Landessprecherin zu Besuch in Katzhütte
Nach Protesten von Flüchtlingen über die Unterbringungsbedingungen in der Thüringer Landesgemeinschaftsunterkunft (LGU) besucht Astrid Rothe-Beinlich am 15. Mai die Einrichtung.
foto: Protest gegen Unterbringung
Katzhütte ist eine kleine Gemeinde am Rande des Thüringer Waldes, ein Ziel für Wanderer und Goldwäscher im Sommer. Aber goldig ist dort nicht alles. Das geht jetzt aus einer Erklärung von Bewohnern eines Füchtlingswohnheims in Katzhütte hervor. Ende Februar 2008 veröffentlichten die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft Katzhütte Forderungen, denn sie wollen unter keinen Umständen weiter unter den bestehenden Bedingungen in diesem Heim leben.
Neben Schimmel und begrenztem Zugang zu warmem Wasser und Kochmöglichkeiten müssen sie nach eigenem Schilderungen herabwürdigende Behandlungen ertragen. Außerdem haben sie kaum Geld zur Verfügung, nach eigenem Bekunden noch nicht einmal um mit ihren Kindern zum Arzt zu fahren, weil ihnen die Sozialhilfe ausschließlich in Essensgutscheinen ausgezahlt wird.
foto Risse in der Außenwand der Unterkunft
Mit Unterstützung des Flüchtlingsforums "The Voice" haben sie bereits Ende Februar einen Text veröffentlicht, der ihre Lebenssituation beschreibt: Die Bewohner beklagen die völlige Isolation, in der sie leben. Die Verkehrsanbindung zum nächst größeren Ort sei schlecht. Abgesehen davon fehle ihnen Bargeld, um ein Ticket zu kaufen, denn ihre Sozialhilfe erhalten sie ausschließlich in Form von Gutscheinen. Bevor die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft den Ort Katzhütte verlassen können, müssen sie zunächst einen Urlaubsschein beantragen. Wie kompliziert das ist, schilderte der Sprecher der Bewohner, der 40-jährige Mohammed Sbaih. "Um uns aus Katzhütte wegzubewegen, müssen wir einen Urlaubsschein bei der Ausländerbehörde in Saalfeld beantragen. Das Zugticket, um nach Saalfeld zu fahren, müssen wir selber bezahlen. Da wir aber für die Gutscheine ausschließlich Lebensmittel bekommen, haben wir kein Geld für ein Ticket".
Gemeinsam mit VertreterInnen der Stadt und der Betreiberfirma besucht Astrid Rothe-Beinlich am Donnerstag die Gemeinschaftsunterkunft in Katzhütte. Vor ihrem Besuch sagte Landesprecherin von Bündnis 90/ Die Grünen in Thüringen: "Mein vordringliches Anliegen ist es natürlich, mir vor Ort selbst ein Bild von der derzeitigen Situation in der LGU zu machen und sowohl mit den Verantwortlichen als auch mit den AsylbewerberInnen ins Gespräch zu kommen, die dort nach wie vor leben".
Foto Selbstorganisation der Flüchtlinge in Katzhütte
Außerdem betonte die Grünenpolitikerin: "Mir geht es nicht um Alarmismus. Dass allein schon die geographische Lage der LGU für die dort untergebrachten Menschen mehr als schwierig ist, ist unumstritten. Wie jedoch mit den Protesten insbesondere von Mohamed Sbaih und Mustafa Sajren umgegangen wurde, ist für uns nicht akzeptabel. Auch möchte ich sehen, ob es nach wie vor Schimmelbefall in den eigentlich nicht zu Wohnzwecken gebauten Bungalows gibt und ob diese als Wohnraum überhaupt zumutbar sind".
Bündnis 90/ Die Grünen möchten erreichen, dass alle AsylbewerberInnen möglichst dezentral in normalen Wohungen untergebracht werden und die Residenzpflicht, die das Verlassen des Landeskreises regelt für Asylbewerberinnen, abgeschafft wird.
Katzhütte) Astrid Rothe-Beinlich: Bericht zum Besuch vor getünchten Wänden
https://thevoiceforum.org/node/817