Demo: 05.06.08 in Saalfeld - Schliessung des Asylbwerberlagers Katzhütte!
https://thevoiceforum.org/node/807
Repression gegen Solidaritätsdelegation in Katzhütte
https://thevoiceforum.org/node/782
The psychological oppression in Thueringen - Germany
A Report from the event of Saturday 26 April 2008 -The VOICE Refugee Forum in Jena.
https://thevoiceforum.org/node/795
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Der psychologische Druck /Psychoterror in Thüringen/Deutschland/Samstag 26 April 2008
Vom 25. bis 27. April 2008 fand in Jena eine dreitägige Flüchtlingskonferenz statt, organisiert von der Voice Jena. An die 50 Flüchtlinge reisten aus allen Bundesländern an, um auf dieser Konferenz weitere Veranstaltungen und Strategien gegen die Ablehnung der Flüchtlinge in Deutschland zu entwickeln, sowie eine Erklärung für die Rechte der Flüchtlinge in Deutschland zu entwickeln und gegen die unterdrückenden Gesetze einzustehen.
Auf der Tagesordnung am Freitag standen zuerst die Erfahrungsberichte der Flüchtlinge in ihrem alltäglichen Kampf um Anerkennung ihrer Menschenrechte in diesem Land. Ihre persönlichen Erfahrungen mit Polizeigewalt, massivem Rassismus und Diskriminierung in so gut wie allen deutschen Institutionen wie der Ausländerbehörde, dem Sozialgericht, den Abschiebegefängnissen und vor allem ihre negativen Berichte über die Asylbewerberheime, die die Flüchtlinge von der realen Welt isolieren und kaum als menschenwürdige Unterbringung bezeichnet werden können.
Felleke aus Ethiopia erzählte sein psychologisches Trauma über den dreimaligen Versuch der bayerischen Ausländerbehörde ihn nach Äthiopien abzuschieben. Die deutschen Behörden wurden durch Anforderung der äthiopischen Botschaft dazu angehalten, alle Flüchtlinge in ihr Heimatland abzuschieben, vor allem Mitglieder der Opposition.
In 5 verschiedenen Gefängnissen musste Felleke ausharren - der erste Gefänginsaufenthalt war in Augsburg im September 2006. Seine Hände wurden mit einem rauen und spitzkantigen Gürtel gefesselt, der in das Fleisch seiner Gelenke schnitt.
Er wurde nackt ausgezogen, durchsucht und alleine in einen schmalen Raum befördert und nach ein paar Tagen nach Frankfurt an den Flughafen befördert. Dort wurde er vor den normalen Passagieren in den hinteren Teil einer Lufthansa-Maschine gesetzt. Fuenf stark bewaffnete Uniformierte bewachten Felleke wie ein krankes Tier, einer vor ihm, einer hinter ihm, einer links, einer rechts. Der fuenfte ging vorraus, um den genauen Sitzplatz anzuweisen.
Felleke war von Kopf bis Fuß eingehüllt und musste geführt werden, weil er den Weg nicht erkannte. Um seinen Kopf war eine schwere Decke gelegt worden.
Beim eintritt in das Flugzeug, schüttelte Felleke seinen Kopf, so dass das Tuch verrutschte und er etwas sehen und mit dem Fluggästen kommunizieren konnte. Dies verursachte Panik bei seinen Bewachern und dem Flugpersonal. Die Bewacher packten seine beiden Mittelfinger und bogen sie schmerzvoll um. Felleke wurde gewahr, dass die Fluggäste um ihn herum sich distanzierten aus Angst vor Gefahr.
Er bat sie, bei ihm zu bleiben und rief laut:
"Ich bin kein Terrorist oder ein Krimineller, Ihr braucht Euch nicht zu fürchten. Bitte helft mir!"
Felleke kam in eine gute Position zu stehen und warf mit einer Art Karate Kick die Bewacher zu Boden. Doch die Bewacher packten noch aggressiver zu, sie waren schockiert und versuchten sofort, ihren Gefangenen wieder unter Kontrolle zu bringen.
Felleke fuhr damit fort, um Hilfe zu schreien, bis der Pilot darauf aufmerksam wurde und die Uniformierten aufforderte, mit Felleke das Flugzeug zu verlassen.
So wurde Felleke für’s Erste von der Abschiebung verschont.
Das zweite Mal wurde Felleke im Oktober 2006 von einem Gefängnis in München von drei Polizeibeamten eskortiert und ihm wurden wiederum die Handgelenke mit einem Gürtel zusammengeschnürt.
Diesmal versuchten sie es mit einer anderen Taktik: Wie beim ersten Mal wurde er verhüllt in das Flugzeug geführt und wurde gezwungen, sich hinzusetzen. Jedes Mal wenn er versuchte, aufzustehen, wurde er mit Gewalt niedergedrückt - wie ein Drill in einem Kindergarten, bis die Stewardess den Piloten informierte und dieser erneut die Gruppe aufforderte, das Flugzeug zu verlassen.
Vor diesem Procedere wurde in einem Raum im Flughafengelände mit Felleke beratschlagt: Sollte er der Abschiebung zustimmen und sich nicht wehren, könnte Felleke bei Ankunft den äthiopischen Behörden sagen, sein Paß sei in Flugzeug verloren gegangen. So waere nicht klar, ob Äthiopien sein Herkunftsland ist, doch es würde auch jede Rückkehr nach Deutschland versperren.
Dieser idiotische Vorschlag führt wieder vor, wie wenig Verstand die Weißen den Afrikanern Zugestehen und wie überheblich sie sich fühlen. Da ist ein Mensch in schmutziger Sträflingskleidung, ohne Gepäck, sein Mund zugetapt, begleitet von 4 uniformierten Maennern, die sich selbst Bodyguards nennen - und dieser Mensch soll dann den Verlust seines Paßes im Flugzeug anzeigen?
Soll der Paß durchs Fenster geflogen sein oder in der Toilette heruntergespült worden sein?
Der solidarische Besuch eines Flüchtlingsheimes in Katzhütte, Thüringen, Samstag, 26 April 2008:
Im Namen von Menschenwürde und Solidarität orderte die Jenaer Organisationsgruppe einen Bus, um das Flüchtlingsheim in Katzhuette, einem weiteren Ort im Nirgendwo in Thüringen zu besuchen. Wir wollten protestieren gegen den miserablen Zustand des Heimes und die sofortige Schließung fordern.
Die 2stündige Reise dorthin war friedvoll, bis wir das Lager erreichten. Es liegt auf einem Hügel, nicht unähnlich wie die Lage des Lagers in Freienbessingen, das kürzlich nach dem Protest des Voice Flüchtlingsforums und der Karawane geschlossen wurde. Ein Lager, das auch menschenverachtende Zustände beherbergte.
Isoliert auf einem Hügel gelegen, benachbart von einem Wald mit vielen wilden Tieren und Aufgangsstufen, die rutschig und in einem sehr schlechten Zustand sind, fühlten wir uns wie Bergwanderer in der Wildnis.
Auf der obersten Treppenstufe angekommen wurden wir von martialisch aussehenden Männern in Uniform begrüßt, die uns energisch den Zutritt verweigerten. Mit der Warnung, sie würden die Polizei rufen, schubsten sie Gruppenmitglider zurück. Ungeachtet der Gefahr, dass diese die Treppen und den Hügel herabfallen könnten.
Die Gruppe hielt energisch stand und beharrte auf Meinungsfreiheit und versuchte weiterhin, in das Gebäude vorzudringen. Die Männer verfolgten die Gruppe und drohtren weiterhin mit der Polizei und meinten, diese Aktivitäten wären für Flüchtlinge nicht gestattet und nicht legal.
Die Besuchergruppe ignorierte diese Drohungen und begann, ihren Slogan zu rufen:" Schaft die Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen in Deutschland ab"
Die erwähnten Männer waren von der Thüringischen Ausländerbehörde geschickt worden, um diese Aktion und somit die freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit zu verhindern. Doch sie scheiterten und standen dann kläglich in einer Ecke und beobachteten die Aktion.
Einige dieser Sicherheitsmänner sind selbst Ausländer. Sie werden als schlecht bezahlte Wachhunde von der Ausländerbehörde engagiert, wie im Fernsehen bekanntgegeben. Sie sind auf diesen Job stolz und treten nach unten, auf Menschen, denen sie eigentlich solidarisch verbunden sein sollten, um ihre Unzufriedenheit in bezug auf menschliche Wuerde auszudruecken.
Die Besucher fuhren mit ihrer Rezitation fort. Sie alle waren geflohen vor grausamen Bedingungen in ihren Heimatländern - geflohen vor Diktatoren und menschenrechtsverachtenden Systemen, die von der deutschen Regierung unterstützt und gefördert werden. Die gleiche deutsche Regierung behandelt die Flüchtlinge aus diesen Ländern wie Haßobjekte, inklusive unmenschlicher Abschiebetaktiken, wie von Felleke und unzähligen anderen erlebt, die in ihren Heimatländern dann mit Billigung der deutschen Regierung inhaftiert und ermodert werden.
Inklusive der hiesigen Polizeigewalt, die traurigerweise nicht selten in der Ermordung eines Flüchtlings endet und der mentalen Folter, denen die Flüchtlinge ausgeliefert sind, denn sie sollen sich stets klein und weniger wertvoll fühlen im Vergleich zu den "allmächtigen“ Deutschen.
Die Diskriminierung, die Flüchtlinge auf dem niedrigsten Level zu halten, sei es in den einfachen Grundbedürfnissen oder im Bildungsbereich, führt dazu, dass sie stets marginalisiert und nicht auf einer Augenhöhe wahrgenommen werden. Die Erlernung der deutschen Sprache ueber einen Minimalwortschatz hinaus wird nicht gefördert. Diese Taktiken sollen eine Integration - auch in die Welt der sogenannten Intelligentia verhindern.
Man lässt die Flüchtlinge im Ungewissen und unwissend - selbst die auf sie angewandten Gesetze sind unverständlich verfasst und kaum zu durchblicken.
Diese Regeln der Separierung und Unterdrückung sind die ungerechten Gesetzmäßigkeiten der Apartheid.
Der mentale Druck und die tagtägliche Fokussierung auf den allmächtigen Duldungsstempel zerren einen in die Krankheit.
Längst gefangen im Teufelskreis der Hilflosigkeit denkt man sich in ein Vakuumleben - angeleint an das Sozialsystem, ohne Arbeit, ohne Weiterbildung,und so nicht fähig aus eigener Kraft seinen sozialen Stand und seine Akzeptanz in der deutschen Gesellschaft zu festigen.
Die Gruppe fuhr damit fort auf den aktuellen Stand der sogenannten Entwicklungsländer einzugehen, die immer noch von den sogenannten Industriestaaten delegiert und geplündert und beraubt werden.
Und dass die Politik der internationalen Gemeinschaft nicht zu vertreten sei. All die Menschenrechtsorganisationen wissen sehr wohl um diese Situation und schreiten nicht wirklich ein, was sie wiederum als Unterstützer dieses Ausbeutersystem entlarvt.
Das Lager in Katzhütte ist so aufgeteilt, dass die Sanitärräume weit von den Wohnräumen entfernt sind und die Flüchtlinge zur Verrichtung ihrer täglichen Hygiene lange Wege laufen müssen. Man kann sich die Bilder im Winter gut vorstellen, wie die Flüchtlinge mit ihren Kindern an der Hand sich durch den Schnee kämpfen, um zur Dusche zu gelangen.
Der Kinderspielplatz ist neben der Müllhalde des Lagers angelegt, an dem auch die wilden Tiere aus dem benachbarten Wald nach Nahrung suchen.
Dies repraesentiert exakt die Bedingungen der Marginalisierten im aufrechterhaltenen deutschen System von Teilen, Unterdrueckung und Regel.
Unterdrückt und eingeschüchert und aus Angst vor ihrer Abschiebung oder vor Polizeigewalt wagten viele Bewohner des Lagers nicht, mit der Gruppe Kontakt aufzunehmen oder sich über die Zustände zu beschweren. Umso mehr konnte die Gruppe vorsichtiges Beäugen und traurige Gesichter wie von Gefangenen registrieren.
Mit diesem vorsichtigen Agieren hatten die Flüchtlinge in dem Lager sehr Recht, denn wie wir zu unserem Entsetzen feststellen mussten, hatte die Polizei unseren Bus bei unserer Rückkehr umstellt.
Die Flüchtlinge aus der Gruppe mit einer Residenzpflicht gefror das Blut in den Adern, denn sie dürfen sich offiziell nicht weiter als 3 Kilometer von ihrem Meldungsort entfernen. Vor allem die frischen Erzählungen über das Abschiebetrauma von Felleke ließ diesen Flüchtlingen den Angstschweiß auf die Stirn treten.
Fünf Polizeiwagen inklusive Polizeibusse wiesen darauf hin, dass sie sehr wohl vorhatten, Menschen aus unserer Gruppe festzunehmen.
Von deutschen Polizisten ermorderte Flüchtlinge: wie z.B.Dominik Koumadio aus dem Kongo, erschossen in Dortmund im April 2006 oder Oury Jalloh aus Sierra Leon, der halb tot geprügelt und dann lebend verbrannt wurde in einer Polzeizelle in Dessau im Januar 2005, kamen uns erschreckend in den Sinn.
Die Polizeibeamten konfrontierten die Gruppe über eine Stunde lang mit Fragen über unsere Absichten und warum wir hier seien.
Wir hatten nur einen friedlichen Protest unternommen und an die Menschenrechte appelliert.
Viele aus der Gruppe waren eingeschüchtert, denn ein Verstoß gegen die sogenannte Residenzpflicht hatte schon viele Flüchtlinge vor Gericht und ins Gefängnis gebracht.
Viele rannten in den nahe gelegenen Supermarkt tegut, um dort Schutz zu suchen. Die Kassiererin war geschockt aufgrund der vielen farbigen Menschen, die in ihren Laden stürmten. Sie folgte uns durch das ganze Geschaft und ziemlich irritiert warf sie uns die Quittungen von unseren Einkäufen zu.
Drei Flüchtlinge mit einem kleinen 8jährigen Mädchen fuhren zu der nächstgelegen Zugstation, um dort auf ein weiteres Polizeiauto zu stoßen. Die Polzei packte sie ins Auto und fuhr sie zu einer Bahnstation 5 Kilometer weiter, wo sie dann zu ihrer großen Erleichterung abgesetzt wurden. Voller Angst vor einer Festsetzung warteten sie im Aufenthaltsraum und das kleine Mädchen schaute durch die Fenster, um vor eventuell ankommenden Polizisten zu warnen.
So sehen diese Demokratie und dieses sogenannte entwickelte Land aus. Entwicklung und Demokratie, aber nicht für uns unerwünschte Flüchtlinge. Zivilisation und Menschlichkeit hat nicht nur mit Hochhäusern und einer funktionierenden Infrastruktur zu tun.
Es entstand eine Panik, Die Leute liefen wild auseinander, viele Eltern sogar ohne ihre Kinder, so dass Letztere weinend und schreiend umherirrten.
Andere Flüchtlinge aus der Gruppe hielten furchtsam aus und warteten auf das Auto, dass sie abholen sollte. Sie würden auch laufen, doch aus Angst, auf weitere Polizeiwagen zu stoßen, blieben sie am Parkplatz.
Am Ende hat die polizei das ganze friedliche Protestprogramm zerstoert und die Solidaritaet der Fluechtlinge untereinander gesprengt. Die Polizei hatte nur die Absicht, ihre Kontrollmacht und die Hilflosigkeit der in diesem Land nicht akzeptierten Menschen zu zeigen.
Von einigen forderten sie die Personalausweise und machten klar, dass sie den Mut, das System herauszuforden, verderben wuerden, dass sie die Menschen leiden lassen und die Furcht vor der Macht des Teile und Herrsche aufrechterhalten wuerden, die vor mehr als 100 Jahren auch nach Afrika eingefuehrt worden ist.
R.B.K.