1. Unter der Schirmherrschaft der „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“ hat "The Voice" vom 9. bis 13. September 2009 in der Friedrich-Schiller-Universität in Jena eine fünftägige Aktionskonferenz veranstaltet. Insgesamt waren ca. 50 TeilnehmerInnen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands nach Jena gekommen. Ursprünglich war von einer Anzahl von 150 TeilnehmerInnen ausgegangen worden. Wegen einer intensiven Kampagne gegen die Abschiebung des Voice-Mitglieds Felix Otto war aber die Mobilisierung für den Kongress nicht in dem Maße gelaufen wie vorher geplant. Auch zeigte sich im Laufe der Aktionskonferenz bei den Gesprächen, dass Flüchtlinge Angst hatten, sich z. B. aufgrund der Residenzpflicht am Kongress zu beteiligen. Entgegen den ersten Planungen wurde der Kongress daher nicht in Erfurt, sondern in Jena durchgeführt, wo man sich auf schon bewährte Strukturen wie (Vgl. Punkt 2) und ein hohes Maß an freiwilliger Unterstützung verlassen konnte.
9. September 2009, Mittwoch
Um 16.30 Uhr wurde die Konferenz in der Universität eröffnet. Osaren Igbinoba, Gründungsmitglied der Flüchtlingsorganisation The VOICE Refugee Forum und politischer Flüchtling aus Nigeria, referierte einleitend über die Kontinuität des kolonialen Rechts/Unrechts in Deutschland/Europa. Abends berichteten verschiedene AktivistInnen im „Grünen Haus“ in Jena über ihre Lebenssituation in den Isolationslagern. Ihre Erfahrungen dokumentierten sie mit einer Reihe von Fotos. Im Mittelpunkt stand der Kampf der Flüchtlinge in Möhlau (Sachsen - Anhalt)
10. September 2009, Donnerstag
Am Morgen wurde in der Umweltbibliothek im „Grünen Haus“ in Jena eine Pressekonferenz mit Organisatoren der Konferenz von The Voice Refugee Forum und der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen gegeben. Das Nachmittagsprogramm wurde eröffnet durch einen Vortrag von Sunny Onwenyeke (Bremen/Nigeria) mit dem Titel "Residenzpflicht. The Fortress Within". Anschließend wurde in einem Workshop über einen der Hauptslogans der Karawane „Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört!“ und über das Verhältnis von Unterstützung und aktiver Zusammenarbeit innerhalb des KARAWANE-Netzwerkes diskutiert. Es folgten Diskussionsrunden über Residenzpflicht, Abschiebungen und Abschiebungsflüge. Unter Anwesenheit des Schauspielers Maman Salissou Oumarou aus Dessau wurde abends der Film „Oury Jalloh“ gezeigt, eine Produktion von Asylbewerbern, jungen unabhängigen Filmemachern und Oury Jallohs Freunden. Der mehr als vierjährige Kampf der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ um die Aufklärung der Todesumstände Oury Jallohs, der am 7. Januar 2005 an Händen und Füßen fixiert auf einer Pritsche einer Dessauer Polizeizelle verbrannte, wurde von Marco del Pra‘, Thomas Kriska und Umbruch-Bildidarchiv in einer Fotoausstellung dokumentiert, die im Anschluss präsentiert wurde.
11. September 2009, Freitag
Im Plenum wurden am nächsten Morgen die Erfolgsaussichten eines für 2010 geplanten Tribunals gegen koloniales Unrecht diskutiert. Ziel ist es, das Fortwirken kolonialer Strukturen und Ungerechtigkeit nicht nur im Umgang mit Flüchtlingen aufzeigen und anzuklagen. Nachmittags wurden verschiedene Kampagnen u. a. zur Residenzpflicht, zu Mumia Abu-Jamal und zu den Protesten der kurdischen Syrer gegen das Abschiebeabkommen zwischen Deutschland und Syrien vorgestellt. Abends fand ein Live-Konzert mit der Band „Inouss Landozz“ aus NRW bzw. aus Togo statt. Sie präsentierten dem begeisterten Publikum African Beats, Acoustic und Percussions.
12. September 2009, Samstag
Im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen am Samstag standen die Idee einer unabhängigen Kommission zur Aufklärung des Todes von Oury Jalloh und Strategien gegen die Isolation von Flüchtlingen in Lagern.
Im Hinblick auf die Selbstorganisation von Flüchtlingen in Lagern berichteten Flüchtlingsaktivisten über den Aufbau von Basisgruppen in ihren Lagern. Betont wurde die Notwendigkeit der Dokumentation der Probleme und Zustände in den Heimen sowie des Fehlverhaltens von Lager- und Behördenangestellten. Zur Unterstützung der Veröffentlichung kommt dem Netzwerk der Karawane eine besondere Bedeutung zu.
Abends wurden verschiedene Filme gezeigt (u.a. der Film „Recolonize Cologne“ von Kanak Attack)
13. September 2009, Sonntag
Das letzte gemeinsame Plenum wurde genutzt, um noch einmal die Ergebnisse der letzten Tage zusammenzutragen und über die Perspektiven der weiteren Arbeit zu diskutieren.
2. Engagement von Freiwilligen
Im Hinblick auf das Engagement von Freiwilligen über die Einsatzbereitschaft der in The VOICE und der KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen engagierten Flüchtlinge hinaus wären die engagierte Unterstützung durch Studierende der FSU Jena zu nennen, die sich um die Bereitstellung der Infrastruktur an der Universität sowie um die Verpflegung mit gesundem Essen während des Tages kümmerten. Zu den langjährigen Unterstützern von The VOICE in Jena gehört auch der Verein Gerberstraße e.V. aus Weimar, der jeden Abend kostenlos Lebensmittel, Kochausrüstung und Köche für ein warmes Abendessen zur Verfügung stellte. Nicht zuletzt ist die langjährige Solidarität der "Mitbewohner" des "Grünen Hauses" in Jena zu nennen: So konnten das abendliche Film- und Diskussionsprogramm im Lesesaal der Umweltbibliothek der Grünen stattfinden, und für das Konzert am Freitag Abend stellte die Bar Grünowski im Erdgeschoss ihren Hauptraum zur Verfügung.
3. Erfahrungen und Ergebnisse
Das wichtigste konkrete Ergebnis der Konferenz ist der Vorschlag eines Tribunals gegen koloniales Unrecht. In Zusammenhang damit steh als inhaltliche Fortsetzung der Konferenz die Planung des KARAWANE-Festivals in Jena vom 4. bis 6. Juni 2010 in Gedenken an alle Opfer der Festung Europa mit afrikanischer MaskenTanz-Parade und Konzerten, Ausstellungen, Filmen und Installationen, das unter dem Motto „Afrika ist nicht weit weg – vereinigt gegen koloniales Unrecht“ stehen wird. Nähere Infos gibt es unter: Festival http://www.thevoiceforum.org/node/1417
4. Netzwerkarbeit
Für die Vorbereitung dieses Festivals hat sich ein Netzwerk von politischen AktivistInnen und KünstlerInnen gebildet, das sich bislang auf 10 Regionen in Deutschland erstreckt und auf andere Länder und Kontinente ausgebaut werden soll.
5. Öffentlichkeitsarbeit/Resonanz
Es sind mehrere Artikel in regionalen und überregionalen Zeitungen erschienen. Wichtige Texte wurden im Internet veröffentlicht.
Ingesamt sind folgende Presseartikel im Zusammenhang mit der Konferenz veröffentlicht worden:
• „Deutschland kollaboriert mit unseren Heimatländern“ (junge Welt vom 07.09.2009)
• „Isolierungslager im Thüringer Wald“ (Ostthüringer Zeitung Jena vom 10.09.2009)
• „Flüchtlings-Konferenz in Jena“ (JenaTV vom 10.09.2009)
• „Flüchtlingskonferenz -Vereinigt gegen koloniales Unrecht- in Jena“ (Evangelischer Pressedienst vom 10.09.2009)
• „Flüchtlinge bereiten Tribunal vor“ (junge Welt vom 14.09.2009)
• „Flüchtlingstreffen in Jena mit rund 50 Teilnehmern“ (Neues Deutschland vom 14.09.2009)
https://thevoiceforum.org/node/1390
Zentrale Texte, die auf der Konferenz inhaltlich präsentiert wurden:
- https://thevoiceforum.org/node/1300
- https://thevoiceforum.org/node/1279
6. Nachhaltigkeit
Wie in Punkt 3 und 4 schon erwähnt wurde, sind als ein Ergebnis der Konferenz der Plan eines Tribunals gegen koloniales Unrecht und das für den 4.-6. Juni geplante Karawane-Festival anzuführen. Am 23./24. Januar fand in Jena ein erstes bundesweites Planungstreffen mit TeilnehmerInnen und Interessierten aus über 10 deutschen Städten statt, in mehreren Orten fanden schon Informations- und Mobilisierungsveranstaltungen statt. Zahlreiche Künstler haben bislang ihr Interesse an der Teilnahme bekundet.
Mehr Info und links:
Zentraler Aufruf zum Karawane-Festival vom 4. bis 6. Juni 2010 in Erinnerung an die Toten der Festung Europa
http://thecaravan.org/taxonomy/term/54
To be updated with:
Summer reports and documemtation of the caravan delegates - on refugees and the living situations in Thueringen "Heims" with foto in 2009. (greiz, Goettingen, Ganglosfsommer)
Power point - presentation of Mbolo Yufanyi on self organisation of refugees of the The VOICE and The Caravan for the rights of refugees.
Names of activists who lead the discussion on the tribunal and the presentation of the photos by Thomas Kriska, the film - videos of Mama Salisou and Umbruch-bild with other activists of the conference.