de/eng) Erklärung des leagl teams aus athen zu ihre festnahme am 9.1. de/engl
Declaration of the Legal Team from Athens on Arrest on the 9th of January 2009
ERKLÄRUNG
Am 9.1.2009, nach dem Ende der das gesamte Erziehungswesen umfassenden Demonstration, wurde während des Abzugs eine große Menge von Demonstranten zusammen mit Anwohnern und vorbeikommenden Passanten nach intensivem Tränengaseinsatz und grundloser Verfolgung durch die Polizeikräfte im Eingang des Wohnhauses in der Asklipioustraße 14 eingeschlossen. Als Mitglieder des Rechtshilfeteams wurden wir informiert, daß einerseits die Leute grundlos an der Stelle eingekesselt worden waren und sie andererseits in genau diesem
Augenblick mit Schlägen traktiert wurden. In Wahrnehmung unserer Aufgabe als Anwälte eilten wir an den Ort des Geschehens. Wir zeigten den Polizeibeamten, die ihrerseits keine Erkennungsmarken trugen, unsere Anwaltsausweise und forderten Aufklärung über den Grund der Einkesselung, d. h. ob seitens der Eingeschlossenen strafbare Handlungen begangen worden seien. Als wir feststellten, daß sich unter den Eingeschlossenen blutende Verletzte befanden, verlangten wir die Anforderung eines Krankenwagens. Statt einer irgendwie gearteten Antwort -- in einer Atmosphäre, die aufgrund andauernden Chemikalieneinsatzes zum Ersticken war -- wurden wir von den "anonymen" Polizeikräften geschlagen und gewaltsam und in erniedrigender Art und Weise in den Gefangenentransporter gezerrt. Wir wurden, zusammen mit vier anderen Personen und anderen Kollegen, zum Polizeihauptquartier gefahren.
Zu keiner Zeit wurde uns der Grund für unser mehrstündiges und rechtswidriges Festhalten genannt. Zusätzlich wurde uns der Kontakt zu Verteidigern verweigert. Unseren Kollegen, die sich vor dem Polizeihauptquartier versammelt hatten -- unter ihnen waren auch Vorstandsmitglieder der Rechtsanwaltskammer Athen -- wurde der Zugang verboten. Viele von ihnen wurden geschlagen und verletzt. Schließlich wurden wir nach 3 1/2 Std. rechtswidrigen Festhaltens freigelassen.
Diese Verletzung unserer Rechte stellt sich als Fortsetzung der Einbruchs-"Durchsuchung" vor einigen Tagen durch Polizeieinheiten in die Wohnung einer Kollegin dar, die ohne die Einhaltung der gesetzlichen Voraussetzungen erfolgte, ohne Wissen und in Abwesenheit der Kollegin.
Die rechtswidrigen polizeilichen Praktiken zu unseren Lasten sind keine neue Erscheinung. Wiederholt konnten wir feststellen, daß sie ohne Grund gegenüber Menschen angewandt wurden, die praktisch ohne Verteidigungsmöglichkeiten dastehen. Vor allem die Praxis der massenhaften polizeilichen "Zuführung" in das Polizeihauptquartier, obwohl die Betroffenen ihre Personalien angeben und ihren Personalausweis mit sich führen, sowie mehrstündiges Festhalten ohne Kontaktmöglichkeit zu einem Verteidiger sind rechtswidrig und zutiefst undemokratisch. Oft werden während der "Zuführung" die körperliche Unversehrtheit und die Würde der Betroffenen verletzt. Diese Methoden führen zur Beschneidung der verfassungsmäßig verankerten Rechte wie Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, des Rechts auf Freizügigkeit und des Kontakts mit einem Verteidiger, sind mithin integriert in einen allgemeineren Rahmen, in dem die Menschen eingeschüchtert und zur Zielscheibe gemacht werden. Die Verantwortung für diese systematischen Rechtsverletzungen und die fortwährende Nichtahndung, die sie begleitet, trifft vor allem die politische Führung.
Die Intensität und die Verschärfung der staatlichen Repression macht unser Eingreifen und unsere Hilfeleistung im Rahmen der institutionellen und gesellschaftlichen Rolle des Rechtsanwalts als Verteidiger der Rechte und Freiheiten der Bürger noch notwendiger.
Wir werden auf der Erfüllung dieser unserer Verpflichtung bestehen.
Athen, 11. Januar 2009
RECHTSHILFEGRUPPE
legalaidgroup@gmail.com
6946375861, 6977586743, 6945874053
Griechenland: Netzwerk für Politische und Soziale Rechte - Kein Frieden ohne Gerechtigkeit
https://thevoiceforum.org/node/1037
NEWS RELEASE
Declaration of the Legal Team from Athens on Arrest on the 9th of January 2009
Athens, 11 January 2009
On 9 January 2009, after the pan-educational demonstration had ended, the Legal Aid Group of the Athens Bar Association was informed that a large number of protestors, pedestrians and residents were trapped by the special police force units at the entrance of an appartment building at 14 Asklipiou str. in Athens and were subjected to tear gases and other chemicals, and beatings.
In accordance with our mandate and our role in society we responded to these allegations and members of our group immediately visited the area. While presenting our lawyers' identity cards to the policemen who were not wearing insignia, we requested to be informed about the reasons of this blockage- namely whether the persons trapped behind the police forces had committed any illegal acts -and we also requested an ambulance for the transfer of the injured. In response, the policemen, who refused to reveal their identities, verbally attacked us, arrested 14 of our members and in a violent and degrading way pushed us inside the prison-van together with four citizens and brought us to the General Police Directorate of Athens.
At no stage and despite our repeated requests were we informed about the reasons of our arrest and our following 3,5 hour detention. We were denied access to counsel. Colleagues from the Athens Bar Association who gathered outside the building were not allowed to enter and some of them were verbally attacked and beaten during this process. After 3,5 hours of unjustified and unlawful detention we were set free.
This is not the first time police forces violate our most fundamental rights. The above-described events come in line with the unlawful entry and search of the appartment of a colleague lawyer by policemen a few days earlier, without a warrant and in breach of all procedural safeguards.
Such illegal police acts have been repeatedly perpetrated against citizens, who are often left without any form of protection. In particular, the recent practice of unjustified collective arrests and subsequent lengthy detention, without access to a lawyer, of citizens who carry with them the necessary documents and present their identity cards, is illegal and in breach of fundamental democratic principles.
Such "arrests" put human dignity and physical integrity of the victims at severe risk. They violate fundamental constitutional rights including the right to peaceful gathering, to freedom of expression, to freedom of movement and to access to a lawyer. We denounce these acts as part of a general policy of terrorising and randomly targeting citizens.
We hold the Greek Government directly accountable for these systematic violations of fundamental rights as well as the systematic police impunity that follows these acts.
This intensification of State suppression demands more than ever that we assume our roles as lawyers and intervene in order to defend the rights and freedoms of citizens and offer our assistance.
We will persist in the fulfillment of our duty.
Legal Aid Group
legalaidgroup@gmail.com
(+30) 6946375861, (+30) 6977586743, (+30) 6945874053
The Legal Aid Group was set up by members of the Athens Bar Association following repeated allegations about unlawful arrests during the recent demonstrations. The Group's mission and role is to ensure that each arrest will take place in accordance with law, that the fundamental rights of the arrestees will be protected and to provide immediate legal
representation where necessary.
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Griechenland: Netzwerk für Politische und Soziale Rechte - Kein Frieden ohne Gerechtigkeit
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