Wir rufen auf zur Solidarität und zur Prozessbeobachtung im Landgericht Zwickau, Platz der Deutschen Einheit 1, am Donnerstag den 17.03.2011 um 13.00 Uhr.
Der Termin, für den wir ursprünglich mobilisiert hatten, der 3.2.2011, war vom Richter verschoben worden, weil der Dolmetscher nicht zur Verhandlung erschienen war.
Unten folgen zum ursprünglichen Termin sowie die Beobachtungen und Überlegungen von The VOICE zum Umfeld der gescheiterten Verhandlung sowie die nach wie vor inhaltlich gültige Presseerklärung zum ersten Termin.
Kurzbericht und Reflexionen zum Gerichtstermin von Claudia Omoroghomwan am 3.Februar 2011
Berufungsverfahren wegen der Verurteilung zu zwei Monaten Gefängnis wegen Vorwurf der Entführung ihres Neffen Kelvin Abubakar wurde vertragt
Die Verhandlung war auf 13.00 angesetzt, Freunde von Frau Omoroghomwan, BeobachterInnen und Delegierte der Flüchtlingsorganisation von The VOICE waren aus verschiedenen deutschen Städten angereist. Da der Dolmetscher zunächst im Stau stecken geblieben war und später überhaupt nicht mehr zu erreichen war, wurde die Verhandlung gegen 13.45 Uhr vom Richter verschoben.
Nach dem Ende der nur wenige Minuten dauernden Sitzung spielte sich vor dem Gerichtssaal eine dramatische Szene ab: Inzwischen waren auch Frau Omoroghomwans Neffe und Bruder der bei ihr lebenden Mädchen zusammen mit Vertretern des Jugendamts/Mitarbeitern des Kinderheims angekommen. Sophia und Sandra, die älteren der drei Schwestern, gingen auf ihren Bruder zu und wollten ihn umarmen, Kelvin reagierte verunsichert, schien offenbar nicht zu wissen, wie er sich verhalten sollte. Die beiden Mädchen brachen in der Situation in Tränen aus, und konnten sich lange Zeit, nachdem ihr Bruder von den Vertretern des Vogtlandkreises weggebracht worden war, nicht beruhigen. In Tränen und Worten brachten sie immer wieder ihre Bestürzung über die Trennung und Entfremdung von ihrem Bruder zum Ausdruck.
Die Verzweiflung vor allem der beiden älteren Schwestern, Sophia und Sandra, die sich noch gut an ihren Bruder erinnern können, musste jeden Zweifel an der Existenz der familiären Beziehung zwischen den Kindern Lügen strafen. Diese war anfangs von den Behörden des Vogtlandkreises durchaus in Frage gestellt worden.
Es wurde aber auch deutlich, wie sehr die Entfremdungs- und Germanisierungspolitik des Jugendamts Vogtlandkreis und seiner Mitarbeiter ihre Wirkung gezeigt hatte. Zwar ließ sich von außen nicht erkennen, ob Kelvins distanzierte Reaktion seinen eigenen Gefühlen entsprach oder ob er damit die Erwartungen der offiziell für ihn Verantwortlichen erfüllen wollte, die ihn keinen Augenblick aus den Augen ließen. Auf frühere Versuche der Familie, mit Kelvin Kontakt aufzunehmen, hatte er offener und freudiger reagiert. Es könnte sein, dass man ihn gezielt von Frau Omoroghomwan entfremden wollte. Motive dafür ließen sich finden. Das anscheinend den Angestellten und Beamten des Kreises verordnete Misstrauen gegenüber einer afrikanischen Mutter mit fünf Kindern, die sich immer wieder gegen behördliche Schikanen zur Wehr gesetzt hat und die seit Jahren von diesen Behörden kriminalisiert wird, ist ein denkbarer Grund.
Auch wenn es nicht so verhält: Auf jeden Fall haben die Verantwortlichen das versäumt, was eigentlich von einer Behörde zu erwarten wäre, die sich das Wohl des Kindes als Ziel auf die Fahnen geschrieben hat, nämlich, Kelvin darin zu unterstützen, die Beziehung zu seinen engsten Verwandten wiederaufzubauen, die ihm helfen könnten, die biographische Kluft zu seiner Kindheit in Nigeria zu überbrücken. Das könnte aber für ein Kind, das mit dem Unfalltod der Eltern und dem späteren Alleingelassensein in einer völlig fremden, kulturell völlig anderen Umgebung möglicherweise traumatische Erfahrungen machen musste, existenziell wichtig sein.
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Berlin, den 31.01.2011
Pressermitteilung des THE VOICE Refugee Forum
Die Nigerianische Mutter Frau Claudia Omoroghomwan kämpft weiter gegen den Vogtlandkreis
Wir rufen auf zur Solidarität und zur Prozessbeobachtung im Landgericht Zwickau, Platz der Deutschen Einheit 1, Raum 241 (erste Etage) am Donnerstag den 03.02.2011 um 13.00 Uhr.
Noch ein weiteres Mal muss die nigerianische Mutter, Frau Claudia Omoroghomwan, sich vor einen Richter stellen. Dieses Mal wie in den anderen Fällen, um gegen ihre Kriminalisierung zu kämpfen. Im Oktober 2010 wurde vom Amtsgericht Auerbach eine Gefängnisstrafe von zwei Monaten gegen sie verhängt, weil das Jugendamt behauptete, sie habe ihren Neffen, Kelvin, entführen wollen (siehe Bericht: http://www.thevoiceforum.org/node/1738). Der Neffe und Bruder dreier bei ihr lebenden Mädchen, für die sie seit dem Tod der Eltern sorgt, lebt in einem Kinderheim im Vogtlandkreis. Die Möglichkeit, ihn in Ruhe zu besuchen, war ihr in den letzten Jahren durch das Jugendamt vereitelt worden. Von Anfang an begegnete man Frau Omoroghomwan, die sich aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehung für Kelvin verantwortlich fühlte, mit Misstrauen und Unterstellungen.
In der Urteilsbegründung vom Oktober wurde eine Reihe von Vorstrafen als strafverschärfend angeführt – offensichtlich um Frau Omoroghomwans „Hang zur Kriminalität“ zu belegen. Es handelt sich dabei durchwegs um Strafen, die mit ihrem Status als Ausländerin oder Flüchtling zur tun haben, darunter auch Verurteilungen wegen Verstößen gegen das diskriminierende und rassistische Residenzpflichtgesetz – Delikte also, die Deutsche gar nicht begehen könnten. Frau Omoroghomwan legte Widerspruch gegen die Entscheidung des Amtsgerichts Auerbach beim Landgericht Zwickau ein. Am 03.02.2011 wird der Berufungsprozess stattfinden.
Ein andere Gefängnisstrafe von 7 Monaten wurde wiederum vor kurzem gegen die Familienmutter verhängt - dieses Mal, weil das Jugendamt behauptete sie habe Körperverletzung bei einem ihrer Kinder begangen. Das betroffene Kind bestreitet diese Anschuldigung gegen die Mutter, auch vor einem Richter. Dieses Kind ist eines der Kinder, die im Mai 2008 von der deutschen Polizei brutalisiert und vom Jugendamt gegen ihren Willen und den ihrer Mutter in ein Kinderheim eingesperrt wurden (siehe: https://thevoiceforum.org/node/819 und https://thevoiceforum.org/node/949).
All dies zielt darauf ab, Frau Omoroghomwam zu kriminalisieren und eine Möglichkeit zu schaffen, ihr die Kinder zu entziehen - mit der Begründung, dass sie nicht in der Lage sei, sich um sie zu kümmern. Das Jugendamt versucht den Kindern das Gefühl der Unsicherheit zu geben, wenn sie bei ihr seien. Ihr Neffe hatte bereits geäußert, dass er enttäuscht ist, da sie ihn nicht beschützen könne.
Zudem zeugt sowohl das Verhalten des Jugendamts gegenüber der Familie als auch des Gerichts von Ignoranz gegenüber anderen Auffassungen der Bedeutung von Familie bei einem anderen kulturellen Hintergrund. Darüber hinaus scheint es dem Jugendamt darum zu gehen, Kelvin nicht nur von der Familie abzuschirmen und zu entfremden, sondern auch von seinen afrikanischen Wurzeln. Das Verhalten der Behörden des Vogtlandkreises gegenüber seinen Schwestern im Jahr 2008 sprach eine ähnliche Sprache.
Wir rufen auf zur Solidarität und zur Prozessbeobachtung im Landgericht Zwickau, Platz der Deutschen Einheit 1, Zimmer 241 (erste Etage) am Donnerstag den 03.02.2011 um 13.00 Uhr.
In Solidarität mit der Familie Omoroghomwan fordern wir:
1. Ein Ende der Kriminalisierung Claudia Omoroghomwans
2. Die Anerkennung der Rolle der verwandtschaftlichen Beziehungen.
3. Claudia Omoroghomwan das volle Sorgerecht für die bei ihr lebenden Kinder durch das Plauener Gericht zuzusprechen.
4. Die Möglichkeit der Wahrnehmung öffentlicher und sozialer Fürsorge ohne Diskriminierung und Kontrolle.
5. Die Freiheit sich überall niederzulassen wie jeder deutsche Bürger.
6. Das Bleiberecht für Claudia Omoroghomwan, welches durch die deutsche Staatsbürgerschaft ihres Sohns begründet ist, der am 6. November 2008 in Plauen geboren ist.
Für mehr Info:
Kontakt: Mbolo Yufanyi: The VOICE Berlin: +49(0)170/8788124
Weitere Informationen über Claudia Omoroghomwan unter:
https://thevoiceforum.org/search/node/Claudia+Omoroghomwan
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