-Oury Jalloh: Das Schweigen brechen - Konferenz und Demonstration fordern Aufklärung https://thevoiceforum.org/node/661
-(EN/DE/French/Turkish) CALL / AUFRUF DESSAU / BERLIN - MEMORIAL CONFERENCES AND DEMONSTRATION IN DESSAU 2008 https://thevoiceforum.org/node/657
-Prozessbericht Oury Jalloh von Rechtsanwältin Regina Götz für die Konferenz und Gedenkveranstaltung am 01.12.2007 in Jena zum 3. Todestag von Oury Jalloh https://thevoiceforum.org/node/644
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31.12.2007 / Inland / Seite 4
http://www.jungewelt.de/2007/12-31/051.php
Das Schweigen brechen
Oury Jalloh starb vor drei Jahren in Dessau. Konferenz und Demonstration fordern Aufklärung
Von Florian Osuch
Am kommenden Wochenende finden in Berlin und Dessau Aktionen und Veranstaltungen statt, die an den Tod von Oury Jalloh vom 7. Januar 2005 erinnern. Unter dem Titel »Break the Silence« (Brecht das Schweigen) fordern die Veranstalter die Aufklärung der Todesumstände. Zunächst ist am Samstag im Berliner Mehringhof eine Konferenz für die Opfer rassistischer Polizeigewalt geplant. Am Sonntag finden im Dessauer Beat Club eine Black-Africa-Konferenz und am Montag – dem dritten Todestag des Asylbewerbers – eine Gedenkdemonstration statt.
Der aus Guinea und Sierra Leone geflüchtete Jalloh lebte in Dessau und starb im Alter von 37 Jahren in einer Polizeiwache an den Folgen eines Brandes. In einer Arrestzelle soll er mit gefesselten Armen seine Kleidung selbst angesteckt haben; die Flammen griffen auf eine Matratze über und führten zum Tod Jallohs. In einem Mammutprozeß gegen zwei Polizeibeamte sollen zur Zeit deren Verantwortung sowie die genauen Todesumstände geklärt werden.
Angeklagt ist der Dienstgruppenleiter Andreas S. wegen Körperverletzung mit Todesfolge, weil er einem Feueralarm nicht unverzüglich nachgegangen war. Dem Polizeibeamten Hans-Ulrich M. wird fahrlässige Tötung vorgeworfen, da er bei der Personendurchsuchung ein Feuerzeug übersehen hatte, mit dem Jalloh den Brand gelegt haben soll. Die Staatsanwaltschaft Dessau geht davon aus, daß er hätte gerettet werden können, wenn die angeklagten Beamten richtig gehandelt hätten.
Bis der Prozeß im März 2007 eröffnet wurde, mußten viele Hürden genommen werden: Vertuschungsversuche von Behörden und immer wieder Verschleppungen aus Reihen der Justiz. So wurde zunächst im November 2006 eine Anklage abgelehnt, bis das Landgericht Dessau im Januar 2007 entschied, die Polizisten vor Gericht zu stellen. Inzwischen sind 34 Prozeßtage vergangen und 15 weitere geplant.
Zunächst versuchten Polizei und Justiz, den Fall auszusitzen. Doch nachdem die ARD-Dokumentation »Tod in der Zelle – Warum starb Oury Jalloh?« im Januar 2006 ausgestrahlt wurde, schlossen sich auch SPD und Linkspartei im Magdeburger Landtag der Forderung von Flüchtlingsinitiativen nach umfassender Aufklärung an. Der Film erhielt den Deutschen Filmpreis für Menschenrechte 2006.
Die Veranstalter der Konferenz vom Wochenende sprechen von Mord an Oury Jalloh und kritisieren »rassistische Polizeibrutalität«. Flüchtlinge erlebten tägliche Diskriminierung durch gesellschaftliche Ablehnung, Residenzpflicht, drohender Abschiebung und rassistische Übergriffe.