Stop Deportation: We demand the immediate release of Kevin Ikechukwu from the Deportation Prison (English + Deutsch) >>> https://thevoiceforum.org/node/1477
- Nigerianischer Flüchtlingsaktivist in Hamburger Abschiebehaft im Hungerstreik
Politischer Flüchtling und Mitglied von The VOICE Refugee Forum akut von Abschiebung bedroht
Wir verlangen die sofortige Haftentlassung von Kevin Ikechukwu
Vor zwölf Jahren floh Herr Ikechukwu aus einem nigerianischen Gefängnis. Als Aktivist gegen den Wahlbetrug und gegen die Inhaftierung des demokratisch gewählten Kandidaten Chief M.K.O. Abiola war Herr Ikechukwu in das Visier der staatlichen Sicherheitskräfte geraten. 1993 wurde er zum ersten Mal verhaftet und gefoltert. Später wurde er erneut inhaftiert. 1997 nach seiner Flucht aus dem Gefängnis ersuchte er in Deutschland Asyl. Er wurde nach Eisenach in Thüringen zugewiesen. Dort begann er mit „the VOICE Africa Forum“ und der „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“ zu arbeiten. Insbesondere die politischen Flüchtlinge aus Nigeria betrieben zu dieser Zeit eine sehr intensive Öffentlichkeitsarbeit gegen die Verbrechen der Regierung, für die Unterstützung der politischen Gefangenen und der demokratischen Kräfte in Nigeria.
Wie in anderen Fällen auch wurde Herrn Ikechukwu das Asylrecht verweigert, seine Anträge abgelehnt. Im Jahr 2002 wurde die Abschiebung vorbereitet. Diese wurde aufgrund der gesundheitlichen Situation Herrn Ikechukwus ausgesetzt. Die Ablehnung der deutschen Behörden seine Fluchtgründe anzuerkennen und die Gefahr für sein Leib und Leben im Falle einer erzwungene Rückführung brachten Herr Ikechukwu nach Irland. Seine damalige deutsche Freundin heiratete ihn dort im Jahr 2003 und er kehrte im Zuge der Familienzusammenführung nach Deutschland zurück. Im Jahr 2005 kam es zur Trennung, worauf Herrn Ikechukwu die Aufenthaltserlaubnis entzogen wurde. Erst nach zweijähriger Ehezeit hätte er einen eigenständigen Aufenthaltstitel haben können. Seit dieser Zeit begannen erneut die Bestrebungen der Ausländerbehörde – diesmal der Hamburger – Herr Ikechukwu aus Deutschland abzuschieben.
Am 25.11. 2009 fand im Flüchtlingslager in Halberstadt einer der berüchtigten Botschaftsanhörungen zur Ausstellung von Dokumenten zur Abschiebung statt. Herr Ikechukwu wurde zwei Tage vor diesem Termin festgenommen, dort vorgeführt und befindet sich seitdem in Abschiebehaft.
Aus einigen unglücklichen Umständen heraus sind die Informationen über seine Festnahme und seine Situation erst spät bei uns angelangt.
Wir konnten Herrn Ikechukwu am 23.12. 2009 besuchen.
Sein psychischer und physischer Zustand ist sehr bedenklich. Herr Ikechukwu hat permanent starke Kopfschmerzen. Dieser Krankheitszustand tritt schon seit vielen Jahren in mehr oder wenig starker Intensität auf. Er erhält verschiedene starke Schmerzmittel. Herr Ikechukwu leidet unter gefährlich hohem Bluthochdruck. Insgesamt ist die gesundheitliche Situation sehr schlecht.
Herr Ikechukwu hat am 21.12. 2009 aus Protest gegen die drohende Abschiebung einen Hungerstreik begonnen.
Die Abschiebehaft ist bis zum 04.01.2010 festgesetzt. Herr Ikechukwu hat gegen die Abschiebehaft Widerspruch eingelegt.
Wir fordern die sofortige Haftentlassung von Herrn Kevin Ikechukwu
- aus dringenden gesundheitlichen Gründen
- aus Gründen der nach wie vor existierenden Gefahr für sein Leben im Falle einer Abschiebung nach Nigeria (Herr Ikechukwu ist aus der Haft in Nigeria geflohen)
- aus Gründen der Humanität und Gerechtigkeit – Herr Ikechukwu lebt seit über 12 Jahren im Exil in Deutschland und in Irland, er hat sich hierzulande stark in der Menschenrechtsarbeit engagiert, und am hiesigen sozialen und kulturellen Leben aktiv beteiligt
Herr Ikechukwu braucht dringenden Schutz vor der Abschiebung. Wir rufen zur Solidarität und zur Unterstützung auf.
Adresse:
Kevin Ikechukwu
z.Zt.: JVA Billwerder
Dweerlandweg 100
22113 Hamburg
Besuchszeiten: Mittwochs 15:15 bis 17:15 (Einlass: 14:45 bis 15:15)
Es werden Spenden benötigt:
Verein zur Förderung der Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen e.V.
Hamburger Sparkasse; BLZ: 200 505 50; Kto-Nr.: 126 8134 259
Stichwort: Kevin
Hintergrundinfos: Kampagne gegen die Abschiebung von Herrn Ikechukwu 2002 siehe http://thecaravan.org/node/2241
weitere Informationen:
0174-150 84 57
Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Sektion Nord / Koordinationskreis Hamburg
Tel: 0049-(0)40-43 18 90 37
C/o Brigittenstraße 5
Fax: 0049-(0)40-43 18 90 38
20359 Hamburg
mail: free2move@nadir.org /www.thecaravan.org
Hamburg, 26.12.2009
Brief der KARAWANE Hamburg an Gericht und Behörde
Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Sektion Nord / Koordinationskreis Hamburg
Tel: 0049-(0)40-43 18 90 37
C/o Brigittenstraße 5
Fax: 0049-(0)40-43 18 90 38
20359 Hamburg
free2move@nadir.org http://thecaravan.org
Gesch-Nr.: 219d XIV 35925
An:
Amtsgericht Hamburg
Postfach 30 01 21
20348 Hamburg
Richter Hawellek
Ausländerbehörde Hamburg
Amsinckstrasse. 28
20097 Hamburg
Herr Mahlke
Aussetzung der Abschiebung von Herrn Kevin IKECHUKWU
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Mahlke,
sehr geehrter Herr Hawellek,
wir sind sind zutiefst betroffen über die Maßnahmen, die gegen unseren Freund und Aktivisten Herrn Kevin Ikechukwu zwecks einer Abschiebung nach Nigeria ergriffen wurden.
Wir bitten Sie eindringlich die Abschiebung auszusetzen und Herrn Ikechukwu aus der Abschiebehaft zu entlassen.
Herr Ikechukwu lebt seit über zwölf Jahren mit Ausnahme eines zweijährigen Aufenthalts in der Republik Irland in Deutschland. Der politische Gefangene floh 1997 aus der Haft in Nigeria und leidet bis heute unter den Auswirkungen der dort erlittenen Folter. Nach seiner Flucht aus Nigeria engagierte er sich hier in Deutschland stark in der nigerianischen Oppositionsbewegung, er ist Mitglied bei „The VOICE Refugee Forum“ und in der „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“ aktiv. Als Gefängnisflüchtling und seiner im Exil fortgesetzten regimekritischen Arbeit wäre sein Leben im Falle einer Abschiebung in großer Gefahr.
Herr Ikechukwu hat sich nie etwas in Deutschland zu schulden kommen lassen. Er hat sich immer für die Wahrung demokratischer Rechte und der Menschenrechte eingesetzt. Er hat die deutsche Sprache gelernt, sich in die Gesellschaft integriert und seine deutsche Lebenspartnerin geheiratet. Durch die unglückliche Trennung verlor er jedoch seinen Aufenthaltstitel.
Ikechukwus Gesundheitszustand hat sich im Zusammenwirken mit dem psychischen Druck der Abschiebung in den Verfolgerstaat in der Haft sehr verschlechtert. Selbst die Behördenärztin hält eine ärztliche Betreuung im Falle der Abschiebung für dringend notwendig. Neben den seit der Haft periodisch auftretenden extremen Kopfschmerzen wurde in Haft zusätzlich ein sehr hoher Blutdruck festgestellt.
Wir bitten Sie daher aus Respekt vor dem Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit und dem Gebot des Schutzes des Lebens, sich für die sofortige Haftentlassung und die Aussetzung der Abschiebung einzusetzen.
Herr Ikechukwu hat das Recht nach zwölf Jahren im Exil - geflohen vor den Grausamkeiten der Machthaber in Nigeria – endlich in Sicherheit zu leben.
Mit freundlichen Grüßen