Hörer machen Programm | 17.08.2009
Katzhütte weiter in Betrieb
Vor einiger Zeit hat MDR INFO über die miserablen Bedingungen im Asylbewerberheim in Katzhütte berichtet. Norbert Sander aus Apolda möchte nun wissen, ob sich etwas verändert hat und wie die Situation für Asylsuchende im Freistaat generell ist? Matthias Reiche hat sich erkundigt.
Aufgrund des öffentlichen Drucks hatte das zuständige Landratsamt Saalfeld Rudolstadt einige Mängel eingeräumt und auch beseitigt. Es sind nun auch weniger Flüchtlinge in dem Heim. Familien und Kinder werden dort nur noch im Einzelfall untergebracht. Für die Verbliebenen aber hat sich die Situation nicht verbessert, sagt die Sozialpädagogin Antje Christin Büchner: "Die gesundheitlichen Gefährdungen wurden beseitigt. Aber es gibt immer noch Gemeinschaftseinrichtungen, was dem Grundrecht auf eine eigene Wohnung entgegensteht."
Abgeschnitten von allem
Um so mehr als die Asylbewerber in Katzhütte de facto abgeschnitten von der Außenwelt leben. Ein schwer erträglicher Zustand wie es die Bewohner empfinden. Das Problem in Katzhütte ist nicht der fehlende Komfort, ob es warmes Wasser oder nur kaltes gibt. "Bei mir zu Hause gab es oft nicht mal Strom", sagt ein junger Kurde, der im Iran vom Tode bedroht ist, weil er bewaffnet gegen Präsidenten Ahmadinedschad kämpfte. Er führt aus: "Es ist natürlich gut, dass ich hier in Sicherheit bin, dass ich nicht hungern muss und ein Dach habe und dies alles von der deutschen Regierung bekomme. Aber man gibt uns keine Chance, die Gesetze in diesem Land kennen zu lernen oder die Kultur und die Sprache. Wir sind hier weit weg von unseren Familien und auch von Euch Deutschen."
Asylbwerberheim Katzhütte ; Rechte: MDR/Matthias Reiche
Audio: Die Asylbewerber fühlen sich ausgegrenzt vom Leben.
Warten auf den Asylbescheid
Die Flüchtlinge in Katzhütte kommen aus Nordafrika, aus Indien, dem Iran und dem Irak. Und fast alle leben zwischen Hoffnung und Furcht, was mit ihnen wird. Einer versichert: "Die Heimleiterin Frau Maar bemüht sich sehr und hilft uns in vielen Dingen so gut es eben geht. Aber schlimm ist, dass man nicht weiß, wie lange diese Abgeschiedenheit dauert, diese Ungewissheit über die eigene Zukunft." Die meisten Flüchtlinge in Katzhütte erwarten sehnsüchtig Antwort auf ihren Asylantrag. Aber das kann dauern, weiß Antje Christin Büchner vom Flüchtlingsrat: "Zwischen Antragstellung und Entscheidung liegen manchmal Jahre."
Weniger Gemeinschaftsunterkünfte
In Thüringen ist die Zahl der sogenannten Gemeinschaftsunterkünfte wie in Katzhütte seit 2004 von 45 auf 25 gesunken. Grund ist, dass auch im Freistaat kaum noch Flüchtlinge ankommen. Deren Unterbringung praktiziert dann jeder Landkreis nach eigenem Gutdünken, erzählt Ellen Könnerker vom Flüchtlingsrat: "Manche Landkreise vergeben Wohnungen, andere setzen auf Gemeinschaftsunterkünfte." Im Landkreis Hildburghausen wurde sogar ein neues Sammellager aufgebaut, während gleichzeitig in Suhl und Eisenach die ungeliebten Gemeinschaftsunterkünfte abgeschafft wurden. Für die Flüchtlingsvertreter sind die beiden kreisfreien Städte damit ein Beispiel, dass so wie in anderen Bundesländern das Konzept einer dezentralen und etwas individuelleren Unterbringung von Asylbewerbern auch in Thüringen funktionieren könnte.
Zuletzt aktualisiert: 18. August 2009, 13:27 Uhr
Katzhütte weiter in Betrieb
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mdr. 15.08.2008
KatzhütteWieder schwere Vorwürfe gegen Asylbewerberheim