jahre wurde gerade in den Dörfern gegen ihre Eröffnung protestiert, später gegen ihre Schließung - als man in Supermärkten und in Kindergärten bemerkte: es kommt kaum noch jemand.
30.03.2008 Von Alexander DEL REGNO
http://www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.thueringen.volltext.php?
kennung=on1taTHUThuNational39536&zulieferer=ta&kategorie=THU&rubrik=
Thueringen®ion=National&auftritt=TA&dbserver=1
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Kommentar:
Wir legen Wert auf die Feststellung, dass es den Asylbewerbern aus Katzhütte nicht darum geht von einem absolut inakzeptablen "Heim" in ein anderes - möglicherweise nicht schimmelverseuchtes - zentralisiertes Lager umverteilt zu werden (wo ja auch wieder Geld umverwaltet wird!)!
Die eindeutigen Forderungen lauten: Unterbringung in normalen Wohnungen, Schluß mit der Gutschein-Praxis, Bewegungsfreiheit ohne "Residenzpflicht" und Bleiberechtsregelungen statt Abschiebeprinzip!
Vielen Dank für die Unterstützung unserer Forderungen!
The VOICE Refugee Forum (Jena)
-MDR TV zu Katzhütte
Ärger um Asylbewerberheim. In Katzhütte im Thüringer Wald leben Asylbewerber in einem ehemaligen Kinder-Ferienlager - unter Bedingungen, die kein Deutscher hinnehmen würde 04.03.2008 http://www.youtube.com/watch?v=t9x6pwq4xB4&feature=related
Part 2 -MDR TV zu Katzhütte vom 11. März 2008!
Tumulte vor Pressekonferenz in Katzhütte
Die Bewohner des Asylbewerberheims in Katzhütte haben die Presse eingeladen, um auf die katastrophalen Wohnbedingungen aufmerksam zu machen. Das Treffen eskalierte fast. (12.03.2008) http://www.youtube.com/watch?v=VkeHN9lI3e4&feature=related
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The VOICE Refugee Forum Jena
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