Sachsen-Anhalt: Prozess um Tod in Polizeizelle unterbrochen
Hauptangeklagter nach Schlaganfall auf unbestimmte Zeit verhandlungsunfähig
15.04.2008
Dessau-Roßlau (epd). Ein Jahr nach Prozessbeginn wird die Verhandlung um den gewaltsamen Tod eines Afrikaners in einer Polizeizelle in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) für unbestimmte Zeit unterbrochen. Der Hauptangeklagte Andreas S. habe einen Schlaganfall erlitten und sei verhandlungsunfähig, sagte ein Sprecher des Landgerichts Dessau-Roßlau am 15. April auf epd-Anfrage. Der damalige Dienstgruppenleiter liegt den Angaben zufolge derzeit im Krankenhaus. Im Anschluss an die Behandlung sei eine Rehabilitationsphase mit noch unbestimmter Dauer geplant.
Bei dem Brand in einer Haftzelle des Dessauer Polizeireviers war der Flüchtling Oury Jalloh am 7. Januar 2005 ums Leben gekommen. Der 47-jährige Andreas S. ist wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Neben ihm muss sich zudem der 45-jährige Polizist Hans-Ulrich M. wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Seit März 2007 wurden an 42 Verhandlungstagen mehr als 50 Zeugen gehört.
Nach Angaben des Gerichtssprechers wurden alle Prozesstermine bis Mitte Mai aufgehoben. Bei der Erkrankung eines Angeklagten kann die Hauptverhandlung für bis zu sechs Wochen unterbrochen werden. Aufgrund der hohen Anzahl der bisherigen Prozesstage sei zudem eine weitere Verlängerung um 30 Tage möglich, so der Sprecher. Bei einer fortgesetzten Verhandlungsunfähigkeit müsse der Prozess komplett neu aufgerollt werden. (...) (1835/15.04.2008)
http://www.epd.de/ost/ost_index_55419.html