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Demonstration für Schließung des Heimes in Katzhütte
_Saalfeld. Gestern fanden sich etwas mehr als 100 vorwiegend junge Menschen in der Fußgängerzone in der Blankenburger Straße zu einer Demonstration für die Schließung des Heimes in Katzhütte ein. Unter den Demonstranten waren auch zahlreiche ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Organisiert wurde die Veranstaltung von Antifaschistische Aktion Saalfeld und „The Voice“. Unterstützt wurden die Organisatoren vom Bündnis 90, den Grünen und der Linken.
Bevor sich der Demonstrationszug in Bewegung setzte, machten Sprecher noch einmal auf den baulichen Zustand des Heimes in Katzhütte aufmerksam. Das Landratsamt habe zwar inzwischen Sanierungsmaßnahmen angekündigt und durchgeführt, aber die Organisatoren der Demonstration als auch die Heimbewohner befürchten, dass diese Maßnahmen nur oberflächlich seien und nur wenige Wochen später der Schimmel wieder zum Vorschein käme.
Neben den baulichen Mängeln des Heimes in Katzhütte, machten Sprecher auch auf die Isolation der in diesem Heim lebenden Menschen aufmerksam. Die Menschen hätten aufgrund ihrer finanziellen Situation und der Entfernung des Heimes von der Kreisstadt keine Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Lebensmittel bekommen die Heimbewohner nach dem Gutscheinsystem. Das Taschengeld sei so gering, dass sich die Bewohner genau überlegen müssten, für was sie dieses Geld ausgeben. Für Kinobesuche in Saalfeld oder andere gesellschaftliche Ereignisse bliebe nichts übrig, denn auch die Fahrten mit dem Bus oder mit der Bahn in die Kreisstadt für Arzt- oder Behördenbesuche müssten vom Taschengeld bezahlt werden. Ein weiteres Problem bestehe darin, dass sich diese Menschen auch keine Arbeit suchen dürfen. Um die Wege zu verkürzen und am gesellschaftlichen Leben teil haben zu können, fordern die Heimbewohner eine Unterbringung in Saalfeld und die Schließung des Heims in Katzhütte.
In Katzhütte sind viele Menschen untergebracht, deren Asylantrag abgelehnt wurde. Eine direkte Rückkehr in ihre Heimat sei auch nicht möglich und eine Rückkehr über Drittländer in der Praxis nicht durchführbar. Diese Menschen hätten in diesem Heim absolut keine Perspektive.
Kritisiert wurde aber auch die so genannte Residenzpflicht. Diese Vorschrift aus dem Asylverfahrensgesetz verbietet den Menschen den jeweils zugewiesenen Bezirk zu verlassen. Das Übertreten dieser Grenze kann sogar mit einer Freiheitsstrafe geahndet werden. Während in einigen anderen Bundesländern das jeweilige Bundesland nicht verlassen werden darf, gilt in Thüringen eine strengere Regel. Hier darf nicht einmal der Landkreis verlassen werden.
Ein Sprecher der Organisatoren betonte, dass Katzhütte bei weitem kein Einzelfall sei. Nicht nur dort, sondern in Heimen in ganz Deutschland leben Menschen unter solchen oder ähnlichen Bedingungen und in völliger Isolation. Es wurde an das Heim in Sondershausen erinnert. Dort seien Familien getrennt und die einzelnen Familienmitglieder auf verschiedene Zimmer aufgeteilt worden, welche sie zusammen mit fremden Mitbewohnern teilen mussten. Es gab keine Heizung und nur eine Gemeinschaftsdusche im Keller. Das Heim in Sondershausen wurde im Oktober 2007 geschlossen nachdem die Bewohner ein neues Zuhause unter menschenwürdigen Bedingungen in Sondershausen bzw. in der Umgebung gefunden haben.
Gegen 16.45 Uhr setzte sich der Demonstrationszug Richtung Landratsamt in Bewegung. Auf dem Weg dorthin forderten die Teilnehmer lautstark mit „Stop Deportation“ die Schließung des Heims in Katzhütte.
Vor dem Landratsamt forderten Sprecher der Organisatoren die Landrätin Marion Philipp auf, die gesetzlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Bewohner des Heimes unter menschenwürdigeren Bedingungen unterzubringen und das Heim in Katzhütte zu schließen.
Gegen 18.00 Uhr löste sich die friedliche Demonstration langsam auf. Nach unseren Informationen gab es bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Zwischenfälle.
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Text/Fotos: J. Bauer
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Saalfeld
Druck auf das Landratsamt wächst
An die hundert Leute demonstrieren in Saalfeld für die Schließung des Heimes Katzhütte
Saalfeld (OTZ/TS/KM). Der Druck auf das Landratsamt bezüglich der Schließung des Aslybewerberheimes Katzhütte wächst. Gestern demonstrierten an die hunderte Leute in Saalfeld gegen die Zustände in dem ehemaligen Ferienlager und für eine baldige Schließung.
Aufgerufen zu der Demonstration hatten die Antifaschistische Aktion Saalfeld, der Kreisverband der Linkspartei/PDS und die Bündnisgrünen. "Alle Menschen im Lager sind immer wieder Schikanen der Heimleitung ausgesetzt und jeden Tag aufs neue Opfer rassistischer deutscher Ausländerpolitik, die sie in ständiger Angst vor Abschiebung leben lässt und ihnen durch die Residenzpflicht einfache Ausflüge so gut wie unmöglich macht", hieß es in dem Aufruf.
Zu dem Demonstranten gehörten ein Teil der Bewohner des Flüchtlingsheimes, Vertreter von Flüchtlingsorganisationen, die beiden Landtagsabgeordneten Sabine Berninger und Dr. Roland Hahnemann aus der Fraktion Linkspartei/PDS, der Linkspartei-Kreisvorsitzende Klaus Biedermann, DGB-Kreischef Bernhard Hecker und einige Dutzend Jugendliche aus Saalfeld und Umgebung.
Zur Unterstützung der Forderungen hatten sie Transparente gemalt, auf denen u.a. "Abschiebung oder Schimmelpilze - wer die Wahl hat, hat die Qual" zu lesen war. Heidi Lander, engagierte Ehrenamtliche in der Asyl- und Migrationsarbeit, hatte einen Kinderwagen für die Kinder der Asylbewerber in Katzhütte als symbolisches Geschenk dabei.
Zur Auftaktkundgebung an der Ecke Blankenburger Straße/Markt führte Mohammed Sbaih noch einmal die Situation in dem Heim vor Augen. Isoliert von der Außenwelt müsse man im Winter über mehrere hundert Meter durch Schnee zu den Gemeinschaftsduschen laufen, wo dann durch die Heimleitung auch noch vorgeschrieben wird, wie "deutsch" geduscht wird.
Mit einem Lautsprecherwagen, der von der Jungen Gemeinde Stadtmitte in Jena ausgeliehen war, zogen die Demonstranten dann durch die Fußgängerzone, über den Graben und durch die Schlossstraße zum Landratsamt, wo sie ihre Forderungen erneut aufmachten.
Mit Sprechchören und Reden wurde vor den geschlossenen Toren zum Hof des Landratsamtes lautstark die Schließung des Lagers in Katzhütte gefordert. Ein Teil der Demonstanten ging auch in den Innenhof, wurde aber von der Polizei höflich aufgefordert, das Gelände wieder zu verlassen. Die am Eisenzaun aufgehängten, selbst gemalten Transparente waren optischer Prodest.
http://www.otz.de/otz/otz.saalfeld.volltext.
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[Saalfeld] Flüchtlingsdemo
[Saalfeld] Flüchtlingsdemo
BlackRedPress - Radek 24.04.2008 21:23 Themen: Antifa Antirassismus
(BlackRedPress - Radek)Heute Nachmittag demonstrierten 100 Menschen in Saalfeld für die Schließung der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber im benachbarten Katzhütte. Die Demonstration vom Marktplatz zum Saalfelder Schloss, dem Sitz der Ausländerbehörde des Landkreises, war der vorläufige Höhepunkt der Kampagne für die dezentrale Unterbringung der Katzhütter Flüchtlinge.
Bereits im Februar hatten sich Bewohner des Heims Katzhütte mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit gewendet, in dem sie ihre dramatische Lage schildern und Abhilfe fordern. Die 88 Bewohner leben am Rande des Dorfes in einem ehemaligen Ferienlager in völliger Isolation von der deutschen Gesellschaft. Die Bungalows wurden in den 60er Jahren nur zur Nutzung während des Sommers gebaut und wurden seitdem nicht saniert; sie sind mittlerweile herunter gekommen und von Schimmel befallen. In dem Lager werden die Bewohner von der Heimleitung der Betreibergesellschaft K+S Immobilien entwürdigend behandelt und aus nichtigen Anlässen kollektiv bestraft. Nach den ersten Protestaktionen hatte die Landrätin Marion Philipp (SPD) angekündigt, der Landkreis werde am Lager Katzhütte festhalten, aber einzelne Mängel zügig beseitigen. Das ist bis jetzt nicht geschehen.
Eine Sanierung würde auch am Grundproblem der Heimunterbringung, der Isolation sowie der permanenten Kontrolle und Schikane, nichts ändern, wie Sprecher der Heimbewohner und der Flüchtlingsselbsthilfeorganisation The Voice Refugee Forum auf der heutigen Demonstration betonten. Alle Flüchtlinge müssten stattdessen dezentral in Wohnungen untergebracht werden.
Unter den Rufen "Abschiebung abschaffen!" und "Das Lager muss weg!" zogen die Demonstranten zum Landratsratsamt, an dessen Zaun sie ihre Transparente befestigten. "Kommt raus, kommt raus!", forderten sie die Behördenvertreter erfolglos zum Dialog auf. Weitere Redner, unter ihnen die Landtagsabgeordnete und Aktivistin des Flüchtlingsrates Sabine Berninger, versicherten den Katzhütter Flüchtlingen ihre Solidarität. Die Demonstranten kündigten zum Abschluss an, die Proteste bis zur Schließung des Lagers fortzusetzen.
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