John Adana says Thanks for the Solidarity against my deportation https://thevoiceforum.org/node/1701
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Wir danken allen Menschen, die uns unterstützt haben.
Wir rufen alle auf weiter und immer gegen Abschiebungen zu kämpfen.
Aboubakar Wan und John Adana
Die Gier nach dem glitzernden Stein, der seit der Kolonialzeit Europa die höchsten Gewinne bringt, hat von 1991 bis 2002 50.000 bis 200.000 Menschen in Sierra Leone und Liberia das Leben gekostet.
Viele junge kriegstraumatisierte Flüchtlinge aus Sierra Leone flohen ins Ausland. Doch während der "Diamantenkrieg" Hollywood erreichte und weltweit traurige Berühmtheit erlangte, waren die Flüchtlinge mit Asylverweigerung und Abschiebung konfrontiert. Ihr Trauma nahm keine Ende. Viele, die auf ihrer Odyssee für ein wenig Ruhe und Sicherheit in Deutschland ankamen, sind heute nicht mehr hier. Sie wurden abgeschoben oder flohen weiter. Diejenigen, die ihren Flüchtlingsstatus erkämpfen konnten, sind mit Asylwiderrufsverfahren konfrontiert.
„Das Trauma unserer Jugend, das Trauma des Kriegs in unserem Land zu verarbeiten, wäre möglich, wenn wir unseren Leuten, den Waisen, den Kindern, den Verstümmelten, den Müttern und der Jugend etwas geben können, dafür, dass wir im Exil sind.
Durch den Abschiebedruck und das Leben in Flüchtlingslagern unter den ganzen menschlich schwer zu ertragenden Bedingungen sind viele unserer Jugendlichen zerbrochen. Sie hatten schon das Trauma des Kriegs - die ständige Unsicherheit, die restriktiven Beschränkungen der Bewegung und der Bildung, die stattfindenden Abschiebungen, das hat ihnen den Rest gegeben. Wir haben immer dafür gekämpft, dass die Flüchtlinge aus dem Bürgerkrieg hier Schutz und vor allem Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten bekommen. Dann können sie unserem Land helfen. Aber damit läuft man hier vor Wände. Wir wurden frustriert damit. Der Kampf gegen die Abschiebungen überlagert alles. Die Behördenpraxis schafft menschliche Tragödien entgegen der Möglichkeit einer wirklichen Unterstützung für unser Land. Es sind eben hier wie dort die alten Machstrukturen geblieben in denen die einfachen Menschen zerrieben werden.“ aus einem Gespräch mit Foday Turay Sierra Leone e.V. Hamburg
Aboubacar Wan erhielt am 20.06. den positiven Bescheid über seinen neuen Antrag auf Aufenthalt. Vor dem Hintergrund von Herr Wans gravierender posttraumatischer Leiden musste das Bundesamt den Antrag seines neuen Rechtsanwalts auf einen Aufenthaltstitel nach §60 Abs.7 folgen. Es stellt fest: „Die Gefahr ist „erheblich“ i. S. Von §60 Abs.7 1 Aufenthaltsgesetz, wenn sich der Gesundheitszustand wesentlich oder gar lebensbedrohlich verändern würde und „konkret“, wenn der Asylbewerber alsbald nach seiner Rückkehr in den Abschiebestaat in diese Lage käme, weil er auf die dortigen unzureichenden Möglichkeiten der Behandlung des Leidens angewiesen wäre und auch anderswo wirksame Hilfe nicht in Anspruch nehmen könnte.
Aus der vorgelegten psychologischen Stellungnahme des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge REFUGIO Thüringen vom 09.03.2010 ergibt sich, dass der Gesundheitszustand des Antragstellers sich lebensbedrohlich verändern würde, sollte dieser derzeit nach Sierra Leone zurückkehren. ...“
Wenige Tage später stellte das Oberverwaltungsgericht im Klageverfahren gegen die Entscheidung des Verwaltungsgericht Gera das Verfahren ein und kassierte den Abschiebebeschluss des VG Gera. Dabei rügte das OVG, dass der Richter am VG Gera Herrn Wan Abschiebeschutz hätte gewähren müssen und zwar schon allein vor dem Hintergrund der Diabetes ohne den ergänzenden Vortrag der schweren Traumatisierung. Wir lassen von RechtsanwältInnen rechtliche Schritte für eine Entschädigung prüfen.
Herr Wan hat eine zwei-jährige Aufenthaltserlaubnis ausgestellt bekommen. Am Ende scheint sich alles zum Guten zu wenden, mag mancher denken. Doch das Unrecht bleibt. 9 geraubte Jahre in einer Warteschleife – auf die Abschiebung. Koloniales Unrecht
Das ist, was wir nicht vergessen können und dass es vielen anderen auch so geht.
„Ich kann sagen, dass ich ohne unsere Organisationen THE VOICE Refugee Forum und die KARAWANE nie Recht bekommen hätte. Ich danke allen Menschen, die mich unterstützt haben. Ohne unsere Selbstorganisierung wäre ich jetzt abgeschoben irgendwo in Sierra Leone, dort wo ich mit eigenen Augen sah, wie Menschen Hände und Füße abgeschlagen wurden, wo ich Vergewaltigungen auf offener Strasse sah, wo ich meine Eltern erschlagen fand. Ich hatte Grund zu fliehen, und ich hatte Recht auf Asyl - aber es ist mir verweigert worden. Ich musste in verschiedenen Lagern in Thüringen leben immer mit der Drohung der Abschiebung. Das hat mir die Krankheit Diabetes gebracht. Man lebt unter permanenten Stress. Gleichzeitig sind alle um dich herum im Lager in ähnlicher Situation. Isolation zur Vorbereitung der Abschiebung über Jahre macht jeden kaputt.“ aus einem Gespräch mit Aboubacar Wan.
Die Kampagne für die Verteidigung der Rechte Herrn Wans konnte nur durch Einsatz von vielen Freundinnen und Freunden und die finanzielle Unterstützung von Einzelpersonen und Organisationen durchgeführt werden. Es sind immer noch hohe Rechnungen offen, weil die legale Verteidigung seiner Rechte ohne Anwälte nicht möglich wäre. Daher hier noch einmal der Aufruf an alle, die es können und wollen, spendet das was ihr könnt sei es 1 Euro oder 100 Euro an das folgende Spendenkonto:
Stichwort: Aboubacar Wan
Empfänger:
Förderverein Karawane e.V.
Kontonummer: 4030780800
Bankleitzahl: 43060967
GLS Gemeinschaftsbank eG
John Adana erhielt am 01. Juni 2010 eine zweijährige Aufenthaltserlaubnis (§23 a Aufenthaltsgesetz) nach positiver Entscheidung der Thüringer Härtefallkommission.
Herr Adana floh im Jahr 2000 nach Deutschland. Er desertierte während des Krieg in Sierra Leone aus der Armee und entfloh den Kriegsgrauen nach Deutschland. Sein Recht auf Asyl wurde trotz der bekannten Hintergründe als unbegründet abgelehnt. Da er Arbeit gefunden hatte und damit seinen Lebensunterhalt selbst finanzierte, erhielt er eine Aufenthaltserlaubnis. Er leistete schwere körperlich Arbeit teilweise über Leiharbeitsfirmen. In Zeiten wirtschaftlicher Krise sind befristet eingestellte Arbeiter und Arbeiterinnen zuerst von Entlassungen betroffen. Er verlor seine Arbeit bei einer Leiharbeitsfirma in Stuttgart. Er fand Arbeit bei einer Personalleasingfirma in Ludwigshafen. Am Ende des 10. Jahres seines Aufenthaltes in Deutschland, wurde ihm, obwohl er immer noch im Besitz eines unbefristeten Arbeitsvertrages war, sein Aufenthalt widerrufen. Am 08. Januar 2010 wurde seine Aufenthaltserlaubnis von der Gothaer Ausländerbehörde eingezogen und er bekam eine Duldung zusammen mit der Ankündigung der Abschiebung. John Adana kämpfte um sein Recht und erhielt viel Unterstützung.
„John Adana sagt Danke für die Solidarität
Aufgrund der Entscheidung der Härtefallkommission habe ich jetzt eine Aufenthaltserlaubnis für zwei Jahre erhalten. Als zu Beginn diesen Jahres meine Aufenthaltserlaubnis entzogen wurde und ein Termin für meine Abschiebung angesetzt wurde, brach für mich eine Welt zusammen. Angst und schlimmste Befürchtungen überkamen mich, aber ich fand aufrichtige Freunde, die mir zur Seite standen. Ich möchte mich ganz herzlich für Eure Hilfe und Solidarität danken.
Ich bedanke mich bei der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten und bei THE VOICE Refugee Forum für die schnelle Mobilisierung unzähliger Helfer, die sich für meinen Fall einsetzten. Weiter danke ich der Universität Göttingen, der Universität Berlin und der Universität Jena, wo ich in vielfältiger Weise Unterstützung fand. Herzlichen Dank auch dem Flüchtlingsrat Thüringen und der Organisation Pro Asyl, die sich für mich einsetzten. Ich bedanke mich bei der Waltershäuser Kirche für die freundliche Aufgeschlossenheit, ein eventuelles Kirchenasyl zu erörtern. Ich danke von Herzen allen Personen, die hinter meinem Fall gestanden haben und sich für mich engagiert haben, unter anderem unzählige Briefe und Faxe ge- bzw. unterschieben haben oder die in anderer Form meinen Fall zur Sprache gebracht haben. Ganz besonderer Dank gilt schließlich den Mitgliedern der Thüringer Härtefallkommission, die dann die Entscheidung zu meinen Gunsten herbeigeführt hatten.
Mein „neu gewonnenes Leben“ möchte ich dafür einsetzen, nun auch mit anderen Menschen zu solidarisieren. Ich möchte an meine Rede auf dem Holzmarkt in Jena zum Karawane-Festival anknüpfen. Menschen aus meinem Heimatland und Ausländer, die hier leben, benötigen Hilfe und Aufmerksamkeit. Wir dürfen auch die Menschen hier im Landkreis Gotha nicht vergessen, die ebenfalls große Probleme haben. Ich möchte für diese Leute da sein.
In besonderer Weise möchte ich auf Menschen mit einem besonderen Problem in meiner Heimat Sierra Leone und anderen afrikanischen Ländern aufmerksam machen. Es sind Albinos, denen Pigmente fehlen und die nicht nur Opfer von Diskminimierung, sondern die oft auch Opfer von grausamen Verbrechen werden. Drei meiner Freunde in Göttingen sind dabei, eine Organisation aufzubauen, die diesen Menschen Hilfe und Unterstützung zukommen lassen will, damit sie gleichberechtigt und ohne Angst Leben können. Bitte informieren Sie sich im Internet über die Albino Savers Association Sierra Leone unter: http://www.asasl.org
Wir möchten Schritte unternehmen, um zusammen zu arbeiten. Mein Plan ist es, zum Beispiel im Rahmen der Interkulturellen Woche im Herbst, in Waltershausen eine öffentliche Veranstaltung zu organisieren, bei welcher diese Organisation in der Öffentlichkeit bekannt gemacht wird. Vorbild könnte die Maskerade beim Karawane-Festival sein. Das sind Pläne, die ich mit allen, die sich vorstellen könnten, sich in dieser Sache zu engagieren, gern besprechen möchte.
Nochmals herzlichen Dank!
John Adana
John Adana says Thanks for Solidarity
Because of the decision of the Härtefallkommission now I got a permission to stay in Germany for two years. When my permission was withdrawn on begin of this year and a date was fixed for my deportation I felt my world breaking down. I was much scared and afraid of the worst ideas, but I found sincerely friends on my side. I want to say heartily thanks for your help and solidarity.
I'm thanking The Caravan and The VOICE Refugee Forum for the fast mobilizing of so many helpers, who are committed in my case. Also thanks to the university of Göttingen, the university of Berlin and the university of Jena, where I found support in many ways.
Heartily thanks to the Flüchtlingsrat Thüringen and to the organization Pro Asyl, which were committed on me. I'm thanking the church of Waltershausen for the open minded discussion about the eventually option of church asylum. I'm thanking heartily all persons, who where behind my case and engaged on my behalf for example with countless letters and faxes, written respectively signed by them or persons who raised an issue of my case in other way. A special thank is for the members of the Thüringer Härtefallkommission, which made the decision in favor of me.
I want to use my “new won life” for solidarity to other people now. I want to tie in with the words of my speech on the Holzmarkt square in Jena at the Caravan-Festival. People from my country and foreigners living here need help and attention. We should not forget the people of Landkreis Gotha which have big problems. I want to be present for such people.
Especially I want to gain attention for people with a particular problem in my country Sierra Leone and other African countries. These are albinos who have no pigments, which are not only discriminated but often become victims of cruelty crimes. Three of my friends in Göttingen are building an organization for aiding and supporting these people to enable them to live free of fear and get benefit of equal rights. Please inform yourself about the Albino Savers Association Sierra Leone at: http://www.asasl.org
We want to undertake steps for working together. I'm planning to organize public events on this theme in Waltershausen, may be at the Inter Cultural Week in autumn, to make public this organization. This could happen on the role model of the masquerade at the Caravan-Festival in Jena. Those are ideas I'd like to talk about with all people, who could imagine to engage in such issues.
Heartily thanks again
John Adana
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