Österreich: Größte Massenabschiebung der EU findet heimlich in Wien statt
Wien. Abschiebungen gibt es fast täglich – aber noch nie zuvor in dieser Dimension. Am Freitag wurden 71 abgelehnte Asylwerber aus elf EU-Staaten in ihre Heimat gebracht – per Charter-Maschine vom Flughafen Wien-Schwechat, direkt nach Lagos (Nigeria) bzw. weiter nach Banjul (Gambia). Die Öffentlichkeit wurde darüber nicht informiert.
Hier die Details dieser Abschiebung:
Die Abschiebung fand in der Nacht von 14. auf den 15. November statt
Eigentlich hätten 79 abgelehnte Asylwerber abgeschoben werden sollen. Bei acht von ihnen waren aber die Papiere nicht in Ordnung, sie mussten wieder in die jeweiligen EU-Staaten zurückgebracht werden.
Es war die bisher größte Charterabschiebung der EU, bisher üblich waren Flüge mit 15-20 abgelehnten Asylwerbern.
Asylwerber kamen per Flugzeug und Bahn aus Frankreich, Spanien, Polen, Slowenien, Deutschland, Schweiz, Luxemburg, Niederlande, Italien, Großbritannien und Österreich (aus Österreich: laut einer Quelle 3 Gambier, 2 Nigerianer).
An Bord war ein Arzt und zwei Menschenrechtsbeobachter (1 aus Niederlande, und Günter Ecker/Verein Menschenrechte für Österreich) plus 1 Beobachter von Frontex.
Pro „Abzuschiebendem“ waren 2,6 Polizisten an Bord, ergibt hochgerechnet 185. Vorgeschrieben sind 2 pro Asylwerber. Insgesamt waren 260 Menschen in der Airbus 330-300.
Ein „Voraus-Kommando“ (3 österr. Beamte, 1 Frontex-Mitarbeiter) ist am 12. November nach Lagos und Banjul geflogen, um die Ankunft vorzubereiten und die dortigen Behörden zu briefen.
Die „Abzuschiebenden“ wurden gefesselt in die Maschine gebracht, die ersten 30-45 Minuten mussten sie die Handschellen anbehalten. Als die Reisehöhe erreicht war, wurden sie abgenommen. Günter Ecker: „In begründeten Einzelfällen blieben ein Paar Leute bis zur Landung in Lagos gefesselt.“
Maximal 24 Stunden vor dem Abflug wurde die Reisetauglichkeit der Menschen ärztlich untersucht.
Ein Mann aus Nigeria flog freiwillig mit, weil er so viel Übergepäck hatte. Er hat sich durch den Abschiebeflug die Übergepäck-Kosten gespart (wollte ohnehin zurück nach Nigeria).
u.a. weil niemand davon wusste, gab es keine Kundgebung am Flughafen. Nur ein geistig Verwirrter 24-Jähriger versuchte aufs Rollfeld zu kommen. Gegenüber Caritas-Mitarbeitern am Flughafen gab er sich als UNO-Mitarbeiter aus. Wie gesagt, kein echter Aktivist, sondern ein Verwirrter.
Laut FRONTEX (http://www.frontex.europa.eu) kostete diese Abschiebung 569.535, 03 Euro für 71 Asylwerber
Kosten pro Abgeschobener: 8021 Euro
http://www.afrikanet.info/menu/news/datum/2008/11/21/
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Asylwerber
Geheime Massen-Abschiebung vom Airport Wien
Wien, 19. November 2008
Es war die größte Massenabschiebung der EU-Geschichte: Eine gecharterte Airbus-Maschine flog am Freitag 71 Flüchtlinge heimlich nach Nigeria.
© dpaAbschiebungen gibt es fast täglich - aber noch nie zuvor in dieser Dimension. Am Freitag wurden 71 abgelehnte Asylwerber aus elf EU-Staaten in ihre Heimat gebracht: per Charter-Maschine vom Flughafen Wien-Schwechat, direkt nach Lagos (Nigeria) bzw. weiter nach Banjul (Gambia). Die Öffentlichkeit wurde darüber nicht informiert.
Das ergeben ÖSTERREICH-Recherchen, die vom Innenministerium bestätigt werden. „Es handelte sich um eine EU-Abschiebung, bei der Österreich als ,Leading Nation' fungiert hat“, sagt Ministeriumssprecher Rudolf Gollia.
200 Beamte
Der Aufwand für die Massenabschiebung war gigantisch: 68 Nigerianer und drei Gambier wurden mit Zubringerflügen aus der halben EU nach Wien gebracht, fünf Asylwerber aus Österreich waren an Bord. Im Schnitt kamen auf jeden „Abzuschiebenden“ 2,6 Polizisten, knapp 200 in- und ausländische Beamte waren an Bord des gecharterten Airbus 330-200 (Kostenpunkt: 304.792 Euro). Zudem waren ein Arzt und zwei Beobachter dabei, die die gefesselten Afrikaner betreuten.
Lob
Dabei war auch Günter Ecker vom Verein Menschenrechte. Der umstrittene Menschenrechtler (er wurde wegen Behördennähe kritisiert) ist voll des Lobs: „Erstaunlich, wie professionell die Operation durchgeführt wurde“, sagt er.
Die Kosten der Aktion trägt übrigens die EU-Agentur Frontex: Sie erstattet den elf Nationen exakt 569.535,03 Euro zurück, den Mammut-Teil bekommt Österreich.
Demos
Warum aber die Geheimniskrämerei? Dazu Sprecher Gollia: „Es gab keine Notwendigkeit, die Operation zu kommunizieren.“ Beobachter glauben, dass man Proteste verhindern wollte: In Deutschland mobilisieren Charterabschiebungen tausende Demonstranten.
Autor: Florian Lems
http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/wien/Geheime_Massen-Abschiebung_…